Kammer im Markenrechtsstreit

„GERDA“ ist Geschichte

Stuttgart - 25.11.2020, 14:30 Uhr

Trotz großer Hoffnungen und erklecklicher Landeszuschüsse läuft es für GERDA nicht gut. (x / Foto: terovesalainen / stock.adobe.com)

Trotz großer Hoffnungen und erklecklicher Landeszuschüsse läuft es für GERDA nicht gut. (x / Foto: terovesalainen / stock.adobe.com)


Beim E-Rezept-Modellprojekt in Baden-Württemberg stockt es gleich an mehreren Stellen. Apothekerkammer und -verband sehen zwar die politischen Ziele als erreicht an. Doch nach wie vor ist man auf der Suche nach einem neuen technischen Kooperationspartner, weil sich der Telemedizinanbieter TeleClinic aus dem Projekt zurückgezogen hat und inzwischen von der Zur Rose-Gruppe gekauft wurde. Zu allem Überfluss dürfen die Verantwortlichen den Namen „GERDA“ und die bisherigen Logos nicht mehr verwenden. Nach einer Abmahnung läuft derzeit ein Markenrechtsstreit mit dem Betreiber von „GERDA - die geriatrische Datenbank“.

Vor mehr als einem Jahr startete das E-Rezept-Modellprojekt „GERDA“ im Südwesten der Republik – initiiert von Apothekerkammer und -verband. Mit dabei die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Baden-Württemberg und ihr Telemedizinangebot Docdirekt. Das Telemedizin-Start-up TeleClinic sorgte dafür, dass die ärztlichen Verschreibungen in den teilnehmenden Vor-Ort-Apotheken landeten. Pünktlich zum Startschuss am 1. November 2019 boten 40 Ärzte Online-Sprechstunden an. Knapp 50 Apotheken in den Modellregionen Stuttgart und Landkreis Tuttlingen waren in der Lage, die E-Rezepte zu empfangen und zu beliefern. Zuletzt sollen es etwas weniger gewesen sein.

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Quo vadis GERDA?

Die Apotheker und Ärzte in Baden-Württemberg wollten einen Pilotstandort für die Einführung von digitalen Verordnungen schaffen. Das Medieninteresse im Vorfeld und zum Start des Projekts war groß. Das Sozialministerium von Manne Lucha (Grüne) bezuschusste den „Geschützten E-Rezept-Dienst der Apotheker“ (kurz GERDA) sogar mit einer Millionen Euro. Doch nachdem im April 2020 der Vertrag zwischen der KV und TeleClinic ausgelaufen war, entfiel die Möglichkeit, dass die Ärzte E-Rezepte ausstellen und dass die Patienten diese abrufen. Die fernmedizinische Behandlung durch die KV-Ärzte läuft seither mit dem neuen Partner Minxli weiter, allerdings ohne E-Rezepte. Wie ein Sprecher des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg gegenüber der AZ damals erklärte, habe das E-Rezept bei der Ausschreibung durch die KV keine Rolle gespielt.

1 Million Euro für 50 Rezepte

Wie viele Rezepte in dem ersten halben Jahr ausgestellt wurden, darüber äußerten sich die Verantwortlichen in der Öffentlichkeit stets ungern. Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) bezifferte eine Sprecherin der KV nun, dass es sich um rund 50 E-Rezepte handelt, die von November bis zum (vorläufigen) Ende des Pilotprojekts im April ausgestellt wurden. Gleichzeitig sehen jedoch sowohl die ärztlichen als auch apothekerlichen Institutionen ihre Ziele als erreicht an. „Eines konnten wir dennoch damit zeigen: Der Prozess funktioniert“, so die KV-Sprecherin laut dpa.

In Zusammenarbeit mit dem Telemedizin-Startup TeleClinic war es möglich, dass die E-Rezepte aus den ärztlichen Video-Sprechstunden auch in die jeweilige Vor-Ort-Apotheke übertragen werden konnten. Ohne diese Schnittstelle wäre eine Mitwirkung der Apotheker nicht möglich gewesen. Doch dem Vernehmen nach drängte TeleClinic immer stärker darauf, nicht mit den Telemedizinern von Docdirekt, sondern mit eigenen Ärzten teilzunehmen. Nachdem weder die KV noch Kammer und Verband der Apotheker dem zustimmten, zog sich der Telemedizinanbieter aus dem Modellprojekt zurück. Schließlich wurde im Sommer bekannt, dass TeleClinic zukünftig neben DocMorris unter dem Dach der Zu Rose-Gruppe firmiert – das endgültige K.O.-Kriterium aus Sicht der Standesvertretung der Vor-Ort-Apotheken.



Dr. Armin Edalat, Apotheker, Chefredakteur DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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