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Blick in die europäischen HMPC- und ESCOP-Monografien
Die Eschenrinde (Fraxini cortex) hat heute praktisch keine therapeutische Bedeutung mehr. In der traditionellen Anwendung üblicher scheinen noch die Blätter zu sein, für sie gibt es immerhin eine HMPC-Monografie. Die Indikationen darin lauten:
- Traditionelles pflanzliches Arzneimittel, zur Linderung von leichten Gelenkschmerzen.
- Traditionelles pflanzliches Arzneimittel, um die Harnmenge zu erhöhen, zur Durchspülung bei leichteren Beschwerden der Harnwege.
Diese Indikationen basieren ausschließlich auf der langjährigen Anwendung.
Weder bei HMPC noch ESCOP finden sich Einträge zu Zitterpappelrinde und
-blättern (Populus tremula). Offenbar bestand 2008 aber mal die Absicht, eine Monografie für die Bestandteile von Phytodolor® zu erstellen (Overview of comments received on 'community herbal monograph on solidago virgaurea l., herba' (EMEA/HMPC/285758/2007)). Ein Artikel aus der „Erfahrungsheilkunde“ von 2006 verrät, dass die Familie der Weidengewächse (Salicaceae) nicht nur die Gattung Salix (Weiden), sondern auch Populus (Pappeln) umfasst. Zur Wirkung heißt es dort: „Das in Weiden und Pappeln vorkommende Salicin zerfällt im Darmtrakt in Saligenin und D-Glucose. Resorbiert wird das Saligenin, das sich durch Oxidation zur therapeutisch wirksamen Salicylsäure wandelt.“ Blätter, Rinden und Knospen von Pappeln sollen eine antiphlogistische, analgetische, antibakterielle und spasmolytische Wirkung entfalten, allerdings: Sie sollen auch schon keine positive Monografie der Kommission E erhalten haben.
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Zum „echten, frischen Goldrutenkraut“ findet man im Internet eine frei zugängliche ESCOP-Monografie von 2018 (Solidaginis virgaureae herba). Als pharmakodynamische Eigenschaften der europäischen Goldrute werden dort harntreibende, entzündungshemmende, antimikrobielle, krampflösende und schmerzstillende Eigenschaften benannt. Allerdings kommt dort vor allem die Indikation der Blasenentzündung zum Ausdruck, die Apotheker:innen durch die zahlreichen entsprechenden Präparate in der Apotheke gut bekannt sein dürfte.
Es gibt auch eine HMPC-Monografie von 2008 zu Solidaginis virgaureae herba. Auch dort wurde aber nur der „traditional use“ – ausschließlich auf langjähriger Anwendung beruhend – anerkannt, zur Erhöhung der Urinmenge zur Behandlung leichterer Beschwerden des Harntrakts.
Was ist nun aber mit den schmerzhaften Beschwerden bei degenerativen und entzündlichen rheumatischen Erkrankungen, bei denen Phytodolor® angewendet werden soll? In einem Cochrane-Review „Herbal therapy for treating rheumatoid arthritis“ von 2011 heißt es zu Phytodolor®: „Es gibt mäßige Evidenz dafür, dass Öle, die GLA (Gamma-Linolensäure) enthalten (Nachtkerzen-, Borretsch- oder Johannisbeersamenöl), einen gewissen Nutzen bei der Linderung der Symptome von Rheumatoider Arthritis bieten, während die Beweise für Phytodolor® N weniger überzeugend sind.“ Der Cohrane-Review hat auch Eingang in die „Interdisziplinäre Leitlinie – Management der frühen rheumatoiden Arthritis“ gefunden. Dort heißt es:
Zur Anwendung von Phytotherapeutika bei RA liegen zwei ausführliche systematische Übersichtsarbeiten vor (333, 334). Da für die meisten pflanzlichen Arzneien/Wirkstoffe entweder nur einzelne oder zwei Studien vorlagen, wurde die Evidenzlage als kritisch bewertet.
Und weiter: „Auch die Studienqualität und/oder die Probandenzahl waren meist nicht ausreichend. Die Analysen ergaben jedoch eine mögliche Evidenz (moderate Qualität) für Gamma-Linolensäure-haltige Öle (Nachtkerzenöl, Johannisbeer-, Borretsch-Samenöl) zur Symptomlinderung. Unerwünschte Nebenwirkungen bei Einnahme solcher Öle waren im Vergleich zu Placebo nicht signifikant.“
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