Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

27.10.2019, 08:00 Uhr

Wird's jetzt doch noch was mit dem Impfen? (Foto: Andi Dalferth)

Wird's jetzt doch noch was mit dem Impfen? (Foto: Andi Dalferth)


22. Oktober 2019

Da haben wir lange darauf gewartet, heute tritt sie in Kraft – die Änderungsverordnung, die so allerlei Neues für den Offizinalltag mit sich bringt. Beispielsweise werden endlich der Botendienst auf Kundenwunsch und eine telefonische Beratung erlaubt – mein liebes Tagebuch, das war überfällig. Die Anforderungen an den Transport besonders temperaturempfindlicher Arzneimittel werden klarer definiert. (Versand-)Apotheken, die kühlpflichtige Arzneimittel verschicken, werden Temperaturlogger einsetzen müssen, um die Einhaltung der Temperatur nachweisen zu können. Und für Privatpatienten wird es erlaubt sein, das verordnete Arzneimittel gegen ein wirkstoffgleiches Arzneimittel mit identischer Wirkstärke und Packungsgröße auszutauschen, wenn ein Anwendungsgebiet übereinstimmt, die Darreichungsform austauschbar ist und der verordnende Arzt die Substitution nicht ausgeschlossen hat. Auch das war längst überfällig. Und dann das Sahnehäubchen: Die Änderungsverordnung wird uns eine höhere Notdienstpauschale und mehr Honorar für die BtM-Doku bringen – dies allerdings erst ab Januar 2020. Darüber freut sich auch unser ABDA-Präsident, allerdings mahnt er gleichzeitig den noch nicht verabschiedeten Teil der Apothekenreform an: die Herstellung der Gleichpreisigkeit bei Rx-Arzneimitteln. Tja, mein liebes Tagebuch, da liegt noch ein hartes Stück Arbeit vor uns. Was bei den Beratungen in der EU-Kommission herauskommen wird, steht in den Sternen. Die Zitterpartie bleibt uns erhalten.

Noch am Rande bemerkt: Eine richtig schöne neue Vorschrift zur Kennzeichnung von Rezepturen tritt auch noch Kraft und wird uns das bürokratische Leben unendlich erleichtern: Wir dürfen bei der Angabe des Verfalldatums auf Rezepturetiketten statt „verwendbar bis“ künftig die Abkürzung „verw. bis“ benutzen! Ach mein liebes Tagebuch, ich kann’s nicht fassen, wir dürfen eine kleine Abkürzung verwenden! Ist es nicht wunderschön, dass bei uns alles bis auf den letzten Punkt und das letzte Komma alles geregelt ist? Was machen wir nun bloß mit der gewonnenen Zeit?

 

Er hat schon so sein eigenes Weltbild von einer putzig-lieben Heidi-Apotheke auf dem Land, unser lieber Herr Bundesgesundheitsminister. Gestärkt hat er sie, sagt er, und fit gemacht, dass sie gegen den Versandhandel antreten kann. Uiuiui, wie hat er das nur gemacht? Na klar, mit ein paar Euro mehr für den Nachtdienst und für die BtM-Doku. Und dann natürlich mit einem Botendienst auf Kundenwunsch, der schneller ist als der Blitz – das schafft der Versender aus Holland nicht. Tja, mein liebes Tagebuch, und wenn wir dann noch honorierte Dienste leisten dürfen, außerdem gegen Grippe impfen und Wiederholungsrezepte beliefern dürfen (falls das mit dem Masernschutzgesetz so durchgeht), dann kann unsere Heimat-Apotheke doch wirklich nichts mehr erschüttern. Mir wird warm ums Herz, mein liebes Tagebuch, was wollen wir eigentlich noch mehr! Einen Minister, der sich so rührend um uns kümmert – den hatten wir schon lange nicht mehr. Äh, ja, war da nicht noch was? Oh ja, die Kleinigkeit von Gleichpreisigkeit steht noch aus. Sorry, liebe Apothekers, dass das mit dem Rx-Versandverbot nicht geklappt hat, aber das müsst ihr bitte verstehen: Das ist eine „zu hohe Begründungslast“ beim RxVV, das schaffen wir nicht, das kriegen wir bei der EU-Kommission nicht durch, das ist ein zu großer Markteingriff, sagen der Minister und sein Ministerium. Außerdem, ihr lieben Apothekers, ein Verbot würde die wirtschaftliche Existenz der deutschen Versender bedrohen – und das können wir doch nicht wollen, habt ein bisschen Mitleid! Und, liebe Apothekers, jetzt müsst ihr echt stark sein: Bis jetzt ist noch nicht raus, wann die EU-Kommission ihre Stellungnahme zum Rx-Boni-Verbot für die GKV-Versorgung fertigstellt, das kann noch mindestens bis Dezember und länger dauern. Mein liebes Tagebuch, nehmen wir noch das aus seinem Bekenner-Video mit: „Ich verspreche sicherlich nichts, was ich nicht halten kann.“ Das gelte auch für die „weiteren Debatten zum Versandhandel“ und dazu „wie wir faire Wettbewerbsbedingungen herstellen können“. Tja, mein liebes Tagebuch, starke Aussagen, das wissen wir, was uns blüht. Und versprochen hat er uns ja nichts. Gleichpreisigkeit ade.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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7 Kommentare

Umgeben von führenden Theoretikern

von Thomas Kerlag am 27.10.2019 um 18:57 Uhr

Genau, gebracht wir schon die ganze Zeit im Übermaß.
Ich weiß nicht wie genau Herr Ditzel den jetzigen Apothekenbetrieb kennt.
Sehr attraktivitätsfördernd für den Beruf, wenn Pharmazeuten mit Abi auf Postbote machen dürfen.
Und ich sehe schon Impfkomplikationen auftauchen, die eigentlich keine sind und die für die ängslichen Psychen nur beim Apotheker exzessiv ausdiskutiert werden mangels Respekt.
Beim Arzt wird man gleich hinausgedrückt.
Während vorne die Restkunschaft brav Queueing übt!?
Was für ein Horrorberuf.
O tempora o mores..

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Schlagzeilen

von Karl Friedrich Müller am 27.10.2019 um 13:44 Uhr

Autoindustrie steigt ab
Gabriel wird Lobbyist der Autoindustrie
Da war doch mal was mit Klima?
Nicht mehr wichtig. Die Politik hat ihr bla bla abgeliefert, wen interessiert es überhaupt noch? Allerdings vergessen die Klimagegner gerne, dass auf dem Land gar keine Infrastruktur vorhanden ist, um auf das Auto verzichten zu können. Also bräuchten wir eher einen Lobbyisten für den Ausbau des ÖPV und Transport auf den Schienen.
Ähnlich ist es im Gesundheitswesen. Spahn und alle Digitalfanatiker vergessen das Land, denn auch die digitale Infrastruktur ist zum Heulen. Und-gibt es außer Apps auch Computer oder Smartphone auf Rezept? Denn das braucht dann jeder.
Kollateralschäden, die ignoriert werden? Reicht ein Arztbus alle paar Wochen?
Prandl der SZ hat dieses Wochenende einen bemerkenswerten Kommentar geschrieben: Über die Aushebeln des Datenschutzes durch Spahn und die Regierung: das „Implantateregister Einrichtungsgesetz“.
Zitat:“ Die Gesetzesbegründung spricht ausdrücklich von einer "Beschränkung des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung". Der Datenschutz, wie ihn die Europäische Datenschutzgrundverordnung besonders für sensible Gesundheitsdaten proklamiert, wird in diesem Gesetz weitgehend abgeschafft “
Das ist doch auch eine EU Sache. Da wird ohne jede Vorbehalte zugestimmt, keine „rechtlichen Bedenken“ wie bei uns?
Geht doch, möchte man sagen!
Wie können Politiker der Abschaffung der Apotheken zustimmen? Was für ein Konsens herrscht da? Wie kann es sein, dass mal so, mal so argumentiert wird?
Sind Politiker überhaupt noch fähig, zu vertreten und zu führen? Oder sind sie nur ihren Eigeninteressen verpflichtet? Wie kann man argumentieren, der Versand, der nichts leistet, sei in der Existenz bedroht, die Bedrohung der Apotheken vor Ort aber zu ignorieren? Eine Einrichtung, die momentan ihren Wert beweist durch die Versorgung trotz großer Lieferprobleme? Könnte man als ABDA ruhig auch mal erwähnen!
Wie kann ein Steinmeier von Meinungsfreiheit schwadronieren, wenn sich Politiker zur Aufgabe machen, dem Gegenüber gar nicht zuzuhören? Wie ein Kind, das sich die Ohren zuhält und laut dabei singt? Zur Meinungsfreiheit gehört das Zuhören, das Nachdenken und die echte Argumentation. Das fällt alles weg, nur Spahnsche Sturheit. Warum werden korrupte und unfähige Politiker nicht entfernt, für immer? (Scheuer) was für Interessen hat Spahn wirklich? Warum interessiert das keinen? Seine Politik ist nicht nur gegen uns, sondern gegen die Bevölkerung.
Was können sich Politiker noch alles erlauben, bis das Volk wirklich auf die Barrikaden geht? Mieten, Lebensmittelskandale, Renten und Altersarmut, miese Arbeitsplätze, Verkehrschaos, zerstörtes Gesundheitswesen? Usw.
Schließlich als Aufgabe für unsere Vertretung: es wird Zeit, die Retax Macht der KK zu brechen. Das geht so nicht weiter. Momentan spinnt wohl die IKK, die Physiotherapie Rezepte bis 2016 zurück wg Formfehlern retaxiert. Das sind pro Praxis einige 10.000 €. Bei mir Rezepturen, alle von der IKK falsch berechnet. Schluss damit!
Zuletzt Herr Ditzel: ich war auch zur Grippeimpfung: 3 Minuten, mehr nicht. Und wenn es 20 sind, was soll es? Wir sollten die Dinge da lassen, wo sie hingehören. Ich brauche keine Impfungen machen, ich will ernst genommen werden, wenn ich eine Praxis anrufe. Und nicht aus Nonsens Gründen retaxiert werden, das ist eine Verneinung unserer Kompetenz.

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AW: Schlagzeilen

von Anita Peter am 27.10.2019 um 14:26 Uhr

Den angeblichen Populisten wird ja vorgeworfen eine immer komplexer werdende Welt vereinfacht darzustellen und somit Tatsachen zu verdrehen.
Ich bin der Meinung, dass 90% der Politiker mit der immer komplexer werdenden Welt völlig überfordert sind und selbst nicht mehr verstehen was läuft. Die restlichen 10% nutzen die Komplexität um sich selbst zu bereichern und dem Großkapital den Weg zu ebnen. ( Nur mal Stichwort Juncker/Amazon )

AW: Schlagzeilen oder wie die Welt sich im Detail verliert

von Bernd Jas am 27.10.2019 um 19:24 Uhr

Uii, Herr Müller,
da sind je einige Fässer aufgemacht; aber recht so!

Die Kraniche ziehen gen Süden aber der Muff zieht nicht mit.

Erst mal zu Gabriel.
Kennen Sie die revolving doors? Das sind die Dreh-Türen der Konzerne. Politiker geht hinein, Manager kommt drinnen an. Und anders herum.
Wobei es, wenn der Weg heraus NICHT doppelt beschritten wird für kurze Zeit ein größerer Vorteil für die Regierten sein kann. Denn es tritt dann Kompetenz in die politische Landschaft; allerdings nur so lange bis sie von dieser versaut wurde. Siehe seinerzeit Prof. Köhler, der parteilos Finanzminister werden sollte. Dieser Mensch hatte zu gute Vorsätze und Ideen.
Den Beleg dieser Annahme (Einwand von Frau A. Peter) hierzu liefert Dr. Markus Krall (siehe seine Youtube-Vorträge), indem er die Verdienstmöglichkeiten mit der Intellektualität in Korrelation bringt. Sein Fazit: als Politiker verdient man durchschnittlich wesentlich mehr als es der Intellektuelle Zustand zulässt.Die Intelligenz reicht hier aus um zu erkennen, dass man viel Macht erreichen kann und mit dieser durchschnittlich mehr Geld und durch die revolving doors noch mehr Geld. Und darauf sind alle scharf; nicht auf das Wohl der Bevölkerung.
Was dabei heraus kommt, findet sich in den Statistiken über Verfassungsentscheidungen wieder. Haufenweise Ablehnungen von Gesetzen und Verordnungen die gelinde gesagt nicht unserer Verfassung entsprechen.

Strafen für Politiker gibt es nicht. Sie kommen höchsten mal in die Schlagzeilen wenn Sie für ein paar tausend € auf dem "kurzen Dienstweg" in den Urlaub fliegen (-ist zwar nicht richtig, für mich aber kleine Fische und Peanuts mit einer riesen Presse-Glocke). Aber die, die unsere Millarden versenken, kommen ohne erwähnt zu werden davon. Wie z.B. v.d.Leiden und das Wissen bei der Verabschiedung der Rentengesetze, in der vergangenen Dekade. V.Pispers hat das mal genau auseinander genommen. Und wie kommt die überhaupt als Oberhaupt nach Brüssel? -Meschpoke-
Und wer bei solch ständigen Verfehlungen nach der Hilfe vom Staat schreit, dem ist nicht mehr zu helfen. Für mich ist der Staat der schlechteste Unternehmer den man sich vorstellen kann. Pleite mit Ansage und ohne Folgen für die Immunitätgenießer dieser armen Firma.

Mensch gemachter Klimawandel und CO2- Glaube, ist auch so ein mehr als kontroverses Thema. Hier zu empfehle ich mal den Vortrag von Dipl.-Meteorologe Klaus-Eckart Puls: Die Achillesferse der Klimamodelle auf YouTube. Da werden besonders durch unsere sog. Qualitätsmedien Stacheldrähte durch Milliarden von Köpfen gezogen. Hauptsache sie haben alle Panik, sind auf diese Weise geschmeidig gemacht und zahlen was das Zeug hält für unsere Bulshitjobs.

Ausliefern per Bote für „Umme“: Ab jetzt salonfähig? ...

von Gunnar Müller, Detmold am 27.10.2019 um 11:56 Uhr

Offenbar: Ja!
Und die ABDA-Organisation mit ihren Protagonisten jubelt - wie immer, wenn es darum geht, selbst kleinste, scheinbare Verbesserungen und Selbstverständlichkeiten mit jeder Menge an Eigenlob zu beweihräuchern. Aber das Große/Ganze dabei vor die Hunde gehen lässt.

Gegen die STRUKTURELLEN Veränderungen der Rahmenbedingungen und der Verhältnisse im Apothekensektor, wie sie seit 2004 stattgefunden haben und von der Politik gnadenlos durchgezogen wurden, helfen jetzt nur noch STRUKTURELLE Gegenmaßnahmen.

Die nicht-traditionell arbeitenden Versender aber auch die Großapotheken haben viel zu lange und standespolitisch wie politisch ungehemmt profitieren dürfen von gleichen Aufschlägen, ihren Standort-, Kosten- und ihren Einkaufsvorteilen.

Gegen solche Mechanismen braucht es einen „Plan C“! Der übrigens selbst ziemlich große Apotheken mit 70.000 (!) Packungen im Jahr noch ungeschoren lässt…

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Botendienst

von Conny am 27.10.2019 um 8:24 Uhr

Er wurde nur legalisiert. Fahren doch schon die meisten Apotheken kreuz und quer durch die Stadt und über Land.

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von Anita Peter am 27.10.2019 um 8:08 Uhr

"Botendienst auf Kundenwunsch. Endlich!"

Ja endlich noch mehr unbezahlte Dienstleistungen um mit dem Versand in Fremdbesitz mithalten zu können. Das wird keine Apotheke retten, ganz im Gegenteil. Aber Rechnen konnten wir noch nie.

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