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Thesenpapier 2.0 zur Corona-Pandemie
Glaeske et al. fordern Zielgruppen-spezifische Präventionsmaßnahmen
Das Problem mit den Zahlen
Nachdem sich rund um SARS-CoV-2 alles dynamisch entwickelt, sahen sich die Autoren veranlasst, ihr Thesenpapier zu aktualisieren. Die Fassung 2.0 enthält nunmehr 23 Thesen und ist von 29 auf 77 Seiten angewachsen, inklusive einer zehnseitigen Zusammenfassung. Grundsätzlich bleibt es aber bei der Dreiteilung Epidemiologie, Prävention und gesellschaftliche Implikationen. Laut dem neuen Papier, habe besonders die Problematisierung der sozialen und politischen Konsequenzen „zahlreiche positive Reaktionen“ hervorgerufen. Bestärkt sehen sich die Wissenschaftler auch darin, dass die Art der Kommunikation wichtig ist: „Nach den Prinzipien der Risikokommunikation ist in einer solchen Situation ein sachlicher und gelassener Austausch von Argumenten geboten, der nichts beschönigt, aber auch nichts unnötig dramatisiert“.
Ein guter Ausgangspunkt einer solchen nüchternen Herangehensweise könnte den Autoren zufolge die Erkenntnis sein, dass SARS-CoV-2/Covid-19 „eine typische Infektionskrankheit darstellt, die bestimmte Eigenschaften und – natürlich – enorme Auswirkungen auf die Gesundheit, auf die Inanspruchnahme der Gesundheitsversorgung und auf die sozialen Systeme haben kann“. Allerdings stelle sie keinen Anlass dafür dar, „in quasi metaphysischer Überhöhung alle Regeln, alles Gemeinsame, alles Soziale in Frage zu stellen oder sogar außer Kraft zu setzen“, heißt es im Papier. Dies gelte insbesondere für den Umgang mit den „vulnerablen Gruppen“. Hier wünschen sich die Experten „phantasievollere“ Lösungen für die Prävention als einen Reflex zu „Kontaktsperren“ oder „soziale Isolation“.
Welche Daten sind wirklich aussagekräftig?
Grundsätzlich beklagen die Autoren nach wie vor die mäßige Datenlage sowie die Kommunikation der vorhandenen Zahlen. So stehe noch immer die kumulative Häufigkeit der gemeldeten Infektionen im Mittelpunkt, was zu einer überzeichneten Wahrnehmung führe. Besser wäre es aus ihrer Sicht, den Blick auf die Zahl der täglich neuen Fälle zu lenken, die derzeit deutlich abnehme. Schwierig ist ihrer Ansicht nach auch, dass die Testhäufigkeit vom Bundesgesundheitsminister, dem Robert Koch-Institut und der Arbeitsgemeinschaft Akkreditierte Labore in der Medizin für unterschiedliche Zeiträume und mit unterschiedlichen Positivraten angegeben werde. Dies verwirre, obwohl diese Rate im Wochenvergleich wohl abnehme. Um ein aussagekräftiges Bild zu haben, so die Autoren, müsste die Zahl der täglichen Neuinfektionen ergänzt werden um die Zahl der im gleichen Zeitraum getesteten Personen. Zudem bemängeln die Experten, dass die Zahl der asymptomatisch Infizierten unter den Getesteten nicht ausgewiesen ist. Auch die berichtete Zahl der Genesenen sei irreführend, ebenso die der Sterbefälle, da der Bezug hier fehle. Problematisiert werden im Papier zudem die Testinstrumente – da von den Testungen eingreifende Konsequenzen abgeleitet werden, sei ihre Aussagekraft zu hinterfragen und zu kommunizieren.
3 Kommentare
Vielen Dank...
von J.H. am 10.05.2020 um 20:44 Uhr
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Herr Glaeske und die Zielgruppen
von pille62 am 05.05.2020 um 9:42 Uhr
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AW: Herr Glaeske und die Zielgruppen
von Frag_mich am 20.05.2020 um 14:42 Uhr
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