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Die gute Nachricht des Tages
Rückholung der Wirkstoffproduktion nach Europa ist möglich
Wirkstoffherstellung sicherstellen, nicht die Abhängigkeiten verlagern!
So stellen die Experten klar, dass es in Krisenzeiten oft nicht um die Produktion hochkomplexer und damit teurer Arzneimittel wie Antikörper geht, sondern auch – und vor allem – um kleine und damit billige Moleküle wie beispielsweise Metoprolol. Sie rechnen in dem DAZ-Beitrag an Metoprolol vor, dass es im Bereich der Arzneimittelkosten für die Produktion von versorgungsrelevanten Arzneimitteln in Europa sicher nicht zu einer Kostenexplosion kommen würde, selbst wenn die Produktion der Wirkstoffe in Europa teurer sein wird.
Die richtigen Wirkstoffe fördern
Zu bedenken ist aber, dass die Hersteller vorrangig die Produktion von hochpreisigen Wirkstoffen etablieren könnten. Sodass nicht alle versorgungsrelevanten Wirkstoffe in Deutschland bzw. Europa produziert werden. Um dies zu gewährleisten, bedürfe es also einer Koordination, die die Industrie nach Meinung der Experten alleine wohl nicht leisten kann.
Für alle Fälle gelte, „dass die Abnahme garantiert sein muss und somit die Geschäftsgrundlage eines europäischen oder deutschen Wirkstoffherstellers langfristig gesichert werden kann“. Insbesondere Investitionskosten durch Entwicklungsleistungen oder sogar bis hin zum Anlagenbau müssten kompensiert werden können. Staatliche Unterstützung sei also gefragt.
So viel zum Beispiel Metoprolol. Am Beispiel der Synthese von Hydroxychloroquinsulfat zeigen die Autoren eine weitere Problematik auf.
Auch an die Startmaterialien denken!
Wichtig sei, dass man nicht nur auf den Teil der Wirkstoffsynthese fokussiert, sondern auch die Herstellung der Startmaterialien selbst sowie weitere notwendige Genehmigungen berücksichtigt. Denn es werden nicht nur wenige Wirkstoffe in Europa gefertigt, noch viel seltener in Europa sei die Produktion von Startmaterialien für die Wirkstoffsynthese. Eine umfangreiche Recherche habe zum Beispiel ergeben, dass beide Startmaterialien zur Synthese von Hydroxychloroquinsulfat in Europa nicht zu beschaffen sind. Die Konsequenz:
Die ,einfach' anmutende Herstellung von Hydroxychloroquinsulfat bestehend aus einem Syntheseschritt, in welchem die beiden Startmaterialien 3 und 15 umgesetzt werden, und einer Salzfällung mit Schwefelsäure, „mutiert“ unter Berücksichtigung der leichten Zugänglichkeit von Ausgangsstoffen aus Europa zu einer Sequenz bestehend aus 15 Syntheseschritten ausgehend von sieben relevanten Ausgangsstoffen mit der anschließenden Salzfällung.“
Es reicht also nicht, nur den Teil der zulassungsrelevanten Wirkstoffsynthese nach Europa zurückzuverlegen – es muss an weitere Teile der Wertschöpfungskette gedacht werden. Sonst mache man sich weiterhin abhängig von anderen Ländern.
Pharmariesen kritisch beobachten
Abschließend sind auch die Initiativen der großen Pharmariesen, die europäische Kapazität wiederherzustellen, kritisch zu beobachten: Durch eine starke Konzentration der Kapazitäten in einer Hand könnten sehr leicht neue Abhängigkeiten entstehen. „Hier muss Europa weiterhin auf die europäische Vielfalt setzen und auch europaweit solche Produktionskapazitäten fördern“, schreiben Ulrike Holzgrabe, Edith Bennack, Fritz Sörgel, Dirk Jung und Helmut Buschmann in der DAZ 18/2020.
1 Kommentar
Ist doch nicht wirklich ein Problem
von ratatosk am 07.05.2020 um 9:40 Uhr
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