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Masken in Deutschland - das Thema dieser Woche. Es gibt zwar keine generelle bundesweite Maskenpflicht. Noch nicht. Aber das Tragen von Mund-Nasenbedeckungen im öffentlichen Leben, in Bus, Bahn und Einzelhandel, wird doch„dringend“ empfohlen. Außer im Freistaat Sachsen, da wird’s Pflicht. Und bald auch in Meck-Pomm. Und da es nicht genug Op-Masken gibt, tun es auch die Selbstgenähten. Oder die von den Designer-Labels. Das zweite Wochenthema: Die gute Nachricht – es geht aufwärts, raus aus der Krise. Aber gaaanz langsam. Und die schlechte Nachricht: Dort, wo wie vor der Krise waren, sind wir noch gaaanz lange nicht. Und: Wir Apothekers sollten unsere Apothekenreform nicht vergessen!
14. April 2020
Der Auftakt zur kleinen Lockerung der Krisenlage: Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina hat sich mit einer Stellungnahme zur Covid-19-Pandemie zu Wort gemeldet. In dieser Akademie arbeiten Experten zusammen, mit dabei ist auch der Pharmazeut und Pharmakologe Prof. Dr. Heyo Kroemer, derzeit Vorstandsvorsitzender der Berliner Charité. Sie haben Empfehlungen erarbeitet, auf die wir alle schon gefühlt sehr lange warten: Wie finden wir den Weg zurück aus dem Shutdown ins normale Leben? In ihrem Papier machen sie sich Gedanken über die psychologischen, sozialen, rechtlichen, pädagogischen und wirtschaftlichen Aspekte der Pandemie und beschreiben Strategien fürs Zurück in die gesellschaftliche Normalität. Soviel ist klar: Die Rückkehr kann nur schrittweise erfolgen. Bleiben die Infektionen auf niedrigem Niveau und werden die bekannten Hygieneregeln eingehalten, könnten Schulen zuerst wieder öffnen. Und dann sollten weitere Teile des öffentlichen Lebens schrittweise normalisiert werden: Einzelhandel, Gastgewerbe und Behörden, private und dienstliche Reisen sowie gesellschaftliche, kulturelle und sportliche Veranstaltungen. Für diese Strategie der Leopoldina gab’s durchwegs viel Anerkennung und Zustimmung seitens der Politik. Die Wissenschaftler weisen auch auf die psychischen und sozialen Folgen der Krise hin, beispielsweise auf die Belastungen in der Familie bis hin zur häuslichen Gewalt. Da könnten auch Apotheken helfen, meint die Leopoldina, die Apotheke als Anlaufstelle für häusliche Gewalt und familiäre Notsituationen. In Frankreich signalisieren beispielsweise betroffene Frauen dem Apotheker mit dem Codewort „Maske19“, dass sie in Gefahr sind, der Apotheker muss dann die Polizei informieren. Mein liebes Tagebuch, mit oder ohne Codewort, auch Deutschlands Apotheken werden hier Hilfe leisten und Behörden oder Polizei verständigen, davon bin ich überzeugt. Dank an die Expertengruppe der Leopoldina, die eine rundum ausgewogene Strategie erarbeitet hat.
Das Thema der Woche: Masken, Mund-Nase-Schutz, Atemschutzmasken – wie auch immer man diese Hilfsmittel bezeichnen mag, die vor einer Ausbreitung des Corona-Virus schützen sollen. Vornehmlich nicht den Träger der Maske, sondern die anderen, die mit ihm in Kontakt treten. (Die Masken zum eigenen Schutz, FFP2 und FFP3, sind eher dem medizinischen Personal vorbehalten und derzeit nicht leicht zu bekommen.) Eigentlich hätte die Bundesregierung gerne eine allgemeine Empfehlung für sogenannte Community-Masken ausgesprochen. Hätte – aber es fehlt hinten und vorne an den geeigneten Masken. So dass viele Menschen schon dazu übergegangen sind, Do-it-yourself-Masken (DIY-Masken) zu produzieren. Ist wohl besser als gar nichts, wie gesagt, zumindest für die Mitmenschen, nicht für den Träger. Denn immerhin kann ein einfacher Mund-Nase-Schutz (z. B. OP-Masken aus dünnem Papiervlies) oder eine selbstgebastelte Community-Masken vor den Aerosol-Tröpfchen schützen, die man beim Sprechen ausstößt. Die Bundesapothekerkammer empfiehlt jedenfalls das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, wenn man in der Apotheke Tätigkeiten mit Patientenkontakt nachgeht. Also, mein liebes Tagebuch, dann binden wir uns mal die einfachen Vliesmasken, soweit vorhanden, oder die Community-Masken um. Für Designbewusste: Es soll sie bereits von Prada geben.
Und bitte daran denken: Die einfachen Community-Stoffmasken auch mal waschen! Wie steht es mit den anderen Masken, kann man sie häufiger verwenden? Für medizinische Masken hat die Bundesregierung ein neues Wiederverwendungsverfahren in Ausnahmefällen bekannt gegeben (max. zweimal wiederzuverwenden). Und die einfachen Masken soll man mit einer halbstündigen Hitzebehandlung wiederverwenden können. Aber diese Empfehlungen sind nicht unumstritten. Die Deutsche Gesellschaft für Sterilgutversorgung ist da nicht ganz mit den Empfehlungen der Bundesregierung einverstanden. Mein liebes Tagebuch, so liegt die Risikoabwägung wieder einmal bei jedem selbst.
Interessant: In Münster organisieren die Apothekerkammer Westfalen-Lippe, die Stadt Münster und die Münsteraner Kirchen gemeinsam die Herstellung und Verteilung von Mund-Nase-Masken. Ehrenamtliche nähen solche Masken unter dem Motto „Münsters gute Naht“. Und zahlreiche Apotheken haben sich bereit erklärt, beim Verteilen dieser einfachen Mund-Nase-Behelfsmasken mitzumachen und bei der Abgabe darauf hinzuweisen, wie diese Community-Masken getragen und gewaschen werden sollten. Mein liebes Tagebuch, das ist doch mal eine vorbildliche Aktion.
Und noch eine gute Nachricht im Zusammenhang mit Masken: Fünf junge Leute aus Stuttgart (wo sonst) hatten die Idee für eine Internet-Plattform für die Vermittlung von selbst genähten Masken. Einrichtungen, die Masken benötigen, können ihren Bedarf auf dieser Plattform eintragen.
4 Kommentare
Vermummpizt
von Bernd Jas am 19.04.2020 um 12:08 Uhr
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AW: Verhonepipelmummpizt
von Bernd Jas am 19.04.2020 um 16:31 Uhr
AW: Vermummpizt ... Corona 19? ...
von Christian Timme am 19.04.2020 um 18:19 Uhr
Reproduktionsrate unter 0,7 & Gehirnproduktionsrate über 1...
von Christian Timme am 19.04.2020 um 8:27 Uhr
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