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19. November 2019
Man muss schon arg an sich halten, mein liebes Tagebuch, um da nicht auszurasten: Der Preisanker macht uns noch wahnsinnig. Nach anfänglichen Hin und Her kam im Oktober die Nachricht, dass bei Überschreitung des Preisankers bei Nichtverfügbarkeit eines Arzneimittels und in der Akutversorgung keine Rücksprache mehr notwendig sei. Wir Apothekers atmeten auf, die Ärzte dankten. Und jetzt die Nachricht: Von dieser ur-vernünftigen Regelung gibt es Ausnahmen! Bei den Ersatzkassen (die schon wieder!) sind ergänzende Verträge zu beachten. Sie sehen nämlich vor, dass vor der Abgabe eines höherpreisigen Importarzneimittels/Originalarzneimittels als vom Arzt verordnet aufgrund von Nichtlieferbarkeit vor der Abgabe Rücksprache mit dem verordnenden Arzt zu halten ist. Oh nein, geht’s noch? Das alles ist doch mittlerweile Schikane, oder? Der Deutsche Apothekerverband befinde sich bereits in Gesprächen mit dem Ersatzkassenverband, heißt es nun. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Das E-Rezept treibt so manchen um. Auch den oberbayerischen Apotheker Stefan Hartmann, der u. a. auch Chef des Verbands der Apothekenkooperationen ist. Er sorgt sich, dass zunehmend Insellösungen entstehen, die der Apothekerschaft schaden könnten. Da ist was dran, wenn man bedenkt, dass derzeit über 50 E-Rezept-Projekte laufen. Hartmann wünscht sich, dass die Warenwirtschaftsanbieter mehr kooperieren sollten. Und die 19.000 Apotheken in Deutschland sollten untereinander vernetzt werden und eine kundenorientierte Lösung realisieren. Hartmann träumt sogar von einer standeseigenen Versandapotheke. Mein liebes Tagebuch, träumen darf man, aber der Zug ist schon lange weg. Vielleicht schafft es ja der Deutsche Apothekerverband, seine Web-App fürs E-Rezept so attraktiv zu platzieren, dass es die zentrale Plattform fürs E-Rezept wird. Vielleicht. Es soll da auch andere feine Apps geben. So ist das eben…
E-Rezept hin, E-Rezept her – es gibt nur einen „natürlichen Vermittler“ des E-Rezepts, und das ist die Web-App des Deutschen Apothekerverbands (DAV). Sagt der stellvertretende Chef des DAV, Hans-Peter Hubmann auf der Delegiertenversammlung der Bayerischen Landesapothekerkammer. Und wenn er das sagt, dann ist das so, mein liebes Tagebuch, oder? Was macht ihn da eigentlich so sicher? 12.000 Apothekenleiter, die sich schon für die Web-App registriert haben. Aha, und alle anderen sollen doch bitte auch mitmachen, so Hubmann. Was für die DAV-Web-App spricht: Sie ist absolut diskriminierungsfrei, mit ihr werden keine kommerziellen Interessen verfolgt, sagt Hubmann. Und er ist voll optimistisch, dass das Bundesgesundheitsministerium die DAV-Web-App zum offiziellen Transportmedium für E-Rezepte macht. Und, mein liebes Tagebuch, was ist mit all den anderen Anbietern, die auch eine App entwickeln? Keine Sorge, man werde auch Schnittstellen für die Angebote anderer Anbieter bieten, sagt Hubmann, „aber wir wollen das Sammelbecken sein“. Na gut, mal sehen.
Unglaublich, wie sich DocMorris sträubt, groß und deutlich die niederländische Adresse auf seinen Bestellscheinen anzugeben und stattdessen als „Versandapotheke DocMorris, 52098 Aachen“ fungieren und wahrgenommen werden will. Der Kunde soll wohl nicht denken, dass er seine Arzneimittel in Holland bestellt, sondern bei einem deutschen Versender. Um die Angabe, wie und wo und wie groß der korrekte Firmensitz anzugeben ist, schwelt schon seit Jahren, seit 2013 ein Rechtsstreit zwischen dem Verband Sozialer Wettbewerb als Kläger und DocMorris. Da der Versender sich stur weigert, die Angaben auf den Bestellschein so anzugeben, wie es das Berliner Landgericht verlangt, hat das Gericht bereits ein Ordnungsgeld von läppischen 10.000 Euro verhängt. Aber DocMorris weigert sich zu zahlen. Mittlerweile sind die Rechtsmittel, die dem Versender zur Verfügung stehen ausgereizt, er müsste zahlen und seine Bestellscheinformulare endlich umgestalten. Wie geht das Spiel weiter?
6 Kommentare
Ja doch. Deutschland ist ein merkwürdiger Verein, besser die Regierung und Parteien
von Bernd Jas am 24.11.2019 um 13:07 Uhr
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DicMorris
von Karl Friedrich Müller am 24.11.2019 um 12:29 Uhr
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AW: DicMorris
von Karl Friedrich Müller am 24.11.2019 um 12:44 Uhr
Württembergs KV hat noch gesunden Menschenverstand
von noplacebo am 24.11.2019 um 10:59 Uhr
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Hubmanns DAV-Monopoltraum(a) ...
von Christian Timme am 24.11.2019 um 9:59 Uhr
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Überzeugend?
von Ulrich Ströh am 24.11.2019 um 8:59 Uhr
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