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23. Oktober 2019
Machen wir uns nichts vor: Für die ausländischen Versender ist das E-Rezept der Knaller! Wer da zur richtigen Zeit mit der richtigen Software, einer unkompliziert gefälligen App und den richtigen Anreizen den Fuß in der Tür hat, hat einen Sechser im Lotto. Das dürfte wohl auch DocMorris so sehen. Der Versender weiß gar nicht mehr, welche Werbewand er noch für seine E-Rezept-Botschaften zukleistern soll: „Ganz einfach normal. Das E-Rezept kommt“, knallt es einem in vielen DocMorris-Anzeigen entgegen. Die Fachärzte hat der Versender für Pilotprojekte schon an Bord geholt – und jetzt auch noch die Hausärzte: In Westfalen-Lippe sollen einige Hausärzte bereits im November digital verordnen können. Auch einige Apotheken nehmen an diesen Projekten teil. Teilnehmende Patienten kriegen einen QR-Code als E-Rezept aufs Handy gesandt, den sie dann wahlweise an DocMorris oder eine andere teilnehmende Apotheke weiterleiten können. Mannomann, da geht’s dann bald rund. Muss uns Apothekers das Angst machen? Ach was, sagt der Deutsche Apothekerverband (DAV) gelassen, der doch eigentlich seine DAV-Web-App als den einzig wahren Verordnungsweg verstanden wissen will, vergesst das DocMorris-Projekt, es ist eines von vielen Versuchsballons. Es komme nämlich darauf an, dass das E-Rezept den Gematik-Spezifikationen entspreche und in die Telematikinfrastruktur eingebunden werde. Und da sitzt der DAV wohl am längeren Hebel. Also: Solange die Gematik noch nicht die Spezifikationen definiert hat, können alle Modelle für die Katz sein. Die liebe GERDA, das Modellprojekt aus Ba-Wü beispielsweise, dürfte da aber einen kleinen Vorteil haben: Die Apotheker sind innerhalb der Gematik für das Thema E-Rezept verantwortlich und somit wohl am nächsten an der späteren Versorgungspraxis dran. Mein liebes Tagebuch, also, wir lassen GERDA arbeiten und schauen den Versendern zu, wie sie sich (vergeblich) mühen.
Es ist und bleibt der Knackpunkt in der Diskussion um die PTA-Reform: Soll die Ausbildungsdauer weiterhin bei zweieinhalb Jahren bleiben und in alten Strukturen ablaufen? Kann man auf Wissen in Chemie und auf chemisch-pharmazeutische Übungen in der Ausbildung verzichten, um Platz zu schaffen, damit moderne Inhalte auch weiterhin in zweieinhalb Jahren vermittelt werden können? Oder soll die Ausbildung doch besser drei Jahre dauern, neu strukturiert werden und auch weiterhin Zeit zur Vermittlung von Basiswissen gegeben sein zusätzlich zu modernen Inhalten. Mein liebes Tagebuch, da prallen Welten aufeinander. Auf der einen Seite die ABDA und eine AG der DPhG, die Dauer und Struktur beibehalten möchten, auf der anderen Seite Adexa, verdi und der PTA-Verband (BVpta), die allesamt die Verlängerung der Ausbildungszeit für notwendig halten. Sogar der Schulleiter des staatlichen Kreisberufsschulzentrums Ellwangen, Peter Lehle, kommt zu dem Schluss, die Ausbildungsverlängerung auf drei Jahre sei notwendig. Er schlägt einen Modellversuch mit einer dreijährigen Ausbildungszeit vor. Den Einwand von Schulen, dass eine um ein halbes Jahr längere Schulausbildung ein unlösbares Organisationsproblem für die Schulen darstelle, will er nicht gelten lassen: „Wer das nicht organisiert bekommt, der will es einfach nicht“, so Lehle. Mein liebes Tagebuch, da ist was dran. Und mal ehrlich, für einen verantwortungsvollen Beruf wie dem der PTA sind drei Jahre nicht zu viel. Jetzt liegt es an den Regierungsfraktionen, die sich dazu Gedanken machen und auch noch die Einwände des Bundesrats berücksichtigen müssen.
7 Kommentare
Umgeben von führenden Theoretikern
von Thomas Kerlag am 27.10.2019 um 18:57 Uhr
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Schlagzeilen
von Karl Friedrich Müller am 27.10.2019 um 13:44 Uhr
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AW: Schlagzeilen
von Anita Peter am 27.10.2019 um 14:26 Uhr
AW: Schlagzeilen oder wie die Welt sich im Detail verliert
von Bernd Jas am 27.10.2019 um 19:24 Uhr
Ausliefern per Bote für „Umme“: Ab jetzt salonfähig? ...
von Gunnar Müller, Detmold am 27.10.2019 um 11:56 Uhr
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Botendienst
von Conny am 27.10.2019 um 8:24 Uhr
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von Anita Peter am 27.10.2019 um 8:08 Uhr
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