ARD/SWR: Report Mainz

Zocken Apotheken Patienten mit Nahrungsergänzungsmitteln ab?

Stuttgart - 12.09.2019, 13:29 Uhr

Bei Nahrungsergänzungsmitteln liegt vieles im Argen, den Prozess des Inverkehrbringens kontrolliert nach Recherchen des SWR niemand so richtig, auch die Überwachung läuft nur stichprobenartig. ( r / Foto: cirquedesprit / stock.adobe.com)

Bei Nahrungsergänzungsmitteln liegt vieles im Argen, den Prozess des Inverkehrbringens kontrolliert nach Recherchen des SWR niemand so richtig, auch die Überwachung läuft nur stichprobenartig. ( r / Foto: cirquedesprit / stock.adobe.com)


NEM mit Stechapfel: Bundesamt reagiert nicht

Die Journalisten Butter und Reichert stellten ihre NEM-Recherchen auch der ARD zur Verfügung. So lief in dieser Woche auch ein Beitrag dazu „Exclusiv im Ersten: Die Armee der Heilsbringer“, und auch die Tagesschau griff das Thema auf, hier jedoch weniger apothekenketzerisch, sondern eher mit dem Fokus auf die Unreguliertheit des NEM-Marktes: „Nahrungsergänzungsmittel: Ohne Kontrolle auf dem Markt“. Auch Apotheker Professor Martin Smollich von der Universität Kiel kommt als Experte in der ARD zu Wort. Seine Einschätzung: „Die aktuelle Situation auf dem Markt ist für Verbraucher tatsächlich potenziell gefährlich“. Das bestätigt ein „Selbstversuch" der Journalisten Butter und Reichert.

Denn: Die Journalisten brachten ihr eigenes NEM auf den Markt, der Inhaltsstoff: Ein Extrakt aus einer giftigen Pflanze, Datura stramonium, Stechapfel. Alles sei für die Kennzeichnung des NEM genau festgelegt, die Schriftgröße beispielsweise, nur nicht, welche Inhaltsstoffe ein NEM eigentlich enthalten dürfe, so die Journalisten. Registrieren ließen die Journalisten ihr NEM beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit – und diese bestätigten prompt, das Produkt auch registriert zu haben. Trotz des giftigen Inhaltsstoffes reagiert die Behörde nicht.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

nur schrott

von norbert brand am 13.09.2019 um 10:43 Uhr

Schuld haben hier am allerwenigsten die Apotheker, wie man am Beispiel der Phytopharmaka (= Arzneimittel) nachvollziehen kann. Hier haben die Zulassungsbehörden die Qualitätsanforderungen innerhalb der letzten 20 Jahre so hochgeschraubt (man muß z.B. die Qualität des Wasser, mit der man die frisch geerntete Baldrianwurzel wäscht, belegen), daß der Markt der pflanzlichen ARZNEIMITTEL nur noch schrumpft. Statt dessen haben sich nahezu alle Firmen auf die NEM's mit ihrem schnellen Marktzutritt gestürzt. Es ist wirklich z.T. haarsträubend, was hier für ein Wildwuchs mit ganz geschmeidigem Marketing in den Markt gedrückt wird. Wirklich gebraucht wird davon so gut wie nichts, aber es ist ein schnelles Geschäft, wo alle partizipieren wollen. NEM's sind schon längst verkappte pflanzliche Arzneimittel.

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