Hamburger Apothekerverein

Graue: Apotheker sind zum „Spielball der Kapitalmächte“ geworden

Hamburg - 15.11.2019, 09:04 Uhr

Der Chef des Hamburger Apothekervereins, Dr. Jörn Graue, kritisierte die derzeitige politische Diskussion: Aus seiner Sicht müsste der Bundestag der Empfehlung des Bundesrates bezüglich des Rx-Versandverbotes folgen. (Foto: tmb)

Der Chef des Hamburger Apothekervereins, Dr. Jörn Graue, kritisierte die derzeitige politische Diskussion: Aus seiner Sicht müsste der Bundestag der Empfehlung des Bundesrates bezüglich des Rx-Versandverbotes folgen. (Foto: tmb)


Zuversicht für das E-Rezept

Graue gestand zu, dass das VOASG positive Elemente enthalte, aber das Gesetz erlebe gerade „eine Beerdigung dritter Klasse“. Die geplanten neuen Dienstleistungen, seien „inzwischen so geheim, dass die Geheimnisträger ihr Geheimnis nicht einmal selbst kennen“. Das E-Rezept werde kommen und das analoge Medium ersetzen, aber „nicht im Sauseschritt“. Man sei sich über das Ziel notgedrungen einig, aber über das erforderliche Zeitfenster weniger. Graue bekräftigte die Forderungen der Apotheker nach einem diskriminierungsfreien Zugang für die Patienten. Nach vielen früheren digitalen Schritten würden die Apotheker „auch die nächste digitale Hürde locker überwinden“, erklärte Graue zuversichtlich. Denn „wir Apotheker, durch Jahrhunderte gestählt, sind stärker, als so mancher glauben mag“.

Klage zur Gebühr für Sichtbezug vorbereitet

Zur Arbeit des Apothekervereins berichtete Vereinsgeschäftsführer Dr. Thomas Friedrich über die Bemühungen bei Retaxationen. Im Berichtsjahr seien 3.158 Retaxationen von 37 Krankenkassen bearbeitet worden, davon 2.764 Fälle zur BtM-Gebühr, von denen 1.832 Fälle bereits abgelehnt worden seien. Bei der BtM-Gebühr gehe es um den Sichtbezug von Substitutionsmitteln. Denn einige Krankenkassen zahlen die BtM-Dokumentationsgebühr nur einmal pro Rezept, während der Deutsche Apothekerverband jeden einzelnen Sichtbezug als dokumentationspflichtigen und damit zu honorierenden Vorgang betrachtet. Dazu bereite der Hamburger Apothekerverein nun eine Klage vor, berichtete Friedrich.

Graue im Amt bestätigt

Bei der turnusmäßigen Vorstandswahl wurden Dr. Jörn Graue, Dr. Lawrence Oshinowo und Dr. Nils Bomholt für eine neue Amtsperiode wiedergewählt. Da Dr. Ulrike Hahn wegen Aufgabe ihrer Apotheke ausgeschieden ist, wurde Sven Villnow neu in den Vorstand gewählt. Bei der anschließenden konstituierenden Sitzung des Vorstands wurde der geschäftsführende Vorstand in der bisherigen Zusammensetzung bestätigt. Graue bleibt Vorsitzender. Caroline Klante und Katrin Hensen sind weiterhin seine Stellvertreterinnen.



Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

nein

von Karl Friedrich Müller am 15.11.2019 um 10:40 Uhr

nicht nur die Apotheker, sondern das ganze Gesundheitswesen wird den Heuschrecken zum Fraß vorgeworfen.
Keine Fürsorge mehr des Staats.
Das Gesundheitswesen wird zweckentfremdet.
Es gibt Bereiche, die nicht dem Kapital überlassen werden darf.
Gesundheitswesen, Verkehr, Energie, Nahrung, Wasser, Rente
Um mal die Wichtigsten zu nennen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: nein

von Anita Peter am 15.11.2019 um 10:49 Uhr

Sie haben Recht. Leider will die Politik, allen voran die EU, alles liberalisieren und dem Großkapital den roten Teppich ausrollen. Die Rechnung wird irgendwann kommen.

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