Arzneimittel-Atlas 2020

GKV-Arzneimittelausgaben 2019 moderat auf 39,9 Milliarden Euro gestiegen

Süsel - 03.12.2020, 10:45 Uhr

Es werden mehr Arzneimittel verbraucht – das ist der Hauptgrund für den Ausgabenanstieg 2019. (Foto: imago images / avanti)

Es werden mehr Arzneimittel verbraucht – das ist der Hauptgrund für den Ausgabenanstieg 2019. (Foto: imago images / avanti)


Die Gesetzliche Krankenversicherung hat im Jahr 2019 nach Daten des IGES-Institutes für ambulant angewendete Arzneimittel 39,9 Milliarden Euro ausgegeben. Das sind 3,2 Prozent mehr als 2018. Das IGES-Institut sieht darin einen moderaten Anstieg. Die Ausgaben sind überwiegend durch zusätzliche Verordnungen einiger kostenintensiver Arzneimittel gestiegen. Ausgabenmindernd wirkten insbesondere Preisverhandlungen und Patentabläufe. Durch Herstellerrabatte sparte die GKV 6,74 Milliarden Euro.

Das IGES-Institut hat den „Arzneimittel-Atlas 2020“ veröffentlicht. Er beschreibt die Entwicklung des GKV-Arzneimittelmarktes im Vorjahr. Demnach stiegen die Arzneimittelausgaben der GKV im Jahr 2019 um 1,2 Milliarden Euro oder 3,2 Prozent auf 39,9 Milliarden Euro. Das IGES-Institut betrachtet dies als moderates Wachstum. Dazu hätten Einsparungen durch Preisverhandlungen, insbesondere nach Nutzenbewertungen, und Patentabläufe beigetragen.

Mehrverbrauch und Preisverhandlungen

Als Hauptursache für den Anstieg der Ausgaben hat das IGES-Institut den Mehrverbrauch ermittelt, der mit 2,05 Milliarden Euro zu Buche schlägt. Insbesondere Immunsuppressiva gegen rheumatoide Arthritis und Psoriasis sowie Arzneimittel gegen Krebs seien häufiger verordnet worden. Dies gelte auch für Impfstoffe und für Arzneimittel gegen Mukoviszidose. Im Jahr 2018 hatte der Mehrverbrauch die Ausgaben nur um 1,24 Milliarden Euro erhöht. Die zweitgrößte Ursache für den Ausgabenanstieg lag wie 2018 bei der Wahl des Therapieansatzes. Demnach führte die Verordnung anderer, im Durchschnitt teurerer Arzneimittel im Jahr 2019 zu Mehrausgaben von 1,05 Milliarden Euro. Dagegen führten Preissenkungen bei Arzneimitteln zu Minderausgaben von 611 Millionen Euro. Das IGES-Institut betont, dass insgesamt 6,74 Milliarden Euro durch Herstellerrabatte eingespart wurden. Damit seien 0,54 Milliarden Euro oder 8,8 Prozent mehr als im Vorjahr gespart worden. Außerdem habe der vermehrte Einsatz von Generika und Biosimilars die Ausgaben um 623 Millionen Euro verringert.

Geänderte Datenbasis

Die präsentierten Daten beruhen auf Berechnungen des IGES-Institutes und der amtlichen Statistik „KJ 1“ des Bundesgesundheitsministeriums (BMG). Allerdings habe das BMG dort erstmals auch ambulant verwendete Arznei- und Verbandmittel aus Krankenhausapotheken erfasst. Die Daten des BMG für 2018 und 2019 könnten daher nicht direkt verglichen werden. Das IGES-Institut habe dies jedoch durch eine Simulationsrechnung berücksichtigt.

GKV-Ausgaben für Arzneimittel wachsen weniger als für andere Leistungsbereiche

Im langfristigen Vergleich der Ausgabenentwicklung in der GKV von 2009 bis 2019 weisen die Arzneimittelausgaben ein unterdurchschnittliches Wachstum auf. Die Arzneimittelausgaben der GKV stiegen in dieser Zeit durchschnittlich um 2,8 Prozent. Dagegen wuchsen die Ausgaben für ärztliche Behandlungen um 4,4 Prozent, für Krankenhausbehandlungen um 3,7 Prozent und für sonstige Leistungsbereiche um 4,9 Prozent, jeweils im Durchschnitt pro Jahr. Die Gesamtausgaben der GKV stiegen pro Jahr durchschnittlich um 4,1 Prozent.

2019: 93 Nutzenbewertungen

Ein besonderes Augenmerk hat das IGES-Institut auf die neu eingeführten Arzneimittel gerichtet, die der Frühen Nutzenbewertung unterliegen. Im Jahr 2019 wurden 93 Verfahren abgeschlossen, darunter 41 für neu eingeführte Produkte. Seit Beginn dieser Bewertung im Jahr 2011 waren es damit 459 Verfahren. In 58 Prozent davon wurde ein Zusatznutzen festgestellt. Im Jahr 2019 entfielen bereits 11,4 Milliarden Euro Arzneimittelumsatz auf Produkte, die eine Bewertung durchlaufen haben, davon 8,3 Milliarden Euro auf Präparate mit anerkanntem Zusatznutzen. Das IGES-Institut weist darauf hin, dass damit ein Fünftel der GKV-Ausgaben für Arzneimittel aus Apotheken auf Produkte mit anerkanntem Zusatznutzen entfallen.


Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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