Europäischer Drogenbericht

Neue psychoaktive Substanzen sind weiter auf dem Vormarsch

Berlin - 23.09.2020, 13:30 Uhr

Stimulanzien, synthetische Cannabinoide, Benzodiazepine, Opioide, Halluzinogene und Dissoziativa: Die Liste an neuen psychoaktiven Substanzen ist lang – und wird offenbar immer länger. (Foto: imago images / Jochen Tack) 

Stimulanzien, synthetische Cannabinoide, Benzodiazepine, Opioide, Halluzinogene und Dissoziativa: Die Liste an neuen psychoaktiven Substanzen ist lang – und wird offenbar immer länger. (Foto: imago images / Jochen Tack) 


Mehr Drogentherapien wegen Cannabis-Konsums

Auch bei den neuen Opioiden ist Bewegung im Markt, informiert die EMCDDA. „Aufgrund des wachsenden Bewusstseins für die Gesundheitsrisiken, die Fentanylderivate für Individuen und die Allgemeinheit darstellen, wurden Maßnahmen ergriffen, zu denen auch stärkere Beschränkungen in den Herstellungsländern zählen.“ Ein Zeichen, das auf eine Marktanpassung hindeutet, ist demnach die Tatsache, dass nur zwei der acht neuen synthetischen Opioide, die 2019 erstmals im EU-Frühwarnsystem auftauchten, Fentanylderivate sind. „Allerdings dürften auch die restlichen sechs Stoffe eine ähnliche Bedrohung für die öffentliche Gesundheit darstellen.“ Sie unterschieden sich zwar chemisch von Fentanyl, seien jedoch „in ihrer Toxizität ähnlich besorgniserregend“.

Cannabis-Konsum steigt

Darüber hinaus sieht die Beobachtungsstelle einen steigenden Therapiebedarf bei Problemen, die auf Cannabis-Konsum zurückzuführen sind. Etwa 135.000 Menschen in Europa begannen den Angaben zufolge im Jahr 2018 deswegen eine spezielle Drogentherapie. Das entspricht etwa einem Drittel (32 Prozent) aller Behandlungsnachfragen. „In den 24 Ländern, in denen Daten verfügbar sind, stieg die Gesamtzahl der Personen, die sich erstmals wegen cannabisbedingter Probleme in Behandlung begaben, zwischen 2006 und 2018 um 64 Prozent“, fasst die EMCDDA zusammen. Bevölkerungsumfragen zeigten, dass rund 1 Prozent aller Erwachsenen in der Europäischen Union täglich oder fast täglich Cannabis konsumiert, genauer gesagt an mindestens 20 der letzten 30 Tage. Die Mehrzahl davon (60 Prozent) ist laut Bericht unter 35 Jahre alt und rund drei Viertel sind männlich.

„Cannabis hat bei Personen, die sich in Drogenbehandlung begeben, derzeit eine wichtige Rolle inne, allerdings wird die Beziehung zwischen den durch Cannabis verursachten Problemen und den Entwicklungen auf dem Drogenmarkt bislang kaum verstanden“, heißt es weiter. „Und das in einer Zeit der Veränderung im Cannabismarkt, wo immer mehr Cannabisprodukte mit hohem THC-Gehalt (Tetrahydrocannabinol) sowie neue Cannabisformen und aus Cannabispflanzen extrahierte Produkte angeboten werden.“ Heutzutage enthielten Cannabisharz und Cannabiskraut im Schnitt doppelt so viel THC wie noch vor zehn Jahren. „Insgesamt gesehen heißt das, dass die dringende Notwendigkeit besteht, diesen Bereich stärker zu überwachen.“



Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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