DAZ.online: Ist es nicht teilweise auch ein Henne/Ei-Problem? Zum Beispiel bei Übergewicht, wo es ja offensichtlich Veränderungen im Mikrobiom gibt. Ist hier die veränderte Bakterienbesiedlung ursächlich, oder kann es nicht auch sein, dass jahrelange Fehlernährung die Besiedlung verändert?
Smollich: Inzwischen gibt es durch den Mikrobiom-Hype praktisch kaum eine Erkrankung, für die nicht irgendeine Korrelation mit Mikrobiom-Veränderungen gezeigt wurde. Dabei ist fast immer unklar, ob es sich um eine Korrelation oder Kausalität handelt. Ebenfalls muss man dabei beachten, dass auch sehr viele Arzneimittel zu Mikrobiom-Veränderungen führen. So können die häufig bei Menschen mit Depressionen beschriebenen Mikrobiom-Muster nicht nur eine Folge der Depression sein, sondern vielleicht eher eine Folge der langfristig eingenommenen Antidepressiva.
Aus Tierversuchen und humanen Zwillingsstudien gibt es jedoch auch Daten, die zumindest bei einigen Krankheiten auf einen möglicherweise kausalen Zusammenhang hindeuten. Dies gilt beispielsweise für das metabolische Syndrom, Adipositas, chronisch-entzündliche Erkrankungen oder Multiple Sklerose.
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