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Die Defekte spielen die Apotheken langsam kaputt. Das Problem war 2019 stärker zu spüren denn je, sodass „Lieferengpass“ sogar als Unwort des Jahres vorgeschlagen wurde – von einem Apotheker. Fehlen lebenswichtige Arzneimittel, trifft dies aber vor allem die Patienten. Die Publikumsmedien haben das Thema längst für sich entdeckt, nun wacht auch die Politik auf. Bis es Lösungen gibt, sollte man auf keinen Fall den Humor verlieren, denn er ist der Knopf, der verhindert, dass einem der Kragen platzt (Joachim Ringelnatz).
„Wie viele Dauerdefekte sind bei Ihnen derzeit gelistet?“ – fragte die Redaktion von DAZ.online Ihre Leser im Mai. Jeder Fünfte gab zwischen 100 und 124 an, jeder Zehnte mehr als 200. Die Situation hat sich im Laufe des Jahres nicht gebessert. Mittlerweile ist eine Rückmeldung von Großhandel ohne Defekte eher die Regel als die Ausnahme. Die Telefone in den Praxen liefen heiß, solange bei jeder Überschreitung des Preisankers Rücksprache mit dem Arzt gehalten werden musste. Immerhin – dieser Zustand hat sich im Herbst geändert. Zum Jahreswechsel gibt es die Hitliste der Arzneimittel, die Apothekern 2019 graue Haare bescherten.
Platz 10: Desfesoterodin
Im Mai kündigte sich die Misere an: Ein Produktionsausfall sorgte dafür, dass Apotheken mit dem Blasenspasmolytikum Tovedeso® in der Stärke 3,5 mg leer liefen. Vor allem für Patienten, die nach Tevas eifriger Werbeaktion in Arztpraxen und Apotheken neu auf Desofesoterodin eingestellt waren, war das ein Problem: Die 7-mg-Retardtabletten lassen sich nicht teilen. Zur Überbrückung kam beispielsweise Trospiumchlorid (z. B. Spasmex®) infrage. Doch wegen seiner guten Verträglichkeit drängten die Patienten auf Tovedeso®. Erst sollten sie sich bis zum Spätsommer gedulden. Als dann der Hahn endlich wieder aufgedreht wurde, gab es bereits den ersten Bodenfrost.
Platz 9: Indapamid
Dass die doch eher unscheinbaren Diuretika Indapamid (z. B. Natrilix®, BiPreterax®) und Chlortalidon (z. B. Hygroton®) im Frühjahr 2019 wegen Lieferproblemen negativ auffielen, hatte einen besonderen Grund: Sie traten aus dem Schatten ihrer Leitsubstanz Hydrochlorothiazid (HCT), die wegen zweier Registerstudien aus Dänemark in Verruf geraten war. Deren Ergebnisse zeigten einen kumulativen dosisabhängigen Zusammenhang zwischen der Einnahme von HCT und dem Auftreten von Nicht-Melanom-Hautkrebserkrankungen (Basaliomen und Spinaliomen), auch bekannt als weißer Hautkrebs. Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) warnte eindringlich davor, HCT aus Angst vor Krebs abzusetzen. Dass aber nicht nur über einen Wechsel auf die als Alternativen empfohlenen Thiazid-Analoga Chlortalidon und Indapamid nachgedacht wurde, spiegelten die Lieferengpässe wider, die zum Glück nur von kurzer Dauer waren.
Platz 8: Aspirin® Complex und Effect
Im Jahr 2018 war noch Aspirin® i.v. das Sorgenkind. In diesem Jahr sorgten seine Geschwister Aspirin® Effect und Aspirin® Complex zum Höhepunkt der Erkältungswelle für Ärger. Terminlieferungen sagte Familie Bayer komplett ab. Der Engpass bei der Erkältungskombi (ASS/Pseudoephedrin) wurde bereits im Herbst 2018 angekündigt und war im Frühjahr 2019 überstanden. Schuld waren „Korrektur- und Modernisierungsmaßnahmen“ am Produktionsstandort Bitterfeld . Aspirin® Effect gibt es schon so lange nicht, dass die Erinnerung daran langsam verblasst und das Gerücht aufkam, es solle vom Markt genommen werden. Bayer wies diese Vermutungen jedoch zurück.
3 Kommentare
Austauschmedikamente
von Fuss am 30.12.2019 um 14:28 Uhr
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Antidepressiva
von Bernd Jas am 28.12.2019 um 10:06 Uhr
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AW: Antidepressiva
von Patrick Mages am 29.12.2019 um 5:48 Uhr
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