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NAFLD – die Leber leidet still

Stuttgart - 27.08.2020, 07:00 Uhr

Hauptursache der NAFLD ist zunächst die hyperkalorische Ernährung – allerdings tragen vor allem Zucker zur Leberverfettung bei, allen voran Fructose. (x / Foto: Kyrylenko / stock.adobe.com)

Hauptursache der NAFLD ist zunächst die hyperkalorische Ernährung – allerdings tragen vor allem Zucker zur Leberverfettung bei, allen voran Fructose. (x / Foto: Kyrylenko / stock.adobe.com)


Kaffee gegen Fettleber und welche Rolle spielt das Mikrobiom?

DAZ.online: Was kann der  NAFLD-Patient selbst tun? Gibt es Nahrungsmittel, die man meiden sollte?

Smollich: Entscheidend für die NAFLD-Pathogenese – und damit auch für die Prävention und Therapie – ist der Lebensstil. Das bedeutet:

a) Körperliche Aktivität, um die muskuläre Insulinsensitivität zu verbessern – dabei reichen bereits sehr moderate Aktivitäten mit vier bis sieben Stunden pro Woche aus.

b) Körpergewichtsreduktion bei Übergewicht/Adipositas, was auf jeden Fall professionell durch spezialisierte Ernährungsfachkräfte begleitet werden sollte. Eine Low-Carb-Ernährung ist dabei vermutlich wirksamer als eine Low-Fat-Ernährung. Und bei adipösen NAFLD-Patient*innen zeigen sich positive Effekte bereits bei Gewichtsverlusten von 7 bis 10 Prozent.

c) Ernährungsoptimierung: Freie (= zugesetzte) Zucker minimieren, wo immer es geht, das gilt vor allem für Fructose. Der Anteil an Ballaststoffen, Proteinen und hochwertigen Ölen sollte erhöht werden, der Anteil der Kohlenhydrate sollte reduziert werden. Zur Erinnerung: Hauptursache der Fettleber sind Kohlenhydrate, die in der Leber zu Fett umgewandelt werden, nicht das mit der Nahrung aufgenommene Fett. Kohlenhydrate können verzehrt werden, sollten aber vorher durch körperliche Aktivität „verdient“ werden. Auf Softdrinks sollte möglichst komplett verzichtet werden, ebenso auf das „Snacking“, also das Essen zwischendurch. Günstig sind im Gegenteil Pausen von mindestens fünf Stunden zwischen den Mahlzeiten. Auch das sogenannte Intervallfasten kann sich günstig auf Entzündungsparameter und Insulinsensitivität auswirken.

DAZ.online: Zwei Tassen Kaffee pro Tag sollen sich positiv auswirken – warum?

Smollich: Tatsächlich kann man mindestens zwei Tassen Kaffee (eher mehr) aus Sicht der Leber empfehlen. Es gibt sehr viele Studien die zeigen, dass Kaffee sich günstig auf den Leberstoffwechsel, hepatische Entzündungsparameter und sogar auf die Prävalenz von Leberkrebs auswirkt. Dieser positive Kaffee-Effekt sollte allerdings nicht dadurch konterkariert werden, dass in jeder Tasse Kaffee noch löffelweise Zucker landet.

DAZ.online: Eine Frage darf bei Ihnen nicht fehlen – welche Rolle spielt das Mikrobiom?

Smollich: Die Interaktion von Darm-Mikrobiom und Leberstoffwechsel ist sehr komplex – und zwar so sehr, dass wir heute erst am Anfang der Forschung dazu stehen. Was wir heute wissen ist: Es gibt eine wechselseitige Kommunikation zwischen Darm und Leber, an der auch von Darmbakterien gebildete Metaboliten zentral beteiligt sind. Viele Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen Ernährung, Dysbiose im Darm, systemischer Inflammation und NAFLD-Progression. Ob sich hieraus therapeutische Ansätze ableiten lassen, weiß aktuell noch niemand.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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