Bundesgerichtshof

DocMorris-Zuwendungen landen erneut vor dem EuGH

Berlin - 20.02.2020, 11:49 Uhr

Erneut ging es am heutigen Donnerstag vor dem Bundesgerichtshof um Rabattmodelle und Zuwendungen von EU-Versendern. In einem Fall muss nun der EuGH entscheiden. ( r / Foto: imago images / R. Peters)

Erneut ging es am heutigen Donnerstag vor dem Bundesgerichtshof um Rabattmodelle und Zuwendungen von EU-Versendern. In einem Fall muss nun der EuGH entscheiden. ( r / Foto: imago images / R. Peters)


DocMorris-Gewinnspiel vor dem EuGH

Das andere Verfahren betrifft ein an eine Rezepteinlösung gekoppeltes Gewinnspiel von DocMorris aus dem Jahr 2015. Wer mitmachte und ein Rezept einschickte, nahm an der Verlosung eines E-Bikes im Wert von 2500 Euro teil. Zudem waren neun hochwertige elektrische Zahnbürsten ausgelobt. In erster Instanz fiel das Urteil – ergangen nach dem EuGH-Urteil vom 19. Oktober 2016 – zugunsten von DocMorris aus. Das Landgericht Frankfurt war der Auffassung, die Vorschriften des Heilmittelwerbegesetzes (HWG) müssten nach der EuGH-Entscheidung vom Oktober 2016 europarechtskonform ausgelegt werden – und zwar dahingehend, dass sie hier nicht zur Anwendung kommen. DocMorris meint: Wenn man nach der Entscheidung des EuGH schon uneingeschränkt Rabatte gewähren dürfe, müsse das erst Recht für Gewinnspiele gelten. Zumal die Chance auf den Gewinn gering sei und damit für den Verbraucher weniger wert sei als ein Barrabatt.

Doch das Oberlandesgericht Frankfurt kassierte die Entscheidung der Vorinstanz. Die Teilnahme an dem Gewinnspiel stelle eine unzulässige Zugabe dar, die nicht mehr geringwertig sei. Es liege damit ein Verstoß gegen das in § 7 Abs. 1 HWG normierte Zuwendungsverbot vor. Die EuGH-Entscheidung habe schon wegen der unterschiedlichen Schutzzwecke von Heilmittelwerberecht und Arzneimittelpreisrecht keinen Einfluss auf die Wertungen des § 7 Abs. 1 HWG.

Vorlagefrage an den EugH

Diesen Streit hat der Bundesgerichtshof nun ausgesetzt und dem Europäischen Gericht vorgelegt. 

Die Frage an die Luxemburger Richter lautet:

„Steht es mit den Bestimmungen des Titels VIII und insbesondere mit Art. 87 Abs. 3 der Richtlinie 2001/83/EG im Einklang, wenn eine nationale Vorschrift (hier: § 7 Abs. 1 Satz 1 HWG) dahin ausgelegt wird, dass es einer in einem anderen Mitgliedstaat ansässigen Versandapotheke verboten ist, mit der Auslobung eines Gewinnspiels um Kunden zu werben, wenn die Teilnahme an dem Gewinnspiel an die Einreichung eines Rezepts für ein verschreibungspflichtiges Humanarzneimittel gekoppelt ist, der ausgelobte Gewinn kein Arzneimittel, sondern ein anderer Gegenstand ist (hier: ein Elektrofahrrad im Wert von 2.500 € und elektrische Zahnbürsten), und nicht zu befürchten ist, dass einer unzweckmäßigen oder übermäßigen Verwendung von Arzneimitteln Vorschub geleistet wird?“

Anders als im Oktober 2016 geht es diesmal nicht um einen Verstoß gegen das Arzneimittelpreisrecht. In diesem Punkt hat der EuGH entschieden, dass EU-Versender sich nicht an die deutsche Preisbindung für verschreibungspflichtige Arzneimittel halten müssen. Vielmehr stehen jetzt Fragen des Heilmittelwerberechts im Mittelpunkt – diese hatte der EuGH 2016 ausgeblendet.



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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1 Kommentar

BGH

von hardt am 20.02.2020 um 17:31 Uhr

Die Richter sind alle befangen...- weil privat versichert oder?
Warum sollen Sie anders urteilen zum eigenen Nachteil?
Sowas gab es schon mal vor langer Zeit, als Beamte zu 110% über Beihilfe plus Privatversicherung abgesichert waren und an jeder Verordnung verdienten!
Das wurde seinerzeit auf 100% Erstattung begrenzt.
Und jetzt ist es wieder da - wie schön...

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