Kammerversammlung via Video-Schalte

Niedersachsen: Neue Berufsordnung für Apotheken-Impfungen

Hannover - 16.04.2020, 09:00 Uhr

Niedersachsens Kammerpräsidentin Cathrin Burs hat in dieser Woche erstmals eine Kammerversammlung via Video-Konferenz geleitet. (Foto: DAZ.online)

Niedersachsens Kammerpräsidentin Cathrin Burs hat in dieser Woche erstmals eine Kammerversammlung via Video-Konferenz geleitet. (Foto: DAZ.online)


Die Kammerversammlung der Apothekerkammer Niedersachsen fand am Mittwoch und damit am geplanten Datum statt - allerdings erstmals als Web-Konferenz. Kammerpräsidentin Cathrin Burs betonte die Leistungen der Apotheker in der Pandemie und erinnerte zugleich an die weiterhin wichtigen Kernthemen der Berufspolitik. Außerdem ging es um die Jahresrechnung für 2019, den Haushaltsplan und eine Änderung der Berufsordnung.*

Die Apothekerkammer Niedersachsen reagierte mit einer neuen Veranstaltungsform auf die Pandemie und hielt ihre Kammerversammlung mit 71 Delegierten im Web-Format ab. Anschließend berichtete die Kammer in einer Pressemitteilung über die Ergebnisse.

Große Leistungen in der Pandemie

Mit Blick auf die Pandemie erklärte Kammerpräsidentin Cathrin Burs: „In den vergangenen Wochen haben die Kolleginnen und Kollegen der Politik eindrucksvoll vor Augen geführt, was ortsnahe Versorgung für die Bevölkerung bedeutet, welchen Stellenwert sie hat.“

Die Apotheke habe sich als krisenfeste Institution der Arzneimittelversorgung bewährt. Die Apotheken stünden den in diesen Tagen sehr verunsicherten Patienten „mit Rat und Tat zur Seite, klären auf, beruhigen“, erklärte Burs und ergänzte: „Damit demonstrieren sie der Politik gegenüber Verlässlichkeit.“ Für ihre herausragenden Leistungen würden die Apotheker Anerkennung und Wertschätzung verdienen, folgerte die Kammerpräsidentin.

Kernthemen der Apotheker unverändert auf der Agenda

Trotz der aktuellen Ereignisse stünden die bisherigen Kernthemen der Apotheker weiterhin unverändert auf der Agenda. Als wichtige Schwerpunktthemen nannte Burs die Sicherstellung der Gleichpreisigkeit im Wettbewerb mit ausländischen Marktteilnehmern und die Weiterentwicklung des Leistungsspektrums der Apotheken durch honorierungsfähige Dienstleistungen wie das Medikationsmanagement. Außerdem erwähnte sie die Novellierung der Approbationsordnung. Damit solle die Ausbildung des Berufsnachwuchses jetzt an die Anforderungen des Alltags und künftig im Sinne des Perspektivpapiers der Apotheker angepasst werden. Hinzu komme die Umsetzung der Telematik-Infrastruktur mit dem E-Rezept und klaren Regeln zum Makelverbot.

Kammerbeiträge unverändert

Der Vorsitzende des Finanzausschusses, Florian Taentzler, stellte die Jahresrechnung 2019 vor. Gemäß der Mitteilung der Kammer wurden der Vorstand ohne Gegenstimmen entlastet und der Haushaltsplan einstimmig angenommen. Die Kammerbeiträge werden daraufhin im Jahr 2020 unverändert bleiben. Der Beitrag für Apothekeninhaber beträgt 0,105 Prozent des Jahresnettoumsatzes des Vorjahres, Vollzeitmitarbeiter zahlen 144 Euro.

Änderung der Berufsordnung für Grippeschutzimpfungen

Vor dem Hintergrund der neuen Möglichkeit für Grippeschutzimpfungen in Apotheken stand auch eine Änderung der Berufsordnung auf der Tagesordnung der Kammerversammlung. Das Anfang März in Kraft getretene Masernschutzgesetz gestattet den Apothekern, im Rahmen von Modellversuchen Grippeschutzimpfungen durchzuführen, soweit das Berufsrecht dem nicht entgegensteht. Ebenso wie andere Berufsordnungen für Apotheker sieht die Berufsordnung der Apothekerkammer Niedersachsen ein Verbot der Heilkunde an Mensch und Tier vor. 

Nun wurde die Berufsordnung angepasst, um in Niedersachsen Modellversuche für Grippeschutzimpfungen zu ermöglichen. Der neue Wortlaut ist nun: „Dem Apotheker ist untersagt, Heilkunde an Menschen und Tieren auszuüben, soweit ihm dies gesetzlich nicht ausnahmsweise erlaubt ist.“

Andere Kammern, wie etwa im Saarland, hatten diese Satzungsänderung bereits beschlossen. Die Kammerversammlung in Thüringen hatte sich mehrheitlich gegen eine solche Änderung ausgesprochen. In Brandenburg wären Apotheken-Impfungen zwar rein theoretisch denkbar. Allerdings haben Ärzte und Apotheker dort eine gemeinsame Resolution gegen Apotheken-Impfungen unterzeichnet. 

 

----------------------------------------------------------------------------------

*Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels war von einer Satzungsänderung die Rede. Korrekt ist, dass es sich hierbei um eine Änderung der Berufsordnung handelt. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.



Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Apothekerkammer Niedersachsen geht neue Wege und beschließt Änderung der Berufsordnung

Kammerversammlung als Web-Konferenz

Online-Kammerversammlung in Niedersachsen

Große Anerkennung und Geld zurück wegen Corona

Kammerversammlung berät über VOASG, Corona-Pandemie und Grippeimpfungen in Apotheken

Weg frei für Modellprojekte in Bayern

Wo wird noch in diesem Jahr in Apotheken gegen Influenza geimpft?

Modellvorhaben deutschlandweit

Motivierende Ansprachen für die Mitglieder der Kammerversammlung in Niedersachsen

Burs wirbt für respektvollen Dialog

AK Niedersachsen nach fast 20 Jahren mit neuer Präsidentin / Wechsel in der Geschäftsführung

Linz geht, Burs kommt

1 Kommentar

Mut?

von Dr Schweikert-Wehner am 16.04.2020 um 11:47 Uhr

Mutig wäre gewesen:
Der Apotheker hat sich bei der Ausübung seiner heilberuflichen Tätigkeit an bestehende Gesetze zu halten.
Dann müsste man auch nicht immer nachjustieren. Nach der Krise kommen noch viele Aufgaben und das ist auch gut so!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.