Zur Rose-Chef

Oberhänsli: Wir könnten mit einem Rx-Boni-Limit leben

Berlin - 04.11.2019, 11:30 Uhr

Zur Rose-Chef Walter Oberhänsli erklärt in einem Interview, dass er unter anderem durch „Marktbearbeitung“ den Umsatz seines Konzerns verdoppeln will. (s / Foto: dpa)

Zur Rose-Chef Walter Oberhänsli erklärt in einem Interview, dass er unter anderem durch „Marktbearbeitung“ den Umsatz seines Konzerns verdoppeln will. (s / Foto: dpa)


Strategie: „Marktbearbeitung“

Zur Rose hatte zuletzt Anleihen aufgenommen, um für die Einführung des E-Rezeptes finanziell gewappnet zu sein. Insgesamt 200 Millionen Schweizer Franken sollen dem Konzern dabei helfen, den Ausbau von Projekten in Deutschland voranzutreiben. Konkret plant DocMorris derzeit mit dem Spitzenverband der Fachärzte und dem Deutschen Hausärzteverband ein E-Rezept-Projekt, das noch im November in Westfalen-Lippe starten soll. Oberhänsli erklärt in dem Interview nun, dass die aufgenommenen Gelder in erster Linie in die Technologie und ins Marketing investiert werden sollen.

Auch hier liegt der Fokus wieder auf der oben beschriebenen „Marktbearbeitung“. Mit einem Blick auf den Versender „Zalando“ erklärt der Zur Rose-Chef: „Schauen Sie sich das Beispiel Zalando an: 2011 lancierte die Gruppe mit einem wahnsinnigen Flächenansatz die Kampagne ‚Schrei vor Glück oder schick's zurück‘. Zalando hat es damit geschafft, die Einstellung der Kunden zu ändern, dass man Schuhe im Internet kaufen kann.“ Deswegen liege das Ziel eindeutig darauf, Neukunden zu gewinnen. Denn: „Je mehr Neukunden wir gewinnen, desto mehr Umsatz erwirtschaften wir über die Zeitachse.“

Was die derzeitige politische Debatte in Deutschland betrifft, wirkt Oberhänsli entspannt. Zum von der Bundesregierung geplanten Rx-Boni-Verbot erklärt er: „Ich spekuliere nicht gerne – obschon ich glaube, dass das Vorhaben nicht von Erfolg gekrönt sein wird.“ Falls dann als Kompromiss ein Rx-Boni-Deckel käme, würde sich Oberhänsli wohl zufriedengeben. Denn: „Alle Akteure im deutschen Markt – ausländische Versandapotheken und inländische Anbieter – sollten gleiche Möglichkeiten haben, Rabatte anzubieten.“

Erneut kündigt Oberhänsli zudem an, dass sein Konzern auch hierzulande schon bald mehr mit Apothekern kooperieren wolle. Konkret geht es um das sogenannte „Marktplatzmodell“. In Südeuropa hatte DocMorris dazu Promofarma übernommen: Eine Verkaufsplattform, auf der die Vor-Ort-Apotheken gemeinsam ihre Waren anbieten. Hier sieht Oberhänsli eine Verbindung zum Thema E-Rezept: „Wir können unsere Technologie stationären Apotheken anbieten, damit sie das E-Rezept schneller umsetzen können.“

Auch was das Szenario „Amazon im Apothekenmarkt“ betrifft, wirkt Oberhänsli übrigens entspannt. Der Markteintritt sei zwar ein Risiko, aber für den US-Konzern aufgrund der vielen Regularien in Europa nicht so einfach. Und selbst wenn Amazon Shop Apotheke übernehmen sollte, sei man „gut aufgestellt“.

Hier können Sie das gesamte Interview lesen.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

Neues „Tuwort“. — ....hänseln. ( gleichbedeutend : raffen )

von Heiko Barz am 04.11.2019 um 19:03 Uhr

Soviel Blindheit ist doch schon strafbar! Alle Akteure auf dem finanziell hochinteressanten Gesundheitsspielfeld schießen ein Tor nach dem anderen ausschließlich für den holländischen AM-Versender und der Schiedsrichter ( EUGH ) zeigt vielfach auf den Elfmeterpunkt, wenn es gegen die Deutsche Apotheke geht oder der Mitspieler ABDA leidet unter „Eigentoritis“. Wie hat das nun Bayern München heute demonstrativ - fast schon zu spät - gemacht?
Trainerentlassung !! Sowas brauchten wir dringends !! Dann aber gleich das GANZE TEAM.

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