Valisure, FDA, EMA und Health Canada

NDMA in Ranitidin: Verunreinigt beim Hersteller oder vom Wirkstoff selbst?

Stuttgart - 07.10.2019, 17:55 Uhr

Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA verweist mittlerweile auf eine Testmethode, die Hersteller zum Nachweis von NDMA in Ranitidin anwenden sollen. Diese Methode verhindere, anders als bei Valisure, den Abbau von Ranitidin während der Analyse und somit auch die NDMA-Bildung. (b/Foto: Slavko Sereda / stock.adobe.com)

Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA verweist mittlerweile auf eine Testmethode, die Hersteller zum Nachweis von NDMA in Ranitidin anwenden sollen. Diese Methode verhindere, anders als bei Valisure, den Abbau von Ranitidin während der Analyse und somit auch die NDMA-Bildung. (b/Foto: Slavko Sereda / stock.adobe.com)


Kanada: NDMA unabhängig vom Ranitidin-Hersteller enthalten?

Das deutsche Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) schrieb am 17. September bislang lediglich, „dass in der Europäischen Union ein Rückruf von Arzneimitteln erfolgt, die den von dem Wirkstoffhersteller Saraca Laboratories Limited hergestellten Wirkstoff Ranitidin enthalten. Es liegen Indizien vor, dass auch der Wirkstoff weiterer Wirkstoffhersteller von der Verunreinigung betroffen sein könnte“. Die kanadische Arzneimittelbehörde (Health Canada) wurde hingegen bereits etwas deutlicher: 


Aktuelle Ergebnisse deuten darauf hin, dass NDMA unabhängig vom Hersteller in Ranitidin enthalten sein kann.“ 

Health Canada, 17. September 2019 


Der Vertrieb von Ranitidin wurde in Kanada deshalb vorerst komplett eingestellt. Allerdings kommt das keinem Rückruf gleich, sodass Ranitidin, das sich bereits in den Apotheken befindet, noch verkauft werden kann. Zusätzlich sind aber auch in Kanada herstellerbezogene Rückrufe erfolgt (zunächst nur Sandoz am 17. September, am 25. September folgten vier weitere Hersteller). 

Rückrufe in den USA

Die FDA gab den ersten freiwilligen Rückruf – durch Sandoz – am 24. September bekannt. Im Rückruf von Apotex Corp. vom 25. September hieß es aber schließlich auch, dass Apotex von den Arzneimittelbehörden erfahren habe, dass einige Ranitidin-Präparate – unabhängig vom Hersteller – niedrige Mengen an NDMA enthielten. Die FDA gab den freiwilligen Rückruf durch Apotex Corp. am 26. September via Pressemitteilung bekannt. Betroffen sind Präparate von Walgreens, Walmart und Rite-Aid. Die FDA wies aber weiterhin darauf hin, dass nicht alle Ranitidin-Präparate, die in den USA vermarktet werden, betroffen seien.

Am 28. September gab dann die Apothekenkette CVS bekannt, dass sie alle Ranitidin-Präparate der Marken Zantac und CVS Health bis auf Weiteres aus dem Sortiment genommen hat. Auch diese Maßnahme erfolge vorsorglich. Zantac war ursprünglich das Originalpräparat von Glaxo SmithKline, Wirkstoffhersteller sind laut Medienberichten aber Dr. Reddy’s Laboratories Ltd. und Saraca Laboratories Ltd.. Zudem werde Zantac von GSK nicht in den USA hergestellt oder vertrieben, sondern von Sanofi. Weiteren Medienberichten zufolge sind in Indien und Hongkong mittlerweile aber auch Rückrufe durch GSK erfolgt.

Die Lage erscheint also recht unübersichtlich. Auch in Deutschland verrät ein Blick auf die bisherige Rückrufliste der AMK und ein Blick in die Lauer-Taxe, dass (noch) nicht alle Ranitidin-Präparate zurückgerufen wurden: Ranitidin von Betapharm wurde beispielsweise nur chargenbezogen zurückgerufen, bei Ranitidin von Hexal scheint die Infusionslösung nicht betroffen zu sein. Bislang gar nicht vom Rückruf betroffen scheinen die Aliud Pharma GmbH, die Axcount Generika GmbH und die Stadapharm GmbH zu sein. Zumindest die Ranitidin-Präparate in der rezeptfreien Dosierung mit 75 mg scheinen alle gänzlich nicht mehr im Handel zu sein. Zantic 75 mg ist übrigens nicht mehr im Handel, auch wenn es in der Lauer-Taxe nicht als „AV“ gekennzeichnet ist – die Zulassung ist seit geraumer Zeit erloschen, das bestätigte der Anbieter Omega Pharma auf Nachfrage.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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3 Kommentare

Verunreinigung von Bluthochdrucktabletten

von Oliwiak am 08.10.2019 um 18:07 Uhr

In dem.Komentar wir drum rum.geredet.Welche Bluthochdrucktablette sind nun Betroffen .

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Blutdrucktabletten?

von Dr. Schweikert-Wehner am 09.10.2019 um 11:32 Uhr

Lieber Oliwiak
diese Seiten sind zwar für jeden zugänglich, richten sich aber in 1. Linie an Fachkreise und sparen sich daher die Erläuterungen. Wenden Sie sich bitte mit ihren Fragen an ihren Apotheker/ihre Apothekerin vor Ort.

ZL

von Dr Schweikert-Wehner am 08.10.2019 um 17:44 Uhr

Gibt es denn keine Untersuchungen aus unserem ZL?

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