Schnelle Isolierung von Infizierten ist das A und O

Ab wann ist man SARS-CoV-2-Überträger – und wie lange?

Remagen - 24.11.2020, 16:45 Uhr

Es gibt eine erste systematische Überprüfung und Metaanalyse, die die Viruslast und -ausscheidung für die drei Coronaviren umfassend untersucht und verglichen hat. Sie liefert eine Erklärung, warum sich SARS-CoV-2 effizienter verbreitet als SARS-CoV-1 und MERS-CoV. (c / Foto: yurolaitsalbert / stock.adobe.com)

Es gibt eine erste systematische Überprüfung und Metaanalyse, die die Viruslast und -ausscheidung für die drei Coronaviren umfassend untersucht und verglichen hat. Sie liefert eine Erklärung, warum sich SARS-CoV-2 effizienter verbreitet als SARS-CoV-1 und MERS-CoV. (c / Foto: yurolaitsalbert / stock.adobe.com)


In den ersten fünf Tagen hoch ansteckend – keine PCR-Nachtestung nötig?

Das Virus selbst ist jedoch offenbar nur relativ kurz lebensfähig. Während die Viruslast in den oberen Atemwegen bei SARS-CoV an den Tagen 10 bis 14 und bei MERS-CoV an den Tagen 7 bis 10 am höchsten ist, erreicht SARS-CoV-2 den Höhepunkt schon in der ersten Woche. Die Wissenschaftler leiten daraus den Schluss ab, dass Infizierte in dieser Zeit, besonders in den ersten fünf Tagen nach Auftreten der Symptome wahrscheinlich hochinfektiös sind. Auch Kontaktverfolgungsstudien sollen darauf hinweisen, dass die meisten Ansteckungen sehr früh stattfinden. SARS-CoV und MERS-CoV erreichen den Gipfel der Ausscheidung über die Atemwege dagegen erst, wenn die Infizierten meist schon schwer krank sind. Asymptomatische oder präsymptomatische Personen sind deshalb bei weitem nicht so ansteckend wie bei SARS-CoV-2.

Die mittlere Dauer der Virusausscheidung ist bei SARS-CoV-2 demgegenüber kürzer als bei den anderen Coronaviren. Keine Studie fand über Tag neun der Krankheit hinaus noch vermehrungsfähige, das heißt ansteckende Viren, trotz hoher Viruslasten in Testungen. Diese erfassen allerdings das genetische Material von SARS-CoV-2, das auch von nicht mehr replikationsfähigen Viren stammen kann. „Diese Ergebnisse legen nahe, dass in der klinischen Praxis möglicherweise keine wiederholten PCR-Tests erforderlich sind, um sich zu vergewissern, dass ein Patient nicht mehr infektiös ist“, erklärt Cevik, „denn der Test könnte noch länger positiv sein, ohne dass eine Ansteckungsgefahr gegeben ist.“ Bei Patienten mit nicht schweren Symptomen könne stattdessen davon ausgegangen werden, dass sie nur zehn Tage nach Auftreten der Symptome infektiös sind, so sein Vorschlag.

Rechtzeitige Isolierung ist das A und O

Für umso wichtiger halten es die Forscher, Personen mit Krankheitssymptomen sofort zu identifizieren und zu isolieren. Sie empfehlen außerdem eindringlich, die Öffentlichkeit für die Bandbreite der mit der Krankheit verbundenen Ausprägungen, einschließlich milder Symptome in der Frühphase und stärkerer, wie Husten oder Fieber, zu sensibilisieren, damit Infizierte sich frühzeitig und umgehend in Quarantäne begeben können. Auch hier liegt ihrer Meinung nach noch Einiges im Argen, denn viele Menschen könnten sich aufgrund ihrer häuslichen Situation während des ansteckendsten Zeitraums gar nicht ausreichend selbst isolieren. Hier müssten die Regierungen Abhilfe schaffen, fordern sie, etwa indem sie für die Betroffenen gegebenenfalls einen alternativen Wohnraum zur Absonderung von der Familie bereitstellen.

Kontagiosität laut RKI (Stand 13.11.2020)

„Der genaue Zeitraum, in dem Ansteckungsfähigkeit besteht, ist noch nicht klar definiert. Als sicher gilt, dass die Ansteckungsfähigkeit in der Zeit um den Symptombeginn am größten ist und dass ein erheblicher Teil von Transmissionen bereits vor dem Auftreten erster klinischer Symptome erfolgt. Zudem ist gesichert, dass bei normalem Immunstatus die Kontagiosität im Laufe der Erkrankung abnimmt, und dass schwer erkrankte Patienten mitunter länger infektiöses Virus ausscheiden als mild-moderat erkrankte Patienten. Bei mild-moderater Erkrankung geht die Kontagiosität 10 Tage nach Symptombeginn signifikant zurück. Bei schweren Erkrankungen gibt es Hinweise, dass die Patienten auch noch deutlich länger als 10 Tage nach Symptombeginn ansteckend sein können

[...] In einem gewissen Rahmen variieren die Literatur-Angaben zur Zeitspanne der Ansteckungsfähigkeit vor bzw. nach Symptombeginn. Eine Ursache hierfür sind uneinheitliche (oder fehlende) Definitionen des Symptombeginns; außerdem wird eine unspezifische Initialsymptomatik nicht von allen Patienten als Krankheitsbeginn erkannt und mitgeteilt. 

[...] Bei präsymptomatischen Personen wurde über eine erfolgreiche Virusanzucht sogar 6 Tage vor Symptombeginn berichtet. Dies kann Ausdruck der unscharfen Definition des Symptombeginns sein (s. o.) oder auf die Möglichkeit mitunter frühzeitiger präsymptomatischer Übertragungen hinweisen. 

[...] Ob das Lebensalter die Zeitdauer der Ansteckungsfähigkeit beeinflusst, ist bislang nicht abschließend geklärt. Hohes Alter stellt jedoch einen unabhängigen Risikofaktor für die längere Ausscheidung von SARS-CoV-2- RNA dar. In Hochrisikosettings wie Altenpflegeeinrichtungen bestehen daher, ebenso wie bei schwerer Erkrankung, gesonderte Regelungen zur Isolierungsdauer.“ (Quelle RKI)



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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4 Kommentare

Sars CoV 2 Übertragung

von Dallmann am 25.11.2020 um 16:25 Uhr

Also lt ihrem Bericht sind nur Menschen mit starken Symtomen wirklich Überträger. Also sollten auch nur diese getestet werden. EineTeststrategie wie bei Influenza sollte erfolgen!!!! Alles andere ist nicht wissenschaftlich, da bei asymtomatischen Personen die Viruslast zu gering ist bzw. kein vermehrungsfähiges Virus vorhanden ist. Dies ist nur in einer Zellkultur möglich. Bitte erklärt dies den Menschen auch!!!!!

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Typisch

von Felix Wanie am 25.11.2020 um 15:01 Uhr

Es wird zwar gesagt, dass die Viruslast/Ausscheidung über die Infektionsdauer unterschiedlich stark ist, aber wir tragen doch alle diese fürchterlichen Masken, weil man unsicher ist, ob auch asymptomatische Menschen nicht nur das Virus sondern auch eine Infektion weitergeben können. Hierzu kein Wort.

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egal,

von Karl Friedrich Müller am 24.11.2020 um 17:08 Uhr

was ich lese über das Thema lässt sich so zusammenfassen:
was Genaues weiß man nicht.
Viele Veröffentlichungen sind widersprüchlich und/oder vage.
Und vor allem: wenig hilfreich.
Das nervt mich und die Bevölkerung verunsichert es.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: egal --- mir nicht !

von Elke am 26.11.2020 um 13:25 Uhr

Hallo,
verstehe ich Sie richtig?:
anstatt die sich entwickelnden Erkenntnisse zu veröffentlichen sollten diese besser verschwiegen werden,
weil diese u.U. aufgrund fortschreitender Forschungs-Erkenntnisse sich ändern können ?

Neue Ergebnisse erfordern angepasste Maßnahmen um Menschen zu schützen, daher bin ich
sehr dankbar für Veröffentlichungen von fortschreitenden Forschungsergebnissen,

- einmal um diese zu erfahren und
- zum anderen um neue Maßnahmen (Lockerungen oder mehr Einschränkungen) besser zu verstehen !

Schade dass Sie diese nicht als teilhabende Informationen annehmen können.

Bleiben Sie gesund !

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