CMDh verhängt risikominimierende Maßnahmen

Dextromethorphan soll sicherer werden

Stuttgart - 08.10.2019, 17:54 Uhr

Dextromethorphan: Künftig müssen zusätzliche Warnhinweise zur Abhängigkeit, der Gefahr eines Serotonin-Syndroms und zu schweren Nebenwirkungen durch Überdosierung bei Kindern in die Packungsbeilage aufgenommen werden. (m / Foto: imago images / Panthermedia) 

Dextromethorphan: Künftig müssen zusätzliche Warnhinweise zur Abhängigkeit, der Gefahr eines Serotonin-Syndroms und zu schweren Nebenwirkungen durch Überdosierung bei Kindern in die Packungsbeilage aufgenommen werden. (m / Foto: imago images / Panthermedia) 


Was tun bei Dextromethorphan-Überdosierung?

DXM-Arzneimittel mit pädiatrischer Indikation (unter zwölf Jahre) müssen in Zukunft Hinweise zu Überdosierungen tragen: „Bei Kindern können im Falle einer Überdosierung schwerwiegende unerwünschte Ereignisse auftreten, einschließlich neurologischer Störungen. Pflegepersonen sollten angewiesen werden, die empfohlene Dosis nicht zu überschreiten.“ Auch bei der Frage, was im Falle einer überdosierten DXM-Gabe zu tun ist – zu erkennen an Übelkeit, Erbrechen, Dystonie, Unruhe, Verwirrtheit, Schläfrigkeit, Stupor, Nystagmus, Kardiotoxizität, Tachykardie, abnormales EKG einschließlich QTc-Verlängerung, Ataxie, toxischer Psychose mit visuellen Halluzinationen und Übererregbarkeit bis hin zu Koma, Atemdepression, Konvulsionen –, helfen die neuen Fachinformationen, die Gebrauchsinformationen verweisen lediglich an Arzt oder Krankenhaus.

Dextromethorphan als Antitussivum

Dextromethorphan wird zur symptomatischen Behandlung des Reizhustens (unproduktiver Husten) eingesetzt. Pharmakokinetisch betrachtet wird Dextromethorphan nach oraler Applikation rasch resorbiert, nach zwei Stunden werden maximale Plasmaspiegel erreicht, wobei die antitussive Wirkung bereits nach 15 bis 30 Minuten einsetzt und etwa drei bis sechs Stunden anhält. DXM unterliegt einem extensiven First-Pass-Metabolismus über das CYP2D6-System.

CYP2D6-Polymorphismus: längere und stärkere Wirkung

Genetisch bedingt liegt bei etwa 10 Prozent der Bevölkerung ein Polymorphismus vor, der dazu führt, dass DXM langsamer über CYP2D6 inaktiviert wird. Die Folge können verstärkte und verlängerte Wirkungen des Hustenstillers sein. Gleiches kann passieren, wenn Dextromethorphan mit Arzneimitteln kombiniert wird, die CYP2D6 hemmen – wie Fluoxetin, Paroxetin, Chinidin, Terbinafin, Cimetidin und Ritonavir. Laut Fachinformation wurden bis zu 20-fach erhöhte DXM-Plasmaspiegel beobachtet und entsprechende Dextromethorphan-Nebenwirkungen: Erregungszustände, Verwirrtheit, Tremor, Schlaflosigkeit, Diarrhoe und Atemdepression. Auch unter Amiodaron, Flecainid und Propafenon, Sertralin, Bupropion, Methadon, Cinacalcet, Haloperidol, Perphenazin und Thioridazin können erhöhte DXM-Plasmaspiegel auftreten.

Aktivkohle und Naloxon

So kann „Aktivkohle (...) asymptomatischen Patienten verabreicht werden, die innerhalb der letzten Stunde eine Überdosis Dextromethorphan eingenommen haben“, erklärt die Fachinformation künftig. Und weiter: „Für Patienten, die Dextromethorphan eingenommen haben und sediert oder komatös sind, kann Naloxon, in den üblichen Dosen wie zur Behandlung einer Opioidüberdosierung, in Betracht gezogen werden.“ Zusätzlich muss ein Hinweis dazu, dass Benzodiazepine gegen Anfälle und externe Kühlmaßnahmen gegen Hyperthermie aufgrund des Serotonin-Syndroms angewendet werden können.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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