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Substitution bei Opioid-abhängigkeit
Suchtmediziner wollen Sichtbezug in den Apotheken ausweiten
Nicht nur die Apotheker wollen möglichst viele ihrer Sonderrechte über die Coronakrise hinausretten: Auch die Suchtmediziner sehen in den Regellockerungen, die Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) für die Substitutionsbehandlung Mitte April per Eilverordnung möglich gemacht hat, eine Chance für die Zukunft. Unter anderem fordern sie, die wohnortnahe Versorgung durch Apotheken stärker zu nutzen.
Mit der SARS-CoV-2-Arzneimittelversorgungsverordnung hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) den Apothekern in Deutschland zahlreiche neue Rechte eingeräumt. Neben einer Vergütung des Botendiensts ist zum Beispiel auch der Aut-simile-Austausch nach Rücksprache mit dem Arzt vorgesehen. Zugleich schützt der Minister die Pharmazeuten vor Retaxationen, wenn sie wegen der Coronavirus-Pandemie ein anderes als das rabattierte Arzneimittel an gesetzlich Versicherte abgeben. Auch die Versorgung von Patienten, die sich einer Substitutionstherapie bei Opioidabhängigkeit unterziehen, hat Spahn erleichtert.
Die Verordnung war unter den Apothekern auf viel Zustimmung gestoßen. Nicht nur die ABDA begrüßte die befristeten Neuregelungen: Die bisher einzige Kandidatin für die Nachfolge von ABDA-Präsident Friedemann Schmidt, AKWL-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening, kündigte an, möglichst viele Kompetenzerweiterungen für die Apotheker über die Krise hinaus retten zu wollen. Aber auch Schmidt selbst hat inzwischen erklärt, dass die ABDA schon jetzt mit der Politik darüber spreche, die Befristungen der Maßnahmen zu verlängern.
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Und offenbar hat Spahn mit seiner Verordnung auch bei anderen Berufsgruppen einen Nerv getroffen. Die Initiative Substitutionsversorgung opioidabhängiger Patient*innen, an der sich unter anderem die Deutsche Gesellschaft für Suchtmedizin, der Bundesverband der Versorgungsapotheker und die Deutsche Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht beteiligen, weist in einem Eckpunktepapier zur Lösung der Versorgungskrise darauf hin, dass die Versorgung von Substitutionspatienten bereits unter Normalbedingungen kaum zu schaffen sei.
Die Coronavirus-Pandemie stelle die Ärzte vor zusätzliche Herausforderungen. Sie bewegten sich auf einem schmalen Grat zwischen Sicherstellung der Versorgung einer Hochrisikogruppe und Sicherstellung des Infektionsschutzes unter Beachtung der Betäubungsmittelsicherheit, schreibt die Initiative in ihrem Papier. „Während viele Patienten gerade jetzt Nähe und Begleitung benötigen, sind zugleich Infektionsschutz und soziale Distanz gefordert“, heißt es weiter. Zum Schutz vor Ansteckung gelte es, wo immer möglich, Kontakte zu reduzieren und durch Anpassung der Praxisorganisation die Risiken zu minimieren.
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