Risiko einer Infektion mit Clostridioides

Clindamycin ist der größte Übeltäter

Schladming - 27.01.2020, 13:34 Uhr

Seit etwa 20 Jahren nehmen die Infektionen mit Clostridioides difficile (CDI) zu. Die Symptome – Fieber, Bauchschmerzen, Durchfall und Flüssigkeitsverlust – rufen allerdings nicht die Bakterien selbst, sondern die Toxine, die sie ausscheiden, hervor. (s / Foto: imago images / Science Photo Library)

Seit etwa 20 Jahren nehmen die Infektionen mit Clostridioides difficile (CDI) zu. Die Symptome – Fieber, Bauchschmerzen, Durchfall und Flüssigkeitsverlust – rufen allerdings nicht die Bakterien selbst, sondern die Toxine, die sie ausscheiden, hervor. (s / Foto: imago images / Science Photo Library)


Die pseudomembranöse Enterokolitis ist eine der wohl gefürchtetsten Nebenwirkungen einer Antibiotikatherapie. Verursacht wird sie durch eine übermäßige Besiedlung des Darmes durch Clostridioides difficile, dessen Toxine die Symptome verursachen. Dem voran geht aber immer eine Zerstörung der residenten Darmflora durch eine Antibiotikatherapie. Doch nicht alle Antibiotika sind diesbezüglich gleich „schlimm“.

Seit etwa 20 Jahren nehmen die Infektionen mit Clostridioides difficile (CDI) zu. Es gibt mehr schwere Fälle, mehr ambulant erworbene und mehr Krankenhausepidemien. Die Symptome – Fieber, Bauchschmerzen, Durchfall und Flüssigkeitsverlust – rufen allerdings nicht die Bakterien selbst, sondern die Toxine, die sie ausscheiden, hervor. Voraussetzung für eine CDI ist eine Zerstörung der residenten Darmflora durch eine Antibiotikatherapie. Welchen Einfluss bereits eine Einzeldosis Clindamycin haben kann, zeigte Gastroenterologe Hans-Jörg Epple aus Berlin anhand von Mausversuchen aus dem Jahr 2009 beim Pharmacon vergangene Woche in Schladming. Bei dem Versuch wurden Mäusen Sporen von C. difficile verabreicht – einer Gruppe ausschließlich Sporen, einer zweiten zusätzlich eine Dosis Clindamycin und einer dritten Clindamycin und nach 24 Stunden nochmal Sporen. Die dritte Gruppe erkrankte schwer, verlor innerhalb von wenigen Tagen viel Gewicht, 40 bis 50 Prozent starben. Weiter konnten die Wissenschaftler zeigen, dass die einmalige Gabe des Antibiotikums 90 Prozent der residenten Darmflora plattmachte, ein Effekt der über Wochen anhielt und so den Nährboden für die Infektion bereitete. Auch wenn es sich nur um Mausdaten handele, zeigten sie doch eindrucksvoll, wie sich bereits eine einmalige Gabe des Antibiotikums auswirke, so Epple.

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Vergleicht man verschiedene Antibiotika hinsichtlich ihres Risikos einer CDI, findet sich das im Versuch eingesetzte und gerne von Zahnärzten verschriebene Clindamycin an erster Stelle. Es erhöht einem Review aus dem Jahr 2013 zufolge das Risiko für eine CDI fast um den Faktor 17 (OR 16,8). Zwar immer noch beträchtlich, aber deutlich unter der von Clindamycin ist die Risikoerhöhung durch Chinolone sowie Cephalosporine, Monobactame und Carbapeneme mit einer OR von 5,5 bzw. 5,7. Makrolide und Penicilline schneiden hier mit 2,7 um einiges günstiger ab.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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1 Kommentar

Clindamycin

von Margit Fox-Rappold am 28.01.2020 um 11:54 Uhr

Den Artikel kann ich nur unterstreichen!
Im Frühjahr 2016 wurde mir Clindamycin vom HNO verordnet.
Nach zweimaliger Einnahme bekam ich die beschriebenen Symptome. Nur mit dem Gegenmittel "Vancomycin" (525 €) konnte ich ich geheilt werden. Im Herbst desselben Jahres wurde bei mir ein Pankreaskarzinom entdeckt. Gedanklich bringe ich das natürlich in Zusammenhang...

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