Corona-Impfzentren Nordrhein-Westfalen

Ministerium ergänzt Verfahrensanweisung beim Impfen

Dillingen/Stuttgart - 08.02.2021, 14:45 Uhr

In zwei Schulungsvideos können sich PTA und Apotheker über das Verfahren beim Aufziehen der applikationsfertigen Spritzen und der Rekonstitution informieren. (Foto: IMAGO / Jochen Eckel)

In zwei Schulungsvideos können sich PTA und Apotheker über das Verfahren beim Aufziehen der applikationsfertigen Spritzen und der Rekonstitution informieren. (Foto: IMAGO / Jochen Eckel)


Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (MASG) hat Ergänzungen zur Verfahrensanweisung zum Vorgehen beim Aufziehen der applikationsfertigen Spritzen in den Corona-Impfzentren veröffentlicht. Aktualisierte Schulungsfilme informieren über die genauen Arbeitsschritte. Über Webinare der Kammern haben sich mittlerweile über 8.000 Apotheker:innen für den COVID-19-Impfeinsatz in NRW fit gemacht.

Wie die Apothekerkammern Westfalen-Lippe (AKWL) und Nordrhein (AKNR) den Kollegen und Kolleginnen im Bundesland am vergangenen Freitag mitteilten, hat das MASG die Verfahrensanweisung für das Vorgehen beim Aufziehen der applikationsfertigen Spritzen zum Start der Impfzentren ergänzt. Entsprechend dazu wurden die Schulungsfilme zur aseptischen Rekonstitution und zum Aufziehen der applikationsfertigen Spritzen in den Corona-Impfzentren aktualisiert. Da manche Apotheker:innen und PTA die Herstellung aspetischer Arzneimittel nur aus der Theorie kennen, entstanden Lehrvideos über die einzelnen Arbeitsschritte. Die Filme wurden in Zusammenarbeit mit den Apothekerkammern Nordrhein und Westfalen-Lippe in der Kronen Apotheke von Michael Marxen gedreht.

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Parallel dazu bieten AKNR und AKWL Webinare für die Freiwilligen an. Die Resonanz ist enorm, so Michael Marxen, der im Wechsel mit Monika Hampel, der Sterillaoborleiterin seiner Kronen Apotheke, die Webinare auch als Referent unterstützt: „Mittlerweile haben wir 8.000 Kollegen, die in den Impfzentren tätig werden könnten, in den Kammer-Webinaren geschult. Die Bereitschaft der Kollegen ist überwältigend“, erklärt der Apotheker aus Wesseling gegenüber DAZ.online. Das zeige sich allein dadurch, dass bislang jede Woche die Maximalteilnehmerzahl von 1.000 Webinar-Besuchern erreicht wurde.

Die Ergänzung des Schulungsfilmangebots kann nach Informationen der Apothekerkammern ab sofort auf deren Homepages abgerufen werden – im passwortgeschützten Bereich. Zudem wurden die dort zur Verfügung gestellten Formulare nochmals angepasst und können in den kommenden Tagen zusammen mit den FAQ ebenfalls abgerufen werden. PTA finden die identischen Informationen und Schulungsvideos im PTA-Campus, teilte die AKWL mit.

Ursprünglich wollte Nordrhein-Westfalen als bislang einziges Bundesland die Rekonstitution des Biontech-Corona-Impfstoffs in Apotheken-Sterillaboren durchführen lassen. Auch die Apotheken hatten bereits grünes Licht gegeben. Doch wegen ungeklärter Stabilitätsfragen musste das Vorhaben zurückgepfiffen werden. „Ein Transport der in spezialisierten Apotheken rekonstituierten Impfstoffe sei momentan mit großen Unwägbarkeiten verbunden“, hieß es im Dezember 2020 in einem Brief an die Apotheken. Aus diesen Gründen müsse die Impfstoffrekonstitution vor Ort in den Impfzentren erfolgen.“ 

Verfahrensanweisung auf NRW zugeschnitten

Die aktualisierte Verfahrensanweisung überträgt die Vorgaben und sonstigen Informationen auf die Verhältnisse in Nordrhein-Westfalen, teilten die Apothekerkammern des Bundeslandes mit. Die Kammern weisen darauf hin, dass die Anweisung keinen Empfehlungscharakter hat, sondern umgesetzt werden muss. So gibt informiert sie zum Beispiel über den Verwurf der NaCl-Ampullen nach Einmalentnahme, das Steckenlassen der Entnahmekanüle je Arbeitsgang beim Auseinzeln, desinfizierbare Ablagebehältnisse für die fertigen Spritzen oder deren zweistündige Haltbarkeit, falls eine schnellstmögliche Verimpfung nicht gewährleistet sei.

Die Verfahrensanweisung ermögliche zudem oftmals bewusst Spielraum für die fachgerechte und pragmatische Übertragung auf die Verhältnisse im Impfzentrum. So ließen offene Formulierungen etwa den Verzicht auf eine Etikettierung der einzelnen Spritzen oder das Zusammenfassen eines Herstellungszeitraums bei der Dokumentation zu. Die Apothekerkammern appellieren deshalb an das Impfpersonal, solche Spielräume zu nutzen, um die pharmazeutische Kompetenz bezüglich der aseptischen Arbeitsweise zur Stärkung der Impfsicherheit einzubringen, ohne die pandemiegerechte Reihenherstellung durch gegebenenfalls verzichtbare Details aus der Regelversorgung zu verkomplizieren.

Apothekerkammer empfiehlt dringend die Schulungsfilme

Die Kammern raten zudem dringend, sich vor der Aufnahme der Impftätigkeit die an der aktualisierten Verfahrensanweisung orientierten Schulungsfilme anzusehen. Die Videos sollen die sichere Herstellung von applikationsfertigem BNT162b2 unterstützen. In den Videos werden die einzelnen Arbeitsschritte vom Team um Apotheker Michael Marxen von der Kronen Apotheke Wesseling detailliert erklärt – vom Auftauvorgang des Impfstoffs über die Verdünnung Natriumchlorid-Injektionslösung unter aseptischen Bedingungen bis zur impfbereiten Lösung. Das Video weist zudem auf Besonderheiten hin, wie zum Beispiel darauf, dass BNT162b2 bei Rekonstitution keinesfalls geschüttelt nur vorsichtig geschwenkt werden darf. 

Die einzelnen Arbeitsschritte werden in einem Film zur aseptischen Rekonstitution (5:08 Minuten) und einem Video zum Aufziehen der applikationsfertigen Spritzen (3:18 Minuten) gezeigt. 


Robert Hoffmann, Redakteur DAZ.online
redaktion@daz.online


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