AkdÄ zu Studie aus Spanien

Blutdrucktabletten: Morgens oder abends einnehmen?

Stuttgart - 20.02.2020, 17:00 Uhr

Dipper, Non-Dipper und Reverse-Dipper: Der nächtliche Blutdruck spielt eine besondere Rolle. ( t / Foto: Elizaveta / stock.adobe.com)

Dipper, Non-Dipper und Reverse-Dipper: Der nächtliche Blutdruck spielt eine besondere Rolle. ( t / Foto: Elizaveta / stock.adobe.com)


Nach der Studie: Muss die klinische Routine geändert werden?

Die AkdÄ spricht von einer „beeindruckenden Verbesserung“, die möglicherweise mit der deutlich niedrigeren Einstellung nächtlicher Blutdruckwerte begründet werden könne: „Nur die Hälfte der Patienten mit morgendlicher Einnahme zeigte eine nächtliche Absenkung ihrer Blutdruckwerte („Dipper“) verglichen mit fast zwei Drittel der Patienten bei nächtlicher Einnahme (50 % vs. 63 %; p < 0,001).“

Dipper, Non-Dipper und Reverse-Dipper

„Auch der Blutdruck unterliegt tageszeitlichen Schwankungen mit Tag-Nacht-Unterschieden von 10 bis 20 mmHg. Am Morgen kommt es vor und nach dem Erwachen zu einem starken Blutdruckanstieg, der gegen Mittag wieder abfällt, um nachmittags wieder anzusteigen mit einem weiteren Gipfel am Abend. In der Nacht fällt der Blutdruck in der Regel ab (sogenannte Dipper). 

Bei einigen Patienten ist dieser Tag-Nacht-Rhythmus aufgehoben und sie zeigen einen unzulänglichen oder fehlenden nächtlichen Blutdruckabfall (sogenannte Non-Dipper) oder gar einen nächtlichen Blutdruckanstieg (sogenannte Reverse-Dipper). Dieses Phänomen wird besonders häufig bei Patienten mit einer sekundären Hypertonie wie z. B. Patienten mit renovaskulärer/renoparenchymatöser Hypertonie beobachtet und ist mit einem deutlich erhöhten kardiovaskulären Risiko verbunden.“

Aus der DAZ 49/2011, Prof. Dr. Peter Gohlke

Zwar bestünden Restunsicherheiten in der aktuellen Studie durch die Gruppenunterschiede zwischen den jeweils eingesetzten Antihypertensiva und jene waren statistisch signifikant, was in sehr großen Kollektiven durchaus einen Effekt haben könne. Doch gleichzeitig erscheinen die Unterschiede zu gering, um die relativ großen Effekte zu erklären, dazu wird auch auf einen Kommentar im BMJ verwiesen.

„Somit müssen, wie üblich in der medizinischen Wissenschaft, diese Beobachtungen durch weitere Studien bestätigt werden“, folgert die AkdÄ. Sie verweist aber auch darauf, dass dieselbe Arbeitsgruppe aus Spanien vor einigen Jahren eine kleinere Studie mit ähnlichen Ergebnissen veröffentlichte. Und für 2020 würden die Ergebnisse einer weiteren Studie aus dem Vereinigten Königreich erwartet.

Grund genug, die klinische Routine jetzt zu ändern, sieht die AkdÄ also offenbar – noch – nicht.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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