Fosfomycin bei Blasenentzündung und schweren Infektionen

EMA beschränkt Anwendung von Fosfomycin

Stuttgart - 31.03.2020, 11:30 Uhr

Die EMA hat Fosfomycin neu bewertet und rät zu einem restriktiven Einsatz bei der intravenösen Anwendung. Wie sieht es bei oralem Fosfomycin bei Harnwegsinfektionen aus? (Foto: Zambon / InfectoPharm)

Die EMA hat Fosfomycin neu bewertet und rät zu einem restriktiven Einsatz bei der intravenösen Anwendung. Wie sieht es bei oralem Fosfomycin bei Harnwegsinfektionen aus? (Foto: Zambon / InfectoPharm)


Fosfomycin i.v.: wenn andere Antibiotika nicht geeignet sind

Der CHMP empfiehlt nun, Fosfomycin intravenös nur noch zur Behandlung bestimmter schwerer Infektionen einzusetzen, wenn andere Antibiotika nicht geeignet sind: 

  • komplizierte Harnwegsinfektionen
  • infektiöse Endokarditis
  • Knochen- und Gelenkinfektionen
  • im Krankenhaus erworbene Lungenentzündung, einschließlich beatmungsassoziierter Lungenentzündung
  • komplizierte Haut- und Weichteilinfektionen
  • bakterielle Meningitis
  • komplizierte intra-abdominale Infektionen
  • Bakteriämie, die in Verbindung mit einer der folgenden Krankheiten auftritt oder bei der der Verdacht besteht, dass sie mit einer
    die oben aufgeführten Infektionen

Dabei werden nun die zugelassenen Indikationen von Fosfomycin i.v. in vielen europäischen Ländern nach dem Referral um die folgenden Indikationen erweitert: Komplizierte Haut-/Weichteilinfektionen, infektivöse Endokarditis, komplizierte intra-abdominale Infektionen. Andere Staaten, darunter Deutschland, bekommen Indikationen gestrichen, wie oto-/ rhino-/ larynogologische Infektionen, und historische Bezeichnungen werden geändert: Sepsis wird zu Bakteriämie.

Wie wirkt Fosfomycin?

Fosfomycin greift in die bakterielle Zellwandsynthese ein. Die Bakterienzellwand besteht vornehmlich aus N-Acetylglukosamin und N-Acetylmuraminsäure, wobei N-Acetylmuraminsäure aus N-Acetylglukosamin und Phosphoenolpyruvat entsteht. Als Strukturanalogon zu Phosphoenolpyruvat blockiert Fosfomycin das synthetisierende Enzym Phospoenolpyruvat-Transferase und verhindert so eine stabile Zellwandsynthese. 

Der Wirkstoff zeigt eine zeitabhängige Bakterizidie, sprich die Wirksamkeit hängt vor allem davon ab, wie lange Fosfomycin-Spiegel oberhalb der minimalen Hemmkonzentration des Erregers liegen. 

Resistenzen können plasmidkodiert auf der Metabolisierung von Fosfomycin beruhen oder auf der Hemmung der aktiven Aufnahme des Antibiotikums in die Bakterienzelle. Kreuzresistenzen sind laut Fachinformation nicht bekannt. 

Die empfohlene Dosierung bei unkomplizierter Zystitis von Frauen ab einem Alter von zwölf Jahren liegt bei einmalig 3000mg Fosfomycin-Trometamol. Durch Trometamol verbessert sich die orale Bioverfügbarkeit von Fosfomycin.

Fosfomycin i.v. auch bisher nur bei schweren Infektionen

Auch bisher galt Fosfomycin nicht als Antibiotikum der ersten Wahl. So erklärt Infectopharm, der Hersteller von Infectofos® , in der Fachinformation (Stand: 07/2017), dass Fosfomycin zur Behandlung von akuten und chronischen Infektionen indiziert ist, wenn diese durch Fosfomycin-empfindliche Erreger verursacht werden, insbesondere dann, „wenn Penicilline und Cephalosporine nicht gegeben werden können beziehungsweise deren Wirksamkeit auf Grund der Lokalisation der Infektion und der Empfindlichkeit der Erreger nicht ausreicht“. Zudem wird Fosfomycin i.v. „in der Regel im Rahmen einer Kombinationstherapie, insbesondere bei der Behandlung multiresistenter Keime, verabreicht“. Als erstes werden an dieser Stelle die schweren Infektionen Osteomyelitis und Infektionen des Zentralen Nervensystems (Meningitis, Enzephalitis, Hirnabszess) genannt. (Weiterhin bei Infektionen der Harnwege, der Atemwege, der Haut und Weichteile, der Gallenwege, nach Verbrennungen, bei Lungenabszess, Sepsis, Endocarditis, bei perioperativen, oto-, rhino-, laryngo- und ophthalmologischen Infektionen.)

Anmerkung: Manche Indikationen fallen nach dem Referral weg.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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