Apotheken und Drogerien

30.000 HIV-Selbsttests in einem Jahr

Stuttgart - 23.09.2019, 12:45 Uhr

Nur ein kleiner Pieks? Bei den HIV-Selbsttests muss man einiges bedenken. Was ihre Niederschwelligkeit angeht, scheinen sie eine Erfolgsgeschichte zu sein. (c / Foto: imago images / epd)

Nur ein kleiner Pieks? Bei den HIV-Selbsttests muss man einiges bedenken. Was ihre Niederschwelligkeit angeht, scheinen sie eine Erfolgsgeschichte zu sein. (c / Foto: imago images / epd)


Was es neben der Niederschwelligkeit zu bedenken gilt

Es ist noch gar nicht so lange her, als es in der DAZ 19/2015 hieß: „Kein HIV-Test für zu Hause: AIDS-Hilfe sieht Selbsttest kritisch.“ Der britische Diagnostika-Hersteller BioSure hatte damals gerade den weltweit ersten HIV-Selbsttest in Großbritannien auf den Markt gebracht. Abgesehen von der damaligen Gesetzeslage sah die AIDS-Hilfe „gute Gründe, HIV-Tests im Umfeld einer Beratungsstelle oder einer Arztpraxis verbunden mit einem persönlichen Kontakt durchzuführen.“ Ein sehr wichtiger Aspekt sei dabei, im persönlichen Gespräch die Betroffenen nach einem reaktiven Test auffangen zu können, auch mit Blick darauf, dass es zu „falsch positiven“ Ergebnissen kommen kann, hieß es damals.

Ähnliche Bedenken brachte die ABDA 2018 wieder ins Spiel, als sie eine Apothekenpflicht für HIV-Tests forderte, die zukünftig an Laien abgegeben werden sollten. Diese Forderung wurde vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) jedoch mit der Begründung abgelehnt, dass der alleinige Vertriebsweg über Apotheken nicht „niederschwellig“ genug sei: „Das ausdrücklich gewünschte niedrigschwellige Angebot, das auch einen Bezug über das Internet ermöglicht, würde mit der Apothekenpflicht konterkarieren. Eine Apothekenpflicht ist mit der Freigabe für HIV-Selbsttests daher nicht vorgesehen.“

Ganz trivial sind die Selbsttests in jedem Fall nicht – es gilt vieles zu bedenken: Welche Fabrikate sind geeignet (CE-Prüfzeichen) und was muss man bei der Durchführung beachten? Wie sind die Testergebnisse zu interpretieren? Neben der AIDS-Hilfe bietet auch das Paul-Ehrlich-Institut im Internet ausführliche Hilfestellungen an. So findet man dort die wichtige Information, dass das Ergebnis nur aussagekräftig ist, wenn die Zeitspanne zwischen möglichem Infektionszeitpunkt und Test größer als 12 Wochen ist. Ansonsten ist es möglich, dass ein negatives Testergebnis angezeigt wird, obwohl eine HIV-Infektion vorliegt. Gleichzeitig bedeutet ein positives Testergebnis wiederum „nicht immer eine HIV-Infektion, da Kreuzreaktionen das Ergebnis verfälschen können.“ Bei einem positiven Ergebnis soll in jedem Fall einen Bestätigungstest bei einer Ärztin, einem Arzt oder anonym bei einem Gesundheitsamt oder einer AIDS-Hilfe durchgeführt werden: „Nur bestätigte Ergebnisse können als sicher gelten.“

Der Tripper kommt zurück

Gonorrhö auf dem Vormarsch

Grundsätzlich scheint die Einführung der HIV-Selbsttests aber eine Erfolgsgeschichte zu sein. So beurteilt laut der dpa auch Norbert Brockmeyer von der Gesellschaft zur Förderung der Sexuellen Gesundheit in Bochum die Einführung der Selbsttests als durchweg positiv: „Anfangs hat es etwas gedauert, bis sich die Einführung herumgesprochen hatte, aber jetzt sind die Tests auf dem Weg, gut angenommen zu werden.“ Brockmeyer warnte allerdings auch davor, die Risiken anderer sexuell übertragbarer Infektionen zu vernachlässigen. Bakterielle Infektionen wie Chlamydien und Syphilis seien auf dem Vormarsch.



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