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Interview mit AOK-Expertinnen Richard/Beckmann
„Automatisierte Ausgabestationen sind besser als Rezept-Briefkästen“
Ist DocMorris eine Apotheke?
DAZ.online: Sie schreiben auch „Die persönliche fachkundige Beratung gewährleistete eine Videoschaltung in die Stammapotheke im niederländischen Heerlen.“ Ist DocMorris für die AOK eine Apotheke?
Beckmann: Nach den gesetzlichen Regelungen ist DocMorris eine Apotheke. Entsprechendes wird über die „Länderliste“ des Bundesgesundheitsministeriums konkretisiert. Danach darf aus den Niederlanden ein Arzneimittelversand nach Deutschland erfolgen, wenn neben der Versandapotheke eine Präsenzapotheke unterhalten wird.
DAZ.online: Aber die Länderliste ist doch eher ein Argument GEGEN die Belieferung von DocMorris. Schließlich ist dort die Pflicht einer Präsenzapotheke vorgegeben. Haben Sie die DocMorris-Präsenzapotheke jemals gesehen?
Richard: Die Frage, ob DocMorris die gesetzlichen Vorgaben erfüllt, wird nicht von uns entschieden. Solange DocMorris als Versandapotheke nach Deutschland liefern darf, gehen wir davon aus, dass sie die rechtlichen Vorgaben erfüllt. Ihre Frage geht aber vom Thema weg: Für den Patienten am Ausgabeautomat ist es doch nicht entscheidend, wie Räume in Heerlen aussehen, sondern ob er hier vor Ort die Chance hat, von einer pharmazeutischen Fachkraft beraten zu werden.
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DAZ.online: Sie werben auch für die konsequentere Umsetzung und Beachtung des Honorargutachtens aus dem BMWi und behaupten, dass die Apotheken laut Gutachten nicht gefährdet sind. Allerdings weisen selbst die Gutachter darauf hin, dass es 7600 Apotheken wirtschaftlich schlecht geht. Wie erklären Sie sich diese Diskrepanz?
Richard: Die ABDA und die AOK bewerten das Gutachten grundsätzlich sehr unterschiedlich. Das haben wir in der Vergangenheit ausführlich diskutiert und werden uns hier und jetzt sicherlich nicht einig. Zur ganzen Wahrheit des Gutachtens gehört jedoch die Botschaft, dass die Apothekenversorgung als Ganzes nicht gefährdet ist. Kritischere Entwicklungen betreffen überwiegend Apotheken in wettbewerbsstarken Ballungsräumen und nicht den Apothekenmarkt insgesamt.
DAZ.online: Weiterhin behaupten Sie, dass eine Beschränkung des Versandhandels ein Problem für die Versorgung wäre. Welches Interesse haben die Krankenkassen an einer Stärkung des Versandhandels und insbesondere an einer Bevorteilung des multinationalen Konzerns DocMorris?
Beckmann: Wir haben kein Interesse an einer Stärkung des Versandhandels, aber im Sinne der Patientinnen und Patienten an seinem Fortbestehen. In unserem Artikel erläutern wir mehrfach den Zusammenhang zwischen dem existierenden Fachkräftemangel und einer nötigen Strukturveränderung der Apotheken, um die Arzneimittelversorgung in der Fläche zu sichern. Dabei sehen wir den in- und ausländischen Versandhandel als eine sinnvolle Versorgungsoption, insbesondere in Regionen, in denen der Weg zur nächsten Apotheke weit ist. Im Übrigen kam auch das Gutachten des BMWi zu dem Ergebnis, dass aus der Sicht einer flächendeckenden Versorgung Botendienste von Vor-Ort-Apotheken und Lieferungen von Versandapotheken effiziente ergänzende Versorgungsformen der Bevölkerung in der Fläche sind.
Richard: Nochmal klargestellt: Uns liegt die Versorgung der Versicherten am Herzen und nicht die Verbesserung von Marktchancen eines Anbieters oder Marktsegments. Dabei haben wir überhaupt kein Interesse an einer Bevorteilung ausländischer Versandapotheken – im Gegenteil: Bekanntlich bewerten wir die gelebte Praxis ausländischer Versandapotheken kritisch, Boni zu gewähren: Schließlich handelt es sich bei den an die Patienten ausgeschütteten Geldern um Mittel der Solidargemeinschaft. Darauf haben wir schon des Öfteren hingewiesen. Insofern ist Ihre zugespitzte Interpretation für uns nicht nachvollziehbar.
Vor dem Hintergrund, dass Anbieter wie DocMorris bekanntlich auf Dauer nicht aus dem deutschen Markt ausgeschlossen werden können, könnten unsere Reformüberlegungen Ansatzpunkte für konkurrenzfähige Angebote gerade von Vor-Ort-Apotheken für eine zukunftsfähige flächendeckende Versorgung bieten. Nochmal: Es geht uns überhaupt nicht darum, die vollversorgenden Apotheken abzulösen, sondern durch Regelungsöffnungen die Möglichkeiten für Präsenzangebote für die Versicherten zu verbessern. Unsere Vorschläge zu neuen Betriebsformen sind eine Alternative zur bisherigen Versorgung, wenn in der Region keine vollversorgende Apotheke mehr vorhanden ist. Unter welchen Bedingungen diese ergänzenden Betriebsformen statthaft wären, wäre durch entsprechende Regelungen zu konkretisieren.
8 Kommentare
GKV
von Köhler H. am 06.11.2019 um 13:51 Uhr
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Versuch
von Hubert Kaps am 06.11.2019 um 13:27 Uhr
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Zwei Fachmänninen
von Roland Mückschel am 06.11.2019 um 12:25 Uhr
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AOK,s
von Ruf Tatjana am 06.11.2019 um 10:07 Uhr
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Jaja, die netten Damen von der AOK-Raststätte...
von Murat Baskur am 06.11.2019 um 8:30 Uhr
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AW: Jaja, die netten Damen von der AOK-
von Roland Mückschel am 06.11.2019 um 9:43 Uhr
AW: Jaja, die netten Damen von der AOK-
von Hermann Eiken am 06.11.2019 um 13:17 Uhr
GKV
von Anita Peter am 06.11.2019 um 8:17 Uhr
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