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Interview mit AOK-Expertinnen Richard/Beckmann
„Automatisierte Ausgabestationen sind besser als Rezept-Briefkästen“
Beckmann: Filialnetze sind „Ketten im Kleinen“
DAZ.online: Aus Ihrer Sicht ist es der Fachkräftemangel in den Apotheken, der dazu führt, dass man über alternative Versorgungsmodelle nachdenken sollte. Können Sie das erläutern?
Richard: Der Fachkräftemangel ist ein wichtiger Aspekt bei der Frage, wie eine alternde Gesellschaft auch künftig qualitativ hochwertig gerade auch in der Fläche versorgt wird. Es geht uns bei der Strukturdebatte darum, dass Patientinnen und Patienten auch künftig eine sichere Arzneimittelversorgung haben – gerade auch auf dem Land. Leider ist es Fakt, dass in ländlichen Gebieten bereits heute Nachwuchsprobleme bestehen. Das liegt an vielen Faktoren, beispielsweise an der höheren Attraktivität von städtischen Arbeitsplätzen. Nicht alles lässt sich mit mehr Geld kompensieren, wie die Berichterstattung zur vergeblichen Nachwuchssuche von Apothekern und Ärzten auf dem Land zeigt. Vor diesem Hintergrund sind unsere Reformvorschläge zu verstehen. Wie wir deutlich schreiben, halten wir persönliche pharmazeutische Angebote für wünschenswert. Diese können aber in der Fläche nur mit spürbarer struktureller Flexibilisierung der Anforderungen an eine Apotheke und der Nutzung digitaler Versorgungsangebote erhalten werden. Hierzu nennen wir konkrete Ansatzpunkte wie Öffnungszeiten, mobile und digitale Angebote, zentralisierte Rezepturherstellung et cetera. Mit solchen Konzepten kann die persönliche Beratungskompetenz der Apothekerinnen und Apotheker insbesondere in der Fläche für die Versicherten erhalten werden. Wichtig ist uns dabei die Suche nach regional angepassten Möglichkeiten und regionalen Vertragsmöglichkeiten. Hierfür stehen wir als AOK.
DAZ.online: Sie werfen den Apothekern auch vor, sich jeglicher Weiterentwicklung der Versorgung in den Weg zu stellen. Wie bewerten Sie vor dem Hintergrund dieser Aussage, dass es die Apotheker sind, die in einigen Projekten und in der Gematik das Thema E-Rezept entscheidend voranbringen, dass die Apotheker mit einer AOK ein innovatives Arzneimittelprojekt in Sachsen/Thüringen betrieben und dass die AOK selbst beim Thema E-Rezept bislang wenig bis gar nichts vorzuweisen hat?
Richard: Die AOK verweigert sich keinem konstruktiven Dialog, das zeigt doch das von Ihnen zitierte Beispiel. Wir bewerten das E-Rezept bekanntlich positiv und haben keinen Zweifel daran, dass alle an der Versorgung Beteiligten – auch die Apothekerschaft – diese Aufgabe konstruktiv umsetzen. Das ist aber hier nicht das Thema. Neben der Digitalisierung brauchen wir die strukturelle Flexibilisierung, damit auch persönliche Beratungsangebote in strukturschwachen Gebieten erhalten beziehungsweise geschaffen werden können.
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DAZ.online: Im Artikel behaupten Sie auch, dass Filialapotheken Einzelapotheken „verdrängen“. Haben Sie Belege für eine solche Aussage?
Beckmann: Diese Belege liefert die ABDA selbst. Danach steigt die Zahl der Filialapotheken, während die Zahl der Einzelapotheken ohne Filialen sinkt. Hierzu schreibt die ABDA ja selbst: „Die Filialisierung nimmt zu.“ Unsere Überlegung, dass limitierte Filialnetze „Ketten im Kleinen“ sind, ist übrigens nicht neu. Auf diese Idee ist auch der damalige DAV-Vorsitzende Keller bei der Einführung dieser Regelung gekommen. Für die Versorgung der Patientinnen und Patienten ist es nicht entscheidend, wer eine Apotheke besitzt.
DAZ.online: Letztlich haben Sie große Probleme mit der Etablierung vergüteter pharmazeutischer Dienstleistungen. Worum geht es Ihnen?
Richard: Wir haben Bedenken, wenn Versichertengelder in relevanter Höhe für nicht klar definierte pharmazeutische Dienstleistungen in einem intransparenten Verteilungsmechanismus ausgelobt werden, wie es der Gesetzentwurf jetzt vorsieht. Es ist jedoch nicht richtig, dass wir pharmazeutische Dienstleistungen pauschal ablehnen. Nur muss die Leistung konkret und nachvollziehbar sein, und sie muss bei unseren Versicherten ankommen. Aufgrund der regional unterschiedlichen Gegebenheiten sehen wir zudem keine Regelungsnotwendigkeit für die Bundesebene – zum Teil gibt es ja bereits entsprechende Vereinbarungen von den AOKen vor Ort.
DAZ.online: Vielen Dank für das Gespräch.
8 Kommentare
GKV
von Köhler H. am 06.11.2019 um 13:51 Uhr
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Versuch
von Hubert Kaps am 06.11.2019 um 13:27 Uhr
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Zwei Fachmänninen
von Roland Mückschel am 06.11.2019 um 12:25 Uhr
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AOK,s
von Ruf Tatjana am 06.11.2019 um 10:07 Uhr
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Jaja, die netten Damen von der AOK-Raststätte...
von Murat Baskur am 06.11.2019 um 8:30 Uhr
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AW: Jaja, die netten Damen von der AOK-
von Roland Mückschel am 06.11.2019 um 9:43 Uhr
AW: Jaja, die netten Damen von der AOK-
von Hermann Eiken am 06.11.2019 um 13:17 Uhr
GKV
von Anita Peter am 06.11.2019 um 8:17 Uhr
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