DAZ.online: Weiß man genug über das Mikrobiom, dass man es gegebenenfalls „reparieren“ kann, so nach dem Motto: Mikrobiom gesund, Mensch gesund? Und wenn ja, bei welchen Erkrankungen geht das?
Smollich: Aktuell wissen wir noch überhaupt nicht, wie ein „normales“ oder „gesundes“ Mikrobiom aussehen sollte. Insofern ist es auch unseriös, anhand von Stuhlanalysen bestimmte Probiotika zu empfehlen oder die Mikrobiota anderweitig vermeintlich gezielt modulieren zu wollen. Daneben gibt es den eher unspezifischen Ansatz, dass man die Mikrobiota von Gesunden im Rahmen des sogenannten Stuhltransfers auf Kranke überträgt, beispielsweise über Sonden oder Einläufe. Zur Zeit wird das zum Beispiel als Reservetherapie bei Clostridioides-difficile-Infektionen genutzt. Dieser Ansatz ist allerdings nicht nur für viele Patienten gewöhnungsbedürftig, sondern birgt auch erhebliche Risiken. Völlig unklar sind auch die mittelfristigen gesundheitlichen Konsequenzen und die Zusammensetzung eines optimalen „Spender-Stuhls“.
DAZ.online: Geht das auch weniger „eklig“?
Smollich: Weniger „eklig“ wäre es natürlich, die Mikrobiota durch Präbiotika, Probiota oder auch Postbiotika zu modulieren. Bei Letzteren handelt es sich um Metabolite der Darmbakterien, die für die physiologischen Wirkungen verantwortlich sind. Aber auch hier gilt: Wir wissen nicht, welcher Patient von welchem Supplement profitieren würde, da das Ansprechen hochindividuell ist und nicht vorhergesagt werden kann.
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