BPhD-Gastkommentar

Apotheker auf Station – Was das Studium leisten muss

Bonn - 30.10.2019, 10:15 Uhr

Der Bundesverband der Pharmaziestudierenden fordert, dass die Komponenten, die Apotheker für den Einsatz auf Klinikstationen benötigen, im Studium stärker betont werden. (Foto: imago images)

Der Bundesverband der Pharmaziestudierenden fordert, dass die Komponenten, die Apotheker für den Einsatz auf Klinikstationen benötigen, im Studium stärker betont werden. (Foto: imago images)


Der bundesweit verpflichtende Einsatz von Apothekerinnen und Apothekern auf Station wurde auf dem DAT 2019 fast einstimmig gefordert. Diese Entscheidung befürworten wir. Apothekerinnen und Apotheker können in interprofessionellen Teams auf den Stationen einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der AMTS beitragen. So können pharmazeutische Dienstleistungen, wie etwa die Medikationsanalyse, zukunftsweisend implementiert werden. Dazu müssen die nötigen Kenntnisse im Studium verstärkt und kompetenzorientierter gelehrt werden, meint Jason-Christopher Radermacher, Schatzmeister des Bundesverbandes der Pharmaziestudierenden (BPhD), in einem Gastkommentar.

Seit 2001 ist das Fach Klinische Pharmazie fester Bestandteil des Pharmaziestudiums nach der gültigen Approbationsordnung (AAppO). Trotzdem ist nach wie vor nicht an allen 22 Pharmaziestandorten eine Professur für das Fach etabliert. Dies hat unter anderem der letzte „KliPha Check-Up" des BPhD aus dem Jahr 2014 gezeigt. In der Umfrage - dreizehn Jahre nach der letzten Änderung der AAppO - haben sechs der zwanzig teilnehmenden Fachschaften angegeben, keinen Lehrstuhl zu haben. Derzeit geht die Befragung in eine neue Runde, sodass uns demnächst Daten zur aktuellen Situation vorliegen werden. Die Zahlen der Studie belegen, dass eine besetzte Professur die Zufriedenheit der Studierenden gegenüber der Lehre verbessert.

Zusätzlichen Handlungsbedarf sehen wir in der Ausgestaltung der Lehre. Diese sollte vermehrt fächerübergreifend und kompetenzorientiert ausgerichtet werden. Angehende Apothekerinnen und Apotheker müssen schon früh darin geschult werden, naturwissenschaftliche und medizinische Inhalte zu verknüpfen. Das Faktenwissen muss in einem nächsten Schritt auf Problemstellungen angewendet werden, beispielsweise anhand individueller Patientenfälle. So erlernen die Studierenden gleichzeitig wertvolle Methodenkompetenzen. Um Studierende besser auf das Praktische Jahr vorzubereiten, müssen ebenfalls vermehrt psychologische Grundlagen für den Umgang mit Patientinnen und Patienten in das Fach Klinische Pharmazie integriert werden. Da eine gelungene Beratung nachweislich die Adhärenz fördern kann, wäre dies ein weiterer wichtiger Schritt im Sinne der AMTS.

Andere BPhD-Gastkommentare

In den letzten Semestern des Studiums, in denen angehende Apothekerinnen und Apotheker sowie Ärztinnen und Ärzte ihre pharmazeutischen bzw. medizinischen Kernkompetenzen entwickeln, ist es von zentraler Bedeutung, eine frühe Zusammenarbeit der Berufsgruppen zu fördern. So wird die Grundlage für eine gegenseitige Anerkennung und respektvolle Kommunikation gelegt, sodass der spätere Berufsalltag – ob nun in der Klinik oder im ambulanten Bereich - erfolgreich gelingt und gemeinsam patientenorientiert gearbeitet werden kann.



Jason-Christopher Radermacher, Schatzmeister, Bundesverband der Pharmaziestudierenden Deutschlands
redaktion@daz.online


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4 Kommentare

Guter Kommentar

von Rainer W. am 31.10.2019 um 9:46 Uhr

Leider führt die Berufsrealität fort was im Studium beginnt: Die eigenständige Arbeit in der öffentlichen Apotheke wird nahezu im Keim erstickt, kaum etwas, was man ohne ärztliche Rücksprache entscheiden oder ohne Retaxation und damit Verdienstausfall selbstständig entscheiden kann.

Die Berufspolitik von BAK und ABDA mit ihrem fehlgeleiteten, bürokratischen Ungetüm der neuen ApBetrO die jedes studierten Pharmazeuten unwürdig ist sowie der neue Rahmenvertrag, der bisherige Gipfel der heilberuflichen entmündigung der Pharmazeuten durch den DAV ersticken jede Kompetenzausübung im Keim.

Dem angeblich hoch gehaltenen pharmazeutischen Kompetenzanspruch steht der Kontrollwahn, die Gängelung durch die Aufsicht und der Alleinanspruch hochwertige pharmazeutische Tätigkeit zu definieren diametral entgegen.

Allderweil sich ein Skandal nach dem anderen um die Berufs"vertreter" ans Licht der Öffentlichkeit drängt, sei es der über Jahrzehnte nicht durchgeführte Notdienst der Apotheke eines Kammerpräsidenten, die illegalen Verkaufstätigkeiten eines Kammervorstands beide aus WL, Geschäftsinteressen des BAK-Präsidenten im Versand, die Verflechtung von ABDA und AVOXA.
Und all diese Fehltritte von Personen oder instanzen die sich ganz besonders als Kontrollettis in Szene gesetzt haben und insbesondere die ABDA durch die AVOXA Tochter massiv finanziell von der Entmündigung der Apotheken profitiert.

Bei mir verstärkt sich immer mehr die Wahrnehmung, dass gute pharmazeutische Arbeit nur noch durch Distanzierung dieses korrumpierten, von Eigeninteressen angetriebenen Konglomerats möglich ist. Während in den unteren Ebenen noch gute Arbeit geleistet wird erscheint in der Führungsriege ein Geist um sich gegriffen zu haben der jede eigenverantwortliche Handlungsweise im Keim durch ein enges Netz von Regulierung, Kontrolle und finanzielle Bestrafung bei Abweichung erstickt.

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Letzte Chancen für die Apotheken

von Dr. Jochen Pfeifer am 30.10.2019 um 11:07 Uhr

Der Gastkommentar von Jason-Christopher für den BPhD beschreibt die gegenwärtige Situation absolut zutreffend. Auf der einen Seite jammern die öffentlichen Apotheken über Nachwuchsmangel, auf der anderen Seite sind sie nicht bereit, sich auch nur etwas in Richtung Reform zu bewegen - ABDA eingeschlossen. Unsere jungen Kolleginnen und Kollegen müssten mit dem Klammerbeutel gepudert sein, wenn sie nach einem sehr anspruchsvollen vierjährigen Studium sich in eine öffentliche Apotheke begeben, die fortschrittliche Entwicklungen ablehnt - und davon gibt es leider noch viel zu viele. Ich kann daher unsere jungen Kolleginnen und Kollegen nur aufrufen: sucht Euch die Apotheken aus, die genau das anbieten, was IHR wollt und lasst Euch nicht auf Kompromisse ein. Wir brauchen die von Euch zu Recht eingefordete Kompetenz aber nicht nur im Krankenhaus sondern auch und vor allem ambulant! Warum gehen gerade viele von den Top Studentinnen und Studenten lieber überall hin, nur nicht in die öffentliche Apotheke? Das sollten wir niedergelassenen Apothekerinnen und Apotheker uns einmal genau überlegen und dann aber auch handeln.

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AW: Letzte Chancen für die Apotheken

von Hermann Eiken am 30.10.2019 um 13:38 Uhr

Richtig! Dem kann ich nur beipflichten.

AW: Letzte Chancen für die Apotheken

von A. Fischer am 30.10.2019 um 14:20 Uhr

Sehr geehrter Kollege Dr. Pfeifer,

das Problem im ambulanten Bereich sind nicht die fortschrittlichen Entwicklungen (wieviel Hi-Tech hat eine Apotheke?!) , sondern die negativen Rahmenbedingungen. Genau hier lege ich den Finger auf schwachsinnige und Patientenverachtende Bürokratie, die wir gesetzlich umsetzen müssen. Was wir benötigen ist ein Bürokratieabbau, der aber in diesem Land gemieden wird, wie der Teufel das Weihwasser. Die einzige Freiheit, die ich als Apotheker habe, ohne von der Krankenkasse finanziell bestraft zu werden, ist von einer Internettherapie abzuraten. Hierfür gibt es aber keinerlei Vergütung und somit auch kaum einen Anreiz. Die Idee der Basisapotheker ist basierend auf ähnlichen Systemen, wie im Ausland und natürlich eine Überlegung wert.

Der ambulante Bereich kann desweiteren auch nur verändert werden, wenn die Kompetenzen der Leistungserbringer auf mehere Schultern verlagert werden können. Nun zeige ich mit den Finger auf England, wo Apotheker, Krankenschwester, etc auch Medikamente verordnen können. Ich bin noch Mitte 30 und werde es wahrscheinlich kurz vor der Rente erleben, das der Druck im Kessel durch den demografischen Wandel so hoch ist, das noch Wunder passieren.

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