Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

14.06.2020, 08:00 Uhr

Die letzte Woche – sie fühlte sich an wie Grüße aus Absurdistan. (Foto: Andi Dalferth)

Die letzte Woche – sie fühlte sich an wie Grüße aus Absurdistan. (Foto: Andi Dalferth)


Eigentlich hatte der Präsident der Bundesapothekerkammer auf seiner Pharmacon-Website uns ALLE zu den Online-Seminaren pharmacon@home eingeladen. Aber leider durften nur 1000 teilnehmen, angeblich technisch bedingt. Macht wenig Freude. Genauso wie der missglückte Marketing-Gag des Lebensmittelkrämers Rewe: 5 Prozent Rabatt für alle Corona-Helden – wir Apothekers gehören nicht dazu. Geschenkt. Und das Letzte: Die geplante Mehrwertsteuerabsenkung des Finanzministers bringt uns Apothekers keinen Wumms, sondern einen Bumms – wir legen drauf. Aber das Allerletzte: Eine Krankenkassen-Kooperation möchte unsere Dienstleistungen in Anspruch nehmen, aber nichts dafür zahlen – wir sollen uns selbst ausbeuten. Grüße aus Absurdistan! 

8. Juni 2020 

Der Föderalismus feiert Maskenball – so lässt sich das Durcheinander der länderspezifischen Bestimmungen zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes formulieren. In Berlin beispielsweise müssen Kunden in Apotheken eine Maske tragen, selbst wenn die Apotheke eine Plexiglasscheibe am HV zwischen Kunden und Apothekenpersonal installiert hat. Das hat der Berliner Senat auf Anfrage des FDP-Abgeordneten Stefan Förster mitgeteilt. Und hinter dem HV wird die Maskenpflicht von Land zu Land anders geregelt. In Bayern gilt nach wie vor, dass auch das Apothekenpersonal eine Maske tragen muss, selbst wenn Plexiglasscheiben vorhanden sind. In anderen Bundesländern dürfen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf die Masken hinterm HV mit Plexiglasscheibe verzichten. Mein liebes Tagebuch, wer’s genau wissen will, was im eigenen Land gilt, muss sich auf den offiziellen Seiten der Bundesländer informieren. Und als Kunde zieht man am besten immer eine Maske auf, wenn man einen Laden, eine Praxis, eine Behörde oder ein Gebäude betritt. Die Maskenpflicht soll, wie man lesen konnte, zur Eindämmung der Virusverbreitung beigetragen haben – und sie schafft vor allem ein AHA-Bewusstsein (Abstand, Hygiene, Alltagsmaske).

 

Am 7. Juni war Tag der Apotheke – mittlerweile schon zum 23. Mal. Kinners, wie die Zeit vergeht! Mal ehrlich, in früheren Jahren hatte die Bevölkerung meist kaum etwas von diesem ganz besonderen Tag mitbekommen. Da zelebrierte die ABDA oft wenig aussagekräftige Alltagsthemen, die in den Medien vollkommen untergingen. Und in diesem Jahr? In den Medien war kaum mehr als früher zu vernehmen. Da hat die ABDA die Leistungen der Apotheken während der Coronavirus-Pandemie in den Fokus gerückt und an die Politik appelliert, die flächendeckende Versorgung für die Zukunft zu stärken. Ist ja nicht verkehrt, wenn man versucht, die Öffentlichkeit immer wieder darauf hinzuweisen, wie gut die Apotheken zur Krisenbewältigung beigetragen haben. Den Tag der Apotheke verband die ABDA dieses Mal damit, Forderungen an die Politik zu stellen nach dem Motto: Drei Wünsche haben wir noch. Also, mein liebes Tagebuch, das sind die drei Schritte, die der ABDA-Präsident als Forderung an die Politik richtete: „Die Festpreisbindung für rezeptpflichtige Medikamente muss dringend wiederhergestellt werden, das E-Rezept muss ohne Einfluss von Dritten in die Apotheke gelangen und während der Pandemie eingeführte, sinnvolle Versorgungsverbesserungen wie der Zuschuss zum Botendienst sollten verstetigt werden.“ O.k., da machen wir einen Haken dran. Bleibt nur die Hoffnung, dass eine Fee im BMG diese drei Wünsche erfüllt.

 

Ja, die Apothekenleistungen, vor allem auf dem Höhepunkt der Krise, kamen in der Politik gut an. Bundesgesundheitsminister Spahn lobte uns („Apotheker sind ein entscheidender Baustein in der Versorgung“), die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) bedankte sich in einer Video-Botschaft bei uns Apothekers. Und jetzt macht auch Sachsens Sozialministerin Petra Köpping (SPD) auf die Leistung der Pharmazeuten in der Corona-Krise aufmerksam: „Die öffentlichen sowie die Krankenhausapotheken sind unverzichtbar für die Gesundheitsversorgung der Menschen in Sachsen.“ Mein liebes Tagebuch, wir hätten nichts dagegen, wenn solche Worte auch aus den restlichen 15 Bundesländern kämen.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


Diesen Artikel teilen:


14 Kommentare

Kosten für Apothekenschutzmassnahmen

von Stephan Garrecht am 15.06.2020 um 9:15 Uhr

Was ist eigentlich mit den versprochenen 250€
die wir bekommen sollten?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Maskenpflicht / MEZIS - Mein Essen zahle ich selbst

von Michael Reinhold am 14.06.2020 um 15:57 Uhr

Was die Maskenpflicht hinterm Tresen betrifft: Diese ist sinnvoll, egal ob man jetzt Plexiglasscheiben hat oder nicht. In einer Apotheke ist es einfach nicht möglich, zu den Kollegen 1,5 Meter Abstand zu halten. Da finde ich die verpflichtende Nutzung von medizinischem Mund-Nase-Schutz sinnvoll. Zumal man ja auch nicht weiß, wo sich die Kollegen am Wochenende aufgehalten haben.

Was die Rewe-Aktion betrifft: Das ist ein Marketing-Gag ähnlich "Greenwashing". Man gibt sich als Unternehmen selbst einen verantwortungsvollen Touch. Das haben auch andere Unternehmen ähnlich gemacht; bspw. hat das Berliner Ruftaxi "Berlkönig" ebenfalls für Corona-Helden kostenfreie Fahrten durchgeführt (natürlich auch hier nicht für Apotheker oder PTAs).
Da muss man sich als Apotheker nicht brüskiert fühlen, weil diese Unternehmen nicht an die Apotheker gedacht haben. Die Ärzte haben da einen Verein namens: "MEZIS-Mein Essen zahle ich selbst".

Offen gesprochen: Als angestellter Apotheker oder als angestellte PTA erkennt man doch am ehesten daran, dass man systemrelevant ist, dass einem der Arbeitgeber einen Corona-Bonus in Höhe von 1500 Euro (oder ähnlich) zukommen hat lassen.

Kein Corona-Bonus durch den Arbeitgeber--> kein Corona-Held --> Beruf ist nicht systemrelevant.

» Auf diesen Kommentar antworten | 4 Antworten

AW: Maskenpflicht / MEZIS - Mein Essen zahle

von Hartmut Schmidt am 14.06.2020 um 17:50 Uhr

Sie schon wieder

AW: Maskenpflicht / MEZIS - Mein Essen zahle

von Anita Peter am 15.06.2020 um 5:59 Uhr

"Kein Corona-Bonus durch den Arbeitgeber--> kein Corona-Held --> Beruf ist nicht systemrelevant".

So ein Unsinn.

AW: Maskenpflicht / MEZIS - Mein Essen zahle

von Michael Reinhold am 15.06.2020 um 7:23 Uhr

Frau Peter, gemeint ist es so:
Ich verstehe die Aufregung der Apothekerin, von Herrn Ditzel und der DAZ um diesen lächerlichen 5%-Lulli-Werbe-Nachlass bei Rewe nicht. Damit kann ich nichts anfangen. Ich kann auch nichts damit anfangen, dass irgendwelche Leute abends um 21 Uhr an ihrem Fenster sitzen und den Corona-Helfern applaudieren. Mir ist es auch egal, ob die Apotheker in Thüringen "nur" in der Gruppe 2 bei der Kinderbetreuung eingeordnet sind - gemeinsam mit den Polizisten. Ich kann auch mit diesen ganzen zahlreichen "Dankesschreiben" nichts anfangen, egal ob sie nun von Herrn Spahn, vom Präsidenten der Kammer oder von irgendeinem dahergelaufenen Politiker kommen. Und über diese Titelseite der PZ, auf der in großen Buchstaben gönnerhaft "DANKE" stand, haben wir uns ganz herzlich amüsiert.

Das alles bezahlt uns nicht die Miete.

Womit meine Kolleginnen und ich etwas anfangen können, ist diese freiwillige Bonuszahlung, die wir von unserem Vorgesetzten erhalten haben. Daran (und an nichts anderem) merkt man doch, dass man einen wichtigen systemrelevanten Job ausübt und dass dieser Job vom Vorgesetzten gewertschätzt wird. Dafür bin ich meinem Chef sehr dankbar.

Das geht Ihnen doch als selbstständiger Apothekerin genauso. Von diesen ganzen "Dankes"-Aktionen können auch Sie sich nichts kaufen. Auch Sie wollen mehr Geld von der Politik. Das ist relevant. Wir sitzen da im selben Boot.

AW: Maskenpflicht / MEZIS - Mein Essen zahle

von Anita Peter am 15.06.2020 um 11:10 Uhr

Ja wenn Sie Ihre Wertschätzung seitens Ihres Chefs rein an monetären Dingen festmachen, dann sind Sie wirklich unverzichtbar!
Ich kann aus meinen Erlösen schlicht keinen Corona Bonus zahlen. ich hätte aus rein betriebswirtschaftlicher Sicht schon im April Kurzarbeit anmelden müssen.

@MwSt.-Senkung; DAV/ABDA: Schon mal nachgedacht…??

von Gunnar Müller, Detmold am 14.06.2020 um 13:26 Uhr

Eine Senkung der Mehrwertsteuer soll doch den privaten Konsum anregen: Bei Arzneimitteln? Gehts noch ...??

Und sie soll den (ggf. kurz- oder gar nicht mehr arbeitenden) Steuerzahler entlasten.
Eine – ggf. auch nur temporäre – Senkung der Mehrwertsteuer auf Arzneimittel und hier insbesondere auf verschreibungspflichtige Arzneimittel macht doch nur Sinn, wenn es damit taktgleich zu einer entsprechenden Absenkung der KrankenKassen-Tarife und auf diese Weise zu einer Vergünstigungen für die Steuerzahler kommt! Von der ist jedoch überhaupt nicht und nirgendwo die Rede!! (Oder will man sich im Kabinett damit brüsten, die Steuerzahler bei Pille und Viagra zu entlasten…?)

Von einer Senkung der Mehrwertsteuer auf Arzneimittel würden somit vor allem die KrankenKassen als Trittbrettfahrer profitieren! Und die gesetzlichen sogar doppelt, da der 130er im SGB V den Apothekenrabatt im Gegensatz zur Regelung im 130a als einen Bruttobetrag ausweist (sic! Wie doof ist das denn?!?)!

Die gesetzlichen KrankenKassen als Mehrfach-Profiteure der Corona – Pandemie: Ist DAS von der Politik gewollt??

Worauf warten also unsere Schlafmützen bei DAV/ABDA noch (und unsere bekanntlich einzige Kandidatin aufs PräsidentInnenamt, unsere allseits ver- und geehrte Kollegin Overwiening!)? Ein besseres Argument dafür, dass Arzneimittel doch eben „Güter ganz besondere Art“ sind, kann es doch wohl kaum geben, oder?

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: @MwSt.-Senkung; DAV/ABDA: Schon mal

von Reinhard Rodiger am 14.06.2020 um 16:10 Uhr

Weshalb sollten sich die genannten ihren "Erfolg" vermiesen lassen durch schnöde Realität ? Einzig belebend wäre ein Gegenkandidat/in.Dann könnte etwas in Gang kommen, was lange überfällig ist.Eine Richtung-/Zukunftsdebatte.

Wir haben alles richtig gemacht ... was wir falsch machen konnten ...

von Christian Timme am 14.06.2020 um 11:07 Uhr

Das Problem besteht darin es nicht zur Gewohnheit werden zu lassen ...

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Es wird nichts mehr passieren

von Dr. Radman am 14.06.2020 um 10:24 Uhr

Mit Herrn Spahn wird niemals ein Bon-Verbot Oder RX-Versand-Verbot geben. Das ist die bittere Wahrheit. Bald ist die Legislaturperiode sowieso vorbei.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Es wird nichts mehr passieren

von Anita Peter am 14.06.2020 um 11:03 Uhr

Doch es wird schon was passieren. Spahn wird seinen ursprünglichen Plan mit 2 Euro Boni für Versender durchdrücken.

pharmacon@home als on(k)lein@lowcom

von Christain Timme am 14.06.2020 um 10:05 Uhr

Klein & fein mit Tonausfall statt big & clear for all ... schon wieder zu viel ... verlangt?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Spahn als Lonbbyist

von Conny am 14.06.2020 um 9:24 Uhr

Jetzt hat Herr Spahn mit Herrn Amthor wenigsten einen Gleichgesinnten.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Schöne Worte verbleichen schnell !

von Ulrich Ströh am 14.06.2020 um 8:44 Uhr

Tja Herr Ditzel,die beste und treffendste Formulierung kommt meist zum Schluss!

Auch in Ihrem heutigen Tagebuch:

Schöne Worte für Präsenzapotheken als Ersatz für das kommende Scheitern des Rx-Boni Verbots vor der EU-Kommission...

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.