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22. Juli 2020
Zur Rose mit DocMorris übernimmt den Telemedizin-Anbieter TeleClinic: Da stehen wir Apothekers Kopf und sehen den Untergang der Trennung zwischen Arzt und Apotheker – und die Politik lässt das kalt, aber so was von! Der FDP-Gesundheitsexperte Andrew Ullmann sieht, wie er sagt, derzeit „keinen politischen Handlungsbedarf“. Und das Bundesgesundheitsministerium verweist lediglich auf das erweiterte Makelverbot. Unglaublich, mein liebes Tagebuch, wie wenig Gespür in politischen Kreisen besteht, zu erkennen, was sich aus diesen Strukturen, die zur Rose aufbaut, entwickeln kann. Ullmann räumt immerhin ein, dass die Aufgabenteilung zwischen Apotheke und Arzt beibehalten werden müsse. Eine automatische Weiterreichung von Rezepten dürfe es nicht geben. Und er sagt: „Wir werden die Auswirkungen der Übernahme politisch beobachten und sehen, ob sich daraus Handlungsbedarf ergibt.“ Tja, mein liebes Tagebuch, dann möge er genau hinsehen, was sich da in der Schweizer Konzernzentrale oder hinter der niederländischen Grenze so alles tut – wenn er denn den Blick über den Firmenzaun hat. Und auch Spahn lässt nur kurz und knapp mitteilen, dass man die Trennung von Arzt und Apotheker durch den Zusammenschluss nicht gefährdet sehe. Man habe doch erst kürzlich das Patientendaten-Schutzgesetz verabschiedet, das im parlamentarischen Verfahren um ein Makelverbot für Dritte ergänzt wurde. Mein liebes Tagebuch, wir werden sehen, ob das auch im schweizerisch-niederländischen Milieu so gesehen wird.
Der Apothekerverband Nordrhein hat’s schon gemacht, der Bayerische Apothekerverband steht kurz davor: eine Vereinbarung mit einer Krankenkasse zu Modellprojekten zur Grippeimpfung in Apotheken. Ja, mein liebes Tagebuch, die Verhandlungen zwischen der AOK und dem Bayerischen Apothekerverband sollen in der heißen Phase sein. Ziel sei es, dass ab Herbst in den Oberpfälzer Apotheken gegen Grippe geimpft werden kann. Modellregion soll die gesamte Oberpfalz sein. Der stellvertretende Vorsitzende des Bayerischen Apothekerverbands, Josef Kammermeier aus Regensburg, geht davon aus, dass sich ein Drittel bis die Hälfte der Apotheken an dem Modellprojekt beteiligen werde. Mein liebes Tagebuch, die Modellprojekte zur Grippeschutzimpfung in Apotheken nehmen so langsam Fahrt auf. So manche Kollegin, so mancher Kollege zögert allerdings noch – z. B. aus Sorge, dass es Zoff mit den umliegenden Ärzten gibt, die dann keine Impfstoffe mehr bei ihnen bestellen. Es mag wohl vereinzelt vorkommen, dass man sich nicht nur Freude in der Ärzteschaft schafft, aber vielleicht war das Verhältnis auch vorher schon getrübt. Da braucht man ein gutes Rückgrat, man muss sich trauen – und sehen wir’s mal so: Immerhin beteiligt man sich an einem Projekt, das vom Bundesgesundheitsministerium gewollt ist.
8 Kommentare
Zahlen, bitte
von Wolfgang Müller am 26.07.2020 um 19:45 Uhr
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AW: Zahlen, bitte
von Karl Friedrich Müller am 26.07.2020 um 20:06 Uhr
AW: Zahlen, bitte; aber nur mit Kleingeld
von Bernd Jas am 26.07.2020 um 22:42 Uhr
AW: Zahlen, bitte ... und eine angemessene Portion "Gehirnschmalz" dazu ...
von Christian Timme am 27.07.2020 um 7:07 Uhr
Teleclinic durch Zur Rose einverleibt, sieht ABDA mit Sorge
von Thesing-Bleck am 26.07.2020 um 12:49 Uhr
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Botendienstpauschale
von Peter am 26.07.2020 um 9:03 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten
AW: Botendienstpauschale
von Anita Peter am 26.07.2020 um 9:10 Uhr
AW: Botendienstpauschale
von Heiko Barz am 26.07.2020 um 12:03 Uhr
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