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- 27.08.2019
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Nach Klage des Staates Oklahoma
Opioidkrise: Johnson & Johnson zu 572 Millionen Dollar Strafe verurteilt
572 Millionen Dollar, das sind umgerechnet rund 515 Millionen Euro, muss Johnson & Johnson an den US-Bundesstaat Oklahoma zahlen. Das Unternehmen hat, so befand ein Gericht, unrechtmäßig Analgetika mit Suchtpotenzial beworben und so die Opioidkrise befeuert. Die Klage richtete sich auch gegen andere Unternehmen – Purdue Pharma und Teva. Die haben sich jedoch auf einen Vergleich geeinigt.
Der Staat Oklahoma hatte Anklage gegen mehrere Pharmaunternehmen erhoben. Der Vorwurf lautete, die Firmen hätten mit unangemessenen Werbemaßnahmen für ihre Opioidschmerzmittel geworben, wobei sie die Risiken aus Profitgier bewusst herunterspielt hätten, und so die Opioidkrise in dem Bundesstaat befeuert. Mehr als 4000 Menschen sind dort Medienberichten zufolge in den letzten 20 Jahren an den Folgen eines Opioid-Abusus' gestorben – der US-Bundesstaat hat aktuell knapp 4 Millionen Einwohner.
Zwei der beklagten Hersteller, Purdue Pharma – der Hersteller des berüchtigten Oxycontins – und Teva, hatten sich allerdings auf Vergleichszahlungen in Höhe von insgesamt 355 Millionen US-Dollar geeinigt. Allerdings ohne dabei ein Fehlverhalten zuzugeben. Der Konzern Johnson & Johnson hingegen, dessen Pharmasparte Janssen-Cilag unter anderen Fentanylpflaster vertreibt, ließ es auf einen Prozess ankommen. „Wenn man im Recht ist, muss man kämpfen“, zitieren US-Medien die J&J-Anwälte in diesem Zusammenhang.
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Staatsanwaltschaft hatte über 17 Milliarden Dollar Strafe gefordert
Nicht im Recht sieht den Konzern allerdings das zuständige Gericht in Oklahoma – J&J wurde zu einer hohen Strafe verurteilt. Eine Zahlung von 572 Millionen Dollar (515 Millionen Euro) ordnete der zuständige Richter Thad Balkman am gestrigen Montag an. Etwa einen Monat hatte sich der Richter für seine Entscheidung Zeit genommen, nach einem siebenwöchigen Prozess. Oklahomas Generalstaatsanwalt Mike Hunter hatte eine deutlich höhere Strafe von über 17 Milliarden Dollar gefordert.
„Die Firma hat wiederholt Warnungen der US-Regierung und der eigenen wissenschaftlichen Berater bezüglich der Gefahren dieser Arzneimittel und der Risiken, wie sie vermarktet wurden, ignoriert. Das konnten wir zeigen“, erklärte laut einem Bericht des US-Senders „CBSNews“ Generalstaatsanwalt Mike Hunter auf einer Pressekonferenz am Montag. „Wir konnten beweisen, dass J&J seine Milliardenmarke aus Gier und auf dem Rücken von Schmerz und Leid unschuldiger Menschen aufgebaut hat“, so Hunter.
Urteil gilt als richtungsweisend, J&J will in Berufung gehen
Die Entscheidungen in Oklahoma werden von Klägern in anderen Opioidfällen US-weit genau beobachtet. Sie gelten als richtungsweisend. Vor dem Bundesgericht in Cleveland (Ohio) sind laut der Agentur Reuters 1850 Verfahren anhängig, die überwiegend von kommunalen und staatlichen Regierungen ausgehen. Auch die Ratiopharm-Mutter Teva und J&J werden sich dort in Kürze verantworten müssen.
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Zuversicht bei J&J
J&J hat angekündigt, gegen das Urteil aus Oklahoma in Berufung zu gehen. Einer Pressemitteilung zufolge ist die Firma zuversichtlich, damit erfolgreich zu sein. Die eigenen Produkte machten weniger als ein Prozent der gesamten Opioidverschreibungen in Oklahoma und den Vereinigten Staaten aus. Die Pharmasparte Janssen habe die Opioid-Krise nicht verursacht, wird Michael Ullmann, Executive Vice President, General Counsel, Johnson & Johnson in der Mitteilung zitiert. Weder die Fakten noch das Gesetz stützen diese Schlussfolgerung, so Ullmann.
Die Entscheidung des Gerichts sei fehlerhaft, heißt es weiter. Dem Staat sei es nicht gelungen, Beweise vorzulegen, dass Produkte oder Handlungen der Firma die öffentliche Ordnung in Oklahoma gestört hätten. In den Augen von J&J verstößt die Forderung Oklahomas gegen grundlegende Prinzipien eines ordnungsgemäßen Verfahrens. Es werde nämlich versucht wird, ein Unternehmen für ein Verhalten haftbar zu machen, das nach Bundesrecht zulässig sei.
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