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Gesundheitspolitische Diskussion
Medikationsmanagement: KI statt Apotheker?
Ist das Medikationsmanagement eine zukunftsweisende pharmazeutische Dienstleistung oder könnte diese Aufgabe schon bald eine Künstliche Intelligenz übernehmen? Das stellte der Arzneimittelexperte der Unionsfraktion im Bundestag, Michael Hennrich (CDU), gestern bei einer von der GEHE veranstalteten gesundheitspolitischen Diskussion zur Debatte. Die Grünen-Abgeordnete Kordula Schulz-Asche widersprach deutlich.
Am heutigen Donnerstag will der Deutsche Bundestag das Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetz (VOASG) nach eineinhalbjähriger Hängepartie seit Bekanntwerden des ersten Referentenentwurfs endlich verabschieden. Neben der Verankerung des Rx-Boni-Verbots im Sozialrecht und der Vergütung der Botendienste der Apotheken steht dabei vor allem der geplante Honorartopf für neue pharmazeutische Dienstleistungen im Fokus.
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Um welche Dienstleistungen es dabei gehen wird, ist bisher nicht bekannt. Die ABDA hält mit ihren Plänen hinter dem Berg, um dem GKV-Spitzenverband nicht die Möglichkeit zu geben, schon jetzt den Dienstleistungskatalog zu zerpflücken. Denn das höchste Kassengremium ist wenig angetan davon, pharmazeutische Dienste zu bezahlen, wie zuletzt bei der öffentlichen Anhörung zum VOASG im Gesundheitsausschuss des Bundestags deutlich wurde.
Pharmazeutische Dienstleistungen bleiben nebulös
Das lässt viel Raum für Spekulationen. Eine Dienstleistung nennen auch die Gesundheitspolitiker allerdings besonders oft, wenn sie über das Thema sprechen: das Medikationsmanagement. Der Arzneimittelexperte der Unionsfraktion im Bundestag, Michael Hennrich (CDU), setzt jedoch offenbar weniger stark als viele seiner Kollegen auf diese Idee. Bei einer vom Pharmagroßhändler GEHE ausgerichteten Diskussionsrunde stellte er am gestrigen Mittwochabend die Frage, ob diese Aufgabe nicht perspektivisch auch eine Künstliche Intelligenz übernehmen könnte.
Die pflegepolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Kordula Schulz-Asche, hält davon gar nichts. Sie betonte, es handele sich beim Medikationsmanagement um eine Beratungsleistung mit hohem Aufwand. Das persönliche Gespräch mit dem Patienten und individuelle Erklärungen zur Medikation könne keinesfalls eine KI übernehmen, hielt sie Hennrich entgegen.
Wie lassen sich Apotheken wirklich stärken?
Aus ihrer Sicht haben die Apotheker ein ganz anderes Problem: Die Furcht davor, dass das VOASG vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) beklagt werden könne, nehme in der öffentlichen Diskussion zu viel Raum ein und habe viel Zeit gekostet. „Das hält uns davon ab, darüber zu reden, wie wir die Vor-Ort-Apotheken wirklich stärken können“, bemängelt die Gesundheitsexpertin. Sie plädierte dafür, die heilberufliche Kompetenz der Apotheker stärker zu nutzen als bisher. „Da können wir uns deutlich mehr vorstellen.“ Beispielhaft nannte sie die Arzneimittelinitiative in Sachsen und Thüringen (ARMIN), bei der Ärzte und Apotheker mithilfe eines elektronischen Medikationsplans gemeinsam die Arzneimitteltherapie der Patienten managen.
Hennrich: „Wir wissen, dass wir unter Beschuss stehen“
Als weitere honorierte pharmazeutische Dienstleistungen brachte sie die sogenannte Follow-up-Beratung ins Spiel. Auch Patientenschulungen, etwa für Menschen mit Asthma bronchiale oder Diabetes mellitus, seien denkbar. „Wir müssen es den Apotheken endlich ermöglichen, diese pharmazeutischen Leistungen anbieten zu können“, sagte sie.
FDP will Honorartopf aufstocken
Die gesundheitspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag, Christine Aschenberg-Dugnus, pflichtete Schulz-Asche weitgehend bei. Mithilfe des Medikationsmanagements ließen sich gefährliche Wechselwirkungen zwischen Wirkstoffen vermeiden – das sollte den Krankenkassen auch etwas wert sein. Sie forderte, den Honorartopf kräftig aufzustocken. Auch mit Blick auf den Nachwuchsmangel in den Offizinen könne das einen positiven Effekt haben, meint sie. „Die jungen Apotheker wollen in diesem Bereich viel mehr machen.“ Ob das VOASG jedoch vor dem EuGH bestehen wird, hält Aschenberg-Dugnus für fraglich. Die zahlreichen Gespräche zwischen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und der EU-Kommission, von der sich der Minister zumindest erhofft, dass sie sein Gesetz nicht aktiv beklagen wird, hätten jedenfalls kein zufriedenstellendes Ergebnis gebracht.
Damit stellt die FDP-Politikerin offenbar auf den Brief des EU-Binnenmarktkommissars Thierry Breton an Spahn ab. In dem Schreiben lobte Breton zwar die geplante Einführung des E-Rezepts in Deutschland, zu den konkreten Inhalten der Apothekenreform äußerte sich der Franzose jedoch nicht. Auch wenn Spahn sich damit begnügt, dass Breton zu diesem Zeitpunkt keinen Einspruch erhebt gegen das Vorhaben, die Preisbindung für Arzneimittel ins Sozialrecht zu überführen und Rx-Boni damit – wenn auch nur für den GKV-Bereich – auch für EU-Versender wieder zu verbieten: Den Brief als Freifahrtschein für das VOASG zu lesen, wäre eine sehr weitreichende Interpretation.
„Masken-Gate“ irritiert auch innerhalb der Union
Das sieht auch Hennrich so. „Wir wissen, dass wir unter Beschuss stehen“, räumte er ein. Dennoch wolle man mit dem VOASG ein Versäumnis der vergangenen Jahre nachholen und jetzt den ersten Schritt machen, um auch die Vergütung der Apotheker ins Sozialrecht zu überführen, wie es für viele andere Berufsgruppen im Gesundheitswesen bereits der Fall ist. Dass ausgerechnet in dieser schwierigen Zeit hochrangige Vertreter seiner Partei in der Öffentlichkeit mit DocMorris-Logos auf ihren Masken auftreten, dafür hat Hennrich wenig Verständnis. „Das hat mich sehr irritiert“, so der CDU-Politiker. „Ich hätte das nicht gemacht.“
4 Kommentare
KI und Medikationsmanagement
von Christian Rotta am 30.10.2020 um 10:27 Uhr
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Pharmazeutische Dienstleistungen bleiben nebulös
von Uwe Hansmann am 30.10.2020 um 8:08 Uhr
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von Anita Peter am 29.10.2020 um 16:40 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Hennrichs
von Thomas Kerlag am 29.10.2020 um 22:52 Uhr
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