Therapie von Cannabisabhängigkeit

Hilft CBD beim Cannabis-Entzug?

Stuttgart - 07.09.2020, 07:00 Uhr

400 mg CBD täglich erhöht die Anzahl der cannabisfreien Tage von Cannabisabhängigen und verringert deren THC-Konsum – kann Cannabidiol also zur Behandlung der Cannabisabhängigkeit eingesetzt werden? (Foto: Tinnakorn / stock.adobe.com)

400 mg CBD täglich erhöht die Anzahl der cannabisfreien Tage von Cannabisabhängigen und verringert deren THC-Konsum – kann Cannabidiol also zur Behandlung der Cannabisabhängigkeit eingesetzt werden? (Foto: Tinnakorn / stock.adobe.com)


200 mg CBD keine wirksame Dosis

Um an der Studie teilnehmen zu können, mussten die Patienten  mindestens vier von insgesamt elf DSM-5-Kriterien zur Diagnose einer „Cannabis Use Disorder“ (siehe Box) erfüllen und an einer mindestens mäßig schweren „Cannabis Use Disorder“ leiden. 82 Patienten nahmen an der Studie teil. Alle hatten sie den Wunsch, ihren Cannabiskonsum innerhalb eines Monats zu beenden, zudem war jeder Proband mindestens einmal bei einem Entzugsversuch gescheitert. Die Teilnehmer der ersten Untersuchung (Mai 2014 bis August 2015) erhielten nach dem Zufallsprinzip entweder 200 mg, 400 mg oder 800 mg CBD (oral) täglich oder Placebo für vier Wochen. Hier stellte sich heraus, dass 200 mg CBD keine wirksame Dosis sind, sodass in einer zweiten Untersuchung (Mai 2016 bis Januar 2017) nur mehr CBD mit 400 mg und 800 mg täglich gegen Placebo geprüft wurde. Mental unterstützt wurden die Teilnehmer in sechs Beratungssitzungen, die vor und während der Studie stattfanden.

Cannabis Use Disorder DSM-5

Die Diagnosekriterien einer Cannabis Use Disorder nach DSM-5 umfassen insgesamt elf Punkte: 

  • Cannabis wird oft in größeren Mengen oder über einen längeren Zeitraum als beabsichtigt eingenommen. 
  • Es besteht ein tiefer Wunsch oder erfolgloses Bemühen, den Cannabiskonsum einzuschränken oder zu kontrollieren. 
  • Es wird viel Zeit damit verbracht, Cannabis zu beschaffen, Cannabis zu konsumieren oder sich von den Folgen des Cannabiskonsums zu erholen. 
  • Es besteht ein starkes Verlangen (Craving), Cannabis zu konsumieren. 
  • Wiederkehrender Cannabiskonsum, der die Erfüllung wichtiger Funktionen bei der Arbeit, in der Schule oder zu Hause beeinträchtigt. 
  • Anhaltender Cannabiskonsum trotz anhaltender oder wiederkehrender sozialer oder zwischenmenschlicher Probleme, die durch die Wirkungen von Cannabis verursacht oder verschlimmert werden. 
  • Wichtige soziale, berufliche oder Freizeitaktivitäten werden aufgrund des Cannabiskonsums aufgegeben oder eingeschränkt. 
  • Wiederkehrender Cannabiskonsum in Situationen, in denen er physisch gefährlich ist. 
  • Der Cannabiskonsum wird trotz des Wissens um ein anhaltendes oder wiederkehrendes physisches oder psychisches Problem fortgesetzt, das wahrscheinlich durch Cannabis verursacht oder verschlimmert wurde. 
  • Toleranz, definiert durch eine der folgenden Definitionen: 
    a. Ein Bedarf an deutlich erhöhten Mengen Cannabis, um eine gewünschte Wirkung zu erzielen. 
    b. Ein deutlich verminderter Effekt bei fortgesetztem Konsum der gleichen Menge Cannabis. 
  • Entzug, manifestiert durch eine der folgenden Eigenschaften: 
    a. Das für Cannabis charakteristische Entzugssyndrom. 
    b. Cannabis (oder eine eng verwandte Substanz) wird eingenommen, um Entzugssymptome zu lindern oder zu vermeiden. 

Die Schwere der Cannabis Use Disorder richtet sich nach Anzahl der vorliegenden Symptome nach DSM-5: 

  • mild: zwei bis drei Symptome 
  • mäßig: vier bis fünf Symptome 
  • schwer: sechs oder mehr Symptome 

Ziel war, die wirksamste Dosis Cannabidiol, zu ermitteln, die einen Cannabiskonsum reduziert. Ob die Teilnehmer während der Untersuchung tatsächlich auf Cannabis verzichteten, wurde mittels Urinproben analysiert. Als primäre Endpunkte definierten die Wissenschaftler,  

  1. dass das Verhältnis von THC zu Kreatinin im Urin abnimmt (weniger Cannabiskonsum) 
  2. mehr cannabisfreie Tage (Abstinenztage) pro Woche oder beides. 

Mehr cannabisfreie Tage unter CBD

In beiden Endpunkten – weniger THC im Urin und mehr Abstinenztage – war eine CBD-Einnahme Placebo überlegen. Beide Dosierungen, 400 mg CBD täglich und 800 mg CBD täglich, waren wirksam: Sowohl 400 mg Cannabidiol wie auch 800 mg Cannabidiol verringerten die Cannabisaufnahme der Teilnehmer (THC-Spiegel im Urin nahm um -94,21 ng/ml bzw. -72,02 ng/ml ab). Die cannabisfreien Tage pro Woche nahmen unter 400 mg CBD um 0,48 Tage zu, unter 800 mg CBD pro Woche um 0,27 Tage.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Entzug

von Danydanone am 08.09.2020 um 11:14 Uhr

Hallo, als klassischer Genußkiffer rauche ich gelegentlich etwa 30g innerhalb von zehn Tagen, ein -zwei Tage treten nach Einstellung Schlafstörung und vermehrter Stuhlgang auf. Danach treten weder Entzugserscheinungen noch andere unangenehme Symptome auf. Womöglich ist mein Organismus außergewöhnlich!
Meinen ersten Joint rauchte ich mit 19 Jahren, vor knapp 20 Jahren. Ein Unbehagen, außer dass man mir im Wald meine Pflanzen klaute, trat bislang nicht auf. Einzige Ausnahme, man konsumiert zusätzlich Alkohol.

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