Marien-Apotheke am Sendlinger Tor

Baustellenärger in München: „Die Laufkundschaft ist erstmal weg“

22.11.2019, 16:00 Uhr

Die Marien-Apotheke am Sendlinger Tor ist durch die Baustelle fast abgeschnitten. (Foto: Marien Apotheke)

Die Marien-Apotheke am Sendlinger Tor ist durch die Baustelle fast abgeschnitten. (Foto: Marien Apotheke)


Der Filialleiter der Marien-Apotheke am Sendlinger Tor in München ärgert sich über die Informationspolitik der Münchener Verkehrsgesellschaft MVG, die den Weg zur Offizin fast abgeschnitten hat. Stammkunden müssen nun über vier Ampeln laufen.

Eigentlich kann sich Apotheker Ingo Beer über die Lage der Marien-Apotheke , die er als Filialleiter leitet – Inhaber ist Bayerns Kammerpräsident Thomas Benkert –, am Sendlinger-Tor-Platz in München nicht beschweren. Nahe der Altstadt der bayerischen Landeshauptstadt gelegen an einem belebten Platz und mit einem Zugang zur U-Bahn direkt vor der Offizin. Eigentlich – denn gerade die U-Bahn bereitet dem Apotheker und seinen 20 Mitarbeitern nun viel Ärger. Seit März 2017 bauen die Stadtwerke München SWM  und deren Tochter die Münchener Verkehrsgesellschaft MVG dort. Aus einem „der wichtigsten U-Bahnhöfe im Netz“ – dem Bahnhof Sendlinger Tor – wird im laufenden Betrieb ein „Zukunftsbahnhof“ wie es im Internetauftritt der MVG  heißt. Das bedeutet aber auch zeitweilig eine 25 Meter tiefe Baugrube auf dem Platz, Bauzäune, geänderte Verkehrsführung – und seit dem 11. November auch komplett gesperrte Treppen-Ab- und Aufgänge von und zum U-Bahnhof. „Dadurch sind wir nun praktisch gänzlich von der Laufkundschaft abgeschnitten“, sagt Beer, der um die Umsätze der Marien-Apotheke fürchtet.

Umweg um den ganzen Platz herum

Oberirdisch bestand bereits seit einige Zeit eine Behinderung durch Bauzäune und Umleitungen. Nun ist auch der Weg direkt vom U-Bahnhof abgeschnitten. „Kunden, die zu uns kommen wollen, müssen nun einen riesigen Umweg machen und dabei über vier Ampeln laufen, einmal um den ganzen Platz“, sagt Beer. Stammkunden kämen, „aber die Laufkundschaft ist nun erstmal weg“, sagt Beer. Bislang hätte man ja auch noch die Abkürzung unterirdisch nehmen können und sei durch den U-Bahnabgang zur Apotheke gekommen. Das falle nun weg. Schilder oder andere Hinweise gebe es nicht. An dem Treppenabgang steht lediglich ein „Eingang gesperrt“-Zeichen. „Dass die MVG da weder uns noch die Passanten vernünftig informiert, ärgert mich einfach“, sagt der Filialleiter. Weder für die Anwohner im Vorfeld noch jetzt gebe es konkrete Informationen. Und der Menschenstrom aus der U-Bahn sei wichtig. „Wir merken das sonst auch schon in der Offizin, wenn sich mal eine U-Bahn verspätet“, sagt Beer. Erst nachdem in einer Tageszeitung ein Artikel zu der Situation erschien, habe es mal eine eher lapidare Antwort der MVG gegeben. „Wir seien ja oberirdisch erreichbar, hatte es da geheißen. Mit so einer Antwort kann ich mich nicht wirklich zufriedengeben“, sagt der Apotheker. Dazu käme noch, dass durch eine dauerhaft geänderte Verkehrsführung der Sendlinger-Tor-Platz nun auch regelrecht abgeschnitten worden sei von der Innenstadt.

Bauverzögerung bis 2023

„Es heißt, die Sperrung der U-Bahn-Treppe solle erstmal bis zum 28. November andauern. Ich habe aber auch schon von Bauarbeitern gehört, dass das wohl nicht zu schaffen sei“, sagt Beer. Man spüre den Rückgang bereits deutlich. „Das sind mindestens 20 bis 30 Prozent weniger Kunden derzeit.“ „Und das ist ja nicht nur für uns schwierig, sondern auch für viele Patienten. Hier in der Umgebung gibt es vier Alten- und Pflegeheime, von denen viele Bewohner zu uns als Kunden kommen. Mit Rollstuhl oder Rollator ist das ja alles noch schwieriger“, sagt Beer. Man habe den Eindruck, man werde von der Stadt regelrecht gegängelt, meint der Apotheker. „Und schließlich zahlen wir ja sogar eine ‚Luftsteuer‘, damit wir unsere Leuchtreklame betreiben können“, ärgert er sich. Es scheine der Stadt nicht so wichtig zu sein, wie es ihren Einzelhändlern gehe.

Andere  Einzelhändler sehen sich zum Teil in ihrer Existenz bedroht

Auch andere Einzelhändler an dem Platz im Herzen Münchens sehen sich zum Teil in ihrer Existenz bedroht wie etwa der Wirt eines Biergartens, der in der Zeitung TZ  den Rückgang seines Umsatzes beklagt. Bis zum Jahr 2022 soll laut ursprünglicher Planung der Umbau des U-Bahnhofs dauern. Laut einem Bericht in der Tageszeitung Münchener Merkur ) allerdings wird sich die Fertigstellung eher sogar noch bis ins Jahr 2023 verzögern. „Ich kann nur hoffen, dass wenigstens der U-Bahn-Eingang bald wieder geöffnet ist“, sagt Beer.



Volker Budinger, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.