EMA und STIKO: FAQ zur Corona-Impfung

Verhindert auch eine postexpositionelle Impfung COVID-19?

Stuttgart - 28.12.2020, 17:00 Uhr

Ist es wichtiger, dass möglichst viele Menschen eine erste Dosis erhalten oder dass bereits begonnen Impfserien abgeschlossen werden? EMA und STIKO haben sich über wichtige Fragen zur Corona-Impfung Gedanken gemacht.(Foto: imago images / Future Image)

Ist es wichtiger, dass möglichst viele Menschen eine erste Dosis erhalten oder dass bereits begonnen Impfserien abgeschlossen werden? EMA und STIKO haben sich über wichtige Fragen zur Corona-Impfung Gedanken gemacht.(Foto: imago images / Future Image)


Dürfen auch Allergiker:innen gegen COVID-19 geimpft werden?

Liegen bekannte Allergien gegen einen der im Impfstoff enthaltenen Bestandteile (Abschnitt 6 der Packungsbeilage) vor, sollten diese Allergiker:innen diesen Impfstoff nicht erhalten. Überempfindlichkeiten gegen andere Allergene stellen per se keine Kontraindikation dar. Vorsicht ist laut den Produktinformationen zu Comirnaty® jedoch geboten, wenn Menschen bereits bei früheren Impfung einmal allergisch reagierten. Seit BNT162b2 in großen Impfkampagnen millionenfach verabreicht wird, kam es in seltenen Fällen zu Überempfindlichkeits- und anaphylaktischen Reaktionen. Die EMA rät daher, Comirnaty®, wie alle Impfstoffe, unter enger ärztlicher Aufsicht zu verabreichen, wobei eine entsprechende medizinische Notfallbehandlung zur Verfügung stehen sollte. Personen, die schwer allergisch auf eine erste Dosis reagierten, sollten die zweite Dosis Comirnaty® nicht erhalten. Zudem sollte die Nachbeobachtungszeit von normalerweise fünf Minuten auf 15 bis 30 Minuten ausgedehnt werden, rät die STIKO.

Dürfen immunsupprimierte Menschen eine COVID-19-Impfung erhalten?

Die EMA erklärt zu BNT162b2, dass es nur begrenzte Daten über immungeschwächte Menschen und der Anwendung von BNT162b2 gebe. In die zulassungsrelevante Studie eingeschlossen waren jedoch auch unter anderen HIV-Patienten. Laut EMA gibt es „keine besonderen Sicherheitsbedenken“, doch könne es sein, dass Immunsupprimierte möglicherweise nicht so gut auf den Impfstoff ansprechen. Da diese jedoch ein höheres Risiko für schwere COVID-19-Verläufe haben könnten, sollten immungeschwächte Menschen trotzdem geimpft werden.

Dürfen Kinder geimpft werden?

BNT162b2 ist für Personen ab 16 Jahren zugelassen, die Vakzine von Moderna wird – orientiert man sich an der Notfallzulassung in den USA – wohl ab 18 Jahren eingesetzt werden dürfen. Daher wird die COVID-19-Impfung Kindern derzeit nicht empfohlen. Es laufen jedoch bereits Studien, die Wirksamkeit und Sicherheit der Vakzinen auch bei Kindern prüfen.

Kann man durch eine postexponentielle Impfung COVID-19 verhindern?

„Es ist aktuell nicht bekannt, ob man nach SARS-CoV-2-Exposition durch eine postexpositionelle Impfung den Verlauf der Infektion günstig beeinflussen oder die Erkrankung noch verhindern kann“, erklärt die STIKO zu diesem Punkt.

Lässt sich durch Impfung gegen COVID-19 die Ansteckung verhindern?

Die bisher vorliegenden Daten erlauben nach Angaben der STIKO noch nicht, die Wirksamkeit der COVID-19-mRNA-Impfstoffe hinsichtlich einer Verhinderung oder Reduktion der Transmission abschließend zu bewerten. Die EMA ist hier auch nicht schlauer. Der Einfluss der Impfung mit Comirnaty® auf die Ausbreitung des SARS-CoV-2-Virus sei noch nicht bekannt, ebenso wenig inwieweit geimpfte Personen noch in der Lage sind, das Virus zu tragen und zu verbreiten. Daher gilt: Bis zum Vorliegen neuer Daten zum Schutz der Impfung vor Transmission müssten deshalb auch nach Impfung die allgemein empfohlenen Schutzmaßnahmen (Abstands- und Hygieneregeln) weiterhin eingehalten werden, erklärt die STIKO. Sie ist jedoch durchaus optimistisch, was den Effekt der Impfung auf die Verbreitung von SARS-CoV-2 betrifft, schließlich glückte eine Eindämmung oder gar Ausrottung in der Vergangenheit bereits mit anderen Impfstoffen gegen andere Infektionskrankheiten: „Die Wirksamkeit anderer Impfstoffe hinsichtlich der Verhinderung der Transmission von Virus durch Geimpfte lässt mit Berechtigung vermuten, dass auch durch die COVID-19-Impfstoffe die Transmission von SARS-CoV-2 in der Bevölkerung reduziert wird“, meint die STIKO.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


5 Kommentare

Impfung gegen Covid-19

von Brigitte Sachs am 06.01.2021 um 22:04 Uhr

Ich weiß jetzt immer noch nicht, ob ich mich als Pollenallergikerin mit einer Kreuzallergie gegen Sellerie
impfen lassen soll

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Überschrift

von Helge Killinger am 29.12.2020 um 12:18 Uhr

ich kann googeln wie ich will, aber das Wort "postexponentiell" erklärt sich mir nicht.
Eventuell war ja "postexpositionell" gemeint?

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: Bedeutung postexPOSITIOnell

von Katta am 29.12.2020 um 14:48 Uhr

Sie haben sich vermutlich verlesen.
Es heißt postexpositionell und bedeutet:
"nach der Exposition gegenüber einem Krankheitserreger".
Also nachdem man mit einem Krankheitserreger in Kontakt gekommen ist.

AW: Re: postexponentiell

von Lunyca am 29.12.2020 um 18:47 Uhr

Soweit ich das verstanden habe, bedeutet das, dass man einem erhöhen Risiko ausgesetzt war, also z. B. Kontakt zu jemanden hatte der infiziert ist. Wenn deshalb dann eine Impfung, oder Behandlung erfolgt, ist sie postexponentiell.
Ein Beispiel dafür ist die Pille danach, weil einem das Kondom gerissen ist, oder die Verabreichung antiviraler Mittel, wenn man sich aus Versehen an einer benutzte Nadel einer Spritze gestochen hat.

Vorsicht vor den "Wirksamkeiten" in %

von Andreas Grünebaum am 28.12.2020 um 19:35 Uhr

Bevor nun viele Leser sagen: "Der Moderna Impfstoff war nach der ersten Impfung deutlich effektiver", sei folgendes angemerkt: Auch bei einer Studie mit 40.000 Probanden mit Verum und Placebo Gruppe, ist die Anzahl der zu erwartenden Infektionen innerhalb der 3 Wochen nach der Impfung extrem gering, denn die Probanden werden ja nicht willentlich einem erhöhtem Ansteckungsrisiko - wie zum Beispiel alle in einen Raum mit Infizierten und gut durchatmen - ausgesetzt. Bei der Ermittlung der Effektivität geschieht dies jedoch nach der Formel Effektivität (%) = 1- (Infizierte der Verumgruppe / Infizierte der Placebo Gruppe) %. Ein einziger Infizierter in der Verumgruppe zu diesem frühen Stadium kann damit die gesamte Berechnung ad absurdum führen. Beispiel1: 1- (1/2)% = 50% Beispiel2: 1-(2/7) = 71,2% wobei der Impfabstand zwischen erster und zweiter Impfung in der Moderna Gruppe bedeutend höher war - genügend Zeit für mehrere infektiöse Kontakte in beiden Gruppen!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.