ARD/SWR: Report Mainz

Zocken Apotheken Patienten mit Nahrungsergänzungsmitteln ab?

Stuttgart - 12.09.2019, 13:29 Uhr

Bei Nahrungsergänzungsmitteln liegt vieles im Argen, den Prozess des Inverkehrbringens kontrolliert nach Recherchen des SWR niemand so richtig, auch die Überwachung läuft nur stichprobenartig. ( r / Foto: cirquedesprit / stock.adobe.com)

Bei Nahrungsergänzungsmitteln liegt vieles im Argen, den Prozess des Inverkehrbringens kontrolliert nach Recherchen des SWR niemand so richtig, auch die Überwachung läuft nur stichprobenartig. ( r / Foto: cirquedesprit / stock.adobe.com)


Sollen Apotheken NEM aus dem Sortiment nehmen?

Kritisch beäugt auch die Onkologin Professor Jutta Hübner den wachsenden NEM-Markt, bezeichnet diesen als „Scharlatanerie", die in der Krebstherapie keinen belegten Nutzen habe, sogar schädlich sein könne. In der Tat ist bekannt, dass es aufgrund von Wechselwirkungen von NEM mit Onkologika zur Wirkminderung der Tumortherapie kommen kann.

Stefan Fink: „Wir verkaufen NEM, weil wir es dürfen!"

Report Mainz stellt klar: „NEM gelten als Lebensmittel, sie sollen die Ernährung ergänzen und sind nicht dazu da, zu heilen.“ Nur in manchen Fällen von erwiesenem Mangel, seien sie sinnvoll. Hier kann jedoch auch ergänzt werden: Besteht ein klinisch relevanter Mangel, beispielsweise bei Vitamin D, ist ein Arzneimittel indiziert.

Report Mainz kritisiert, dass NEM in Apotheken sich in ihrer Aufmachung kaum von Arzneimitteln unterscheiden, die Reporter stören sich daran und fragen – wenn NEM doch teilweise schädlich seien, warum Apotheken sie dennoch verkauften? Stefan Fink vom DAV argumentiert an dieser Stelle wenig stichhaltig.

Der Apotheker erklärt: „Wir verkaufen NEM, weil wir es dürfen“, sie ergäben in manchen Bereichen Sinn, und genau da sei dann auch die Beratung der Apotheke gefragt. Diese Erfahrung hat die Onkologin mit ihren Patienten wohl nicht gemacht, die mit „ganzen Tütchen aus der Apotheke rauskommen“. Gleiche sie die Präparate mit der Tumortherapie ab, stelle sie fest, dass in der Apotheke entweder keine Beratung stattgefunden hat, oder sie „schlichtweg inhaltlich falsch“ gewesen ist. Sie wünscht sich, dass Apotheken künftig auf den „Verkauf von diesen unsinnigen Nahrungsergänzungsmitteln verzichten würden“.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

nur schrott

von norbert brand am 13.09.2019 um 10:43 Uhr

Schuld haben hier am allerwenigsten die Apotheker, wie man am Beispiel der Phytopharmaka (= Arzneimittel) nachvollziehen kann. Hier haben die Zulassungsbehörden die Qualitätsanforderungen innerhalb der letzten 20 Jahre so hochgeschraubt (man muß z.B. die Qualität des Wasser, mit der man die frisch geerntete Baldrianwurzel wäscht, belegen), daß der Markt der pflanzlichen ARZNEIMITTEL nur noch schrumpft. Statt dessen haben sich nahezu alle Firmen auf die NEM's mit ihrem schnellen Marktzutritt gestürzt. Es ist wirklich z.T. haarsträubend, was hier für ein Wildwuchs mit ganz geschmeidigem Marketing in den Markt gedrückt wird. Wirklich gebraucht wird davon so gut wie nichts, aber es ist ein schnelles Geschäft, wo alle partizipieren wollen. NEM's sind schon längst verkappte pflanzliche Arzneimittel.

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