Statt Ibuprofen und Co.

Paracetamol bei Leberzirrhose ist „sicher“

Stuttgart - 04.02.2020, 11:30 Uhr

Alkoholkonsum soll oft übersehen werden, obwohl die alkoholische Lebererkrankung die häufigste Lebererkrankung ist und Alkohol den Medikamentenstoffwechsel nachhaltig beeinflussen kann. (Foto: Sonja Birkelbach / stock.adobe.com)

Alkoholkonsum soll oft übersehen werden, obwohl die alkoholische Lebererkrankung die häufigste Lebererkrankung ist und Alkohol den Medikamentenstoffwechsel nachhaltig beeinflussen kann. (Foto: Sonja Birkelbach / stock.adobe.com)


Paracetamol braucht keine Dosisreduktion?

Überraschen könnte nun auch einige Apotheker, dass in den niederländischen Empfehlungen beispielsweise Paracetamol als sicheres Arzneimittel bei Leberzirrhose eingestuft wird, das bei Child-Pugh A, B und C (gute Leberfunktion, mäßige Leberfunktion, schlechte Leberfunktion) ohne Dosisreduktion verabreicht werden könne. „Nur bei Patienten mit Zirrhose und Risikofaktoren für Hepatotoxizität (z. B. Unterernährung oder Alkoholkonsum) wird eine reduzierte Dosis von maximal 2 g pro Tag empfohlen“, schreibt die AkdÄ über die niederländischen Empfehlungen. Die AkdÄ selbst zeigt sich hier jedoch etwas kritischer und meint, dass bei allen Patienten mit Leberzirrhose im Stadium Child-Pugh C eine maximale Tagesdosis von 2 g Paracetamol nicht überschritten werden soll.

Wichtige Prognosescores der Leberzirrhose

Sowohl die Child-Pugh-Klassifikation als auch der MELD-Score sind wichtige Prognosescores der Leberzirrhose. 

Die AkdÄ merkt zum verwendeten Child-PughScore an, dass die Bestimmung der vielfältigen Leberfunktionen – anders als bei den Nieren – schwierig ist: „In den Child-Pugh-Score gehen neben Laborwerten (Albumin, Bilirubin, INR) mit der Aszitesmenge und dem Enzephalopathie-Grad zwei Parameter ein, die subjektiv unterschiedlich bewertet werden können.“ Für die Evaluation zur Transplantation werde daher der objektivere MELD- bzw. MELD-Natrium-Score verwendet (Model of End Stage Liver Disease: Kreatinin, Bilirubin, INR und Natrium).

NSAR sind „unsicher“

Insgesamt wurden von den Niederländern für 209 Arzneimittel Empfehlungen formuliert. 30 Arzneimittel wurden generell als „unsicher“ für Patienten mit Leberzirrhose eingestuft. Als Grund werden dort erhebliche Veränderungen bei der Pharmakodynamik angegeben. Ein Beispiel sind NSAR und COX-2-Hemmer. Sie gehen bei Patienten mit Leberzirrhose mit einem höheren Risiko für Nierenschäden einher. 

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Vorsicht: Methadon, Heparin und Azathioprin

Beispielsweise Methadon, Heparin und Azathioprin gelten zwar nicht als „unsicher“, allerdings wurden dort zusätzliche Risiken bei Leberzirrhose festgestellt: „wie ein hepatopulmonales Syndrom oder eine Verlängerung der QT-Zeit (Methadon), ein höheres Risiko für hämatologische Nebenwirkungen (Azathioprin) oder ein höheres Blutungsrisiko (Heparin).“ Ansonsten merkt die AkdÄ zu Opioidanalgetika aber an, dass sie bei Patienten unter guter Beobachtung und bei vorsichtig aufsteigender Dosierung (Risiko der Auslösung einer hepatischen Enzephalopathie) gegeben werden können. Auf die Verhinderung der Obstipation solle bei diesen Patienten besonders geachtet werden. Und so fallen beispielsweise Tramadol, Buprenorphin, Morphin und Oxycodon, im Gegensatz zu Methadon, in die Kategorie „keine zusätzlichen Risiken bekannt“.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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