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NAFLD – die Leber leidet still

Stuttgart - 27.08.2020, 07:00 Uhr

Hauptursache der NAFLD ist zunächst die hyperkalorische Ernährung – allerdings tragen vor allem Zucker zur Leberverfettung bei, allen voran Fructose. (x / Foto: Kyrylenko / stock.adobe.com)

Hauptursache der NAFLD ist zunächst die hyperkalorische Ernährung – allerdings tragen vor allem Zucker zur Leberverfettung bei, allen voran Fructose. (x / Foto: Kyrylenko / stock.adobe.com)


Arzneimittel gegen NAFDL: überflüssig?

DAZ.online: Woran merkt der Patient, dass seine Leber verfettet?

Smollich: Das Heimtückische an der NAFLD ist, dass der Betroffene über die ersten Jahre bis Jahrzehnte nichts davon merkt. Die Leber leidet still. Dies erklärt auch, warum die Prävalenz der NAFLD in Deutschland so außerordentlich hoch ist (ca. 30 Prozent), die meisten Menschen aber noch nie etwas davon gehört haben. Meist handelt es sich um Zufallsdiagnosen oder um die Ultraschallbestätigung eines klinischen Verdachts: Gerade bei Menschen mit Typ-2-Diabetes, Adipositas oder metabolischem Syndrom ist eine NAFLD eher die Regel als die Ausnahme. Treten dagegen irgendwann doch leberspezifische Symptome wie erhöhte Leberwerte, Müdigkeit oder gar Schmerzen auf, ist der Prozess der NALFD schon weit fortgeschritten. Am Ende der Progression können Leberzirrhose und hepatozelluläre Karzinome stehen.

Heimtückische Attacken erfolgreich abgewehrt

Angriff auf die Leber – Wie Ernährung die Leber schädigt und was Lebensstilwandel bewirken kann

Prof. Dr. Martin Smollich

Freitag, 25. September 2020; 10:05 Uhr Wissenschaftlicher eKongress

DAZ.online: Auch wenn das Nahrungsfett nicht (allein) schuld an der Entwicklung einer  NAFLD ist, so ist Adipositas dennoch ein Risikofaktor – ist ein schlanker Mensch gefeit vor einer nicht-alkoholischen Fettleber?

Smollich: Nicht unbedingt. Circa 5 bis 10 Prozent der NALFD-Patienten sind nicht übergewichtig. Trotz normalem BMI und normalem Bauchumfang haben sie hohe Anteile an viszeralem Fett. Diese Konstellation wird häufig als TOFI bezeichnet – thin outside, fat inside. Die Pathophysiologie dahinter ist noch nicht ganz geklärt.

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DAZ.online: Ein Arzneimittel gegen NAFLD ist bislang nicht zugelassen, Obeticholsäure und der duale PPARα/δ-Agonist Elafibranor gelten als vielversprechend. Was halten Sie davon?

Smollich: Es gibt zahlreiche laufende Studien auf der Suche nach einer pharmakologischen Therapie der NAFLD. Bislang ist allerdings offen, ob es einer der Kandidaten in die klinische Praxis schaffen wird. Denn: Die Pathogenese der NAFLD ist sehr komplex und es ist eher unwahrscheinlich, dass die Monotherapie mit einem spezifischen Arzneistoff hier wirksam sein kann. Viel wichtiger ist eigentlich sich (bzw. den Betroffenen) klar zu machen, dass die NAFLD in aller Regel eine ernährungsbedingte Krankheit ist, die durch geeignete Ernährung kausal verhindert und in Frühstadium auch komplett geheilt werden kann.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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