- Gesundes Körpergewicht: Der BMI sollte zwischen 19 und 25 kg/m2 liegen; der Bauchumfang sollte bei Frauen maximal 80 cm, bei Männern maximal 94 cm betragen.
- Körperliche Aktivität: Dadurch erhöht man den Kalorienverbrauch und auch die Insulinsensitivität.
- Die Ernährung sollte reich an Vollkorn, Gemüse, Obst und Hülsenfrüchte sein.
- Wenig verarbeitete Lebensmittel und Fastfood konsumieren. Der NOVA-Score hilft, welche Lebensmittel unverarbeitet (z. B. Früchte, Pilze, Eier), minimal verarbeitet (getrocknete unverarbeitete Lebensmittel beispielsweise), welche Küchenzutat verarbeitet (pflanzliche Öle, Butter, Zucker) oder welches Lebensmittel verarbeitet (gebackenes Brot, Konserven) und welche Nahrungsmittel und Getränke hochverarbeitet (Fertiggerichte, Süßigkeiten, Erfrischungsgetränke) sind.
- Kein verarbeitetes Fleisch und rotes Fleisch maximal 500 g/Woche zu sich nehmen.
- Getränke in Form von Wasser, Tee und Kaffee zu sich nehmen und den Konsum von gesüßten Getränken reduzieren.
- So wenig Alkohol wie möglich trinken.
- Keine Nahrungsergänzungsmittel zur Krebsprävention einsetzen, sie sind im besten Fall wirkungslos.
- Frauen sollten nach der Geburt möglichst stillen.
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Mit Ernährung Krebs vorbeugen (Teil 3 von 3)
Wie gut sind Ballaststoffe, Seefisch und Nahrungsergänzungsmittel?
Können Nahrungsergänzungsmittel Krebs vorbeugen oder sollte man besser auf eine ballaststoffreiche Kost und Seefisch setzen - und wie können Seefisch und Ballaststoffe überhaupt das Krebsrisiko reduzieren? Darum ging es bei der Online-Vorlesung von Professor Martin Smollich im Rahmen der PAN-Vorlesungsreihe „Iss Das! – Ernährung in der Medizin“.
Im Sinn einer ernährungsbedingten Krebsprävention ist der wichtigste Faktor ein gesundes Normalkörpergewicht. Denn: Adipositas zeichnet für 80 Prozent aller ernährungsbedingten Krebstodesfälle verantwortlich, Alkohol immerhin für 10 Prozent. Auch verarbeitete Fleischwaren, wie Salami und Schinken, erhöhen erwiesenermaßen das Darmkrebsrisiko.
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Wissen wir also, was wir meiden sollten, drängt sich die nächste Frage auf: Welche Lebensmittel sind denn protektiv in Bezug auf das Krebsrisiko? Das erklärte Professor Martin Smollich vom Institut für Ernährungsmedizin des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein kürzlich in seiner Online-Vorlesung „Ernährungstherapeutische Strategien und Potenziale in der Onkologie & Ernährung und Pharmakologie – Erkenntnisse aus der Pharmakonutrition“ im Rahmen der Vorlesungsreihe „Iss Das! – Ernährung in der Medizin“ der PAN (Physicians Association for Nutrition).
Ballaststoffe wichtig in der Krebsprävention
Daten hierzu liefert der World Cancer Research Fund International (WCRF) und hat dafür eine interaktive Matrix erstellt – „eine Quelle von Erkenntnis“, wie Smollich diese beschreibt. Mit die wichtigsten protektiven Faktoren aus Sicht der Ernährungsmedizin sind Ballaststoffe: Mit steigender Zufuhr von Ballaststoffen sinkt das Risiko für Kolorektal- und Mammakarzinome. Einer Übersichtsarbeit im „British Medical Journal“ (2011) zufolge („Dietary fibre, whole grains, and risk of colorectal cancer: systematic review and dose-response meta-analysis of prospective studies“) reduzierten 10 g Ballaststoffe täglich das Risiko für Kolorektalkarzinom um 10 Prozent. Mit weiterer Erhöhung (100 g täglich) kann das relative Risiko sogar um 50 Prozent gesenkt werden.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) rät zu 30 g Ballaststoffen pro Tag – diesen Richtwert erreichen nach Daten der Nationalen Verzehrstudie II (2012) die meisten Menschen nicht, und zwar 75 Prozent der Frauen und 68 Prozent der Männer. Die durchschnittliche Zufuhr liegt der DGE zufolge bei Männern bei 25 g und bei Frauen bei 23 g täglich, wobei sich laut dem 14. Ernährungsbericht der DGE (2020) in den vergangenen Jahren zumindest ein positiver Trend abzeichnet, vor allem bei sich vegan oder vegetarisch ernährenden Heranwachsenden.
Präbiotische Effekte von Ballaststoffen
Bei Darmkrebs wirkten vor allem die unlöslichen Ballaststoffe protektiv – wie in Vollkornprodukten enthalten. Diese könnten Kanzerogene binden, erklärte Smollich. Hinzu kämen deren präbiotische Effekte, wenn Ballaststoffe also als Substrat für die Darmmikrobiota dienen. Die Darmbakterien produzierten dadurch Metaboliten (im Wesentlichen kurzkettige Fettsäuren) mit lokaler Wirkung an der Darmmukosa und auch systemischen antiinflammatorischen Effekten. Liefere man den Darmbakterien hingegen keine ausreichenden Ballaststoffmengen als Nahrungsquelle, beginnen sie laut Smollich Mucopolysaccharide des Darmmucus abzubauen, was die Mucosabarriere des Darms reduziert und ebenfalls lokale Entzündungen hervorruft. Zudem profitiere man bei ballaststoffreicher Kost von einer geringeren Energiedichte und damit einem tendenziell BMI-reduzierenden Effekt.
Wirkt Folsäure protektiv? Ja, aber …
Folsäure hat tatsächlich durch eine genomische DNA-Stabilisierung eine schützende Wirkung gegen bestimmte Krebsarten. Erhöht man die Zufuhr an Nahrungsfolaten, wirkt sich dies protektiv auf Darmkrebs, Brustkrebs und Prostatakrebs aus. Synthetische Folsäuresupplemente hingegen erhöhen laut Smollich das Risiko für Darmkrebs, vor allem wenn man eine familiäre Vorbelastung für Kolorektalkarzinom bereits „mitbringe“. Im Schnitt nehmen wir über unsere Nahrung 200 µg Folsäure täglich zu uns, die empfohlene Zufuhr liegt bei 300 µg. Gelänge es, diese Differenz durch die Ernährung auszugleichen (Folsäure ist viel in grünem Gemüse enthalten), entspreche dies einer Risikoreduktion von 35 Prozent – oder jährlich 20.000 Menschen weniger mit kolorektalem Karzinom.
Mehr Seefisch und dafür weniger Fleisch
Zudem gibt es einige randomisiert-kontrollierte klinische Studien (RCT) an Menschen, die für bestimmte Stoffe und Lebensmittel einen schützenden Effekt auf das Krebsrisiko gefunden haben. Laut Smollich können Polyphenole in pflanzlichen Lebensmitteln das Risiko für Lungenkrebs verringern, Carotinoide sind mit einem geringeren Risiko für Tumoren der Lunge, Brust und Prostata assoziiert. Der Konsum von Seefisch senke das Brust- und Darmkrebsrisiko. Worauf der positive Effekt des Seefischs beruht, sei jedoch nicht abschließend geklärt. Die derzeit favorisierte Hypothese gehe davon aus, dass es nicht am Seefisch per se liegt, sondern dass Menschen, die mehr Fisch essen, automatisch auch weniger Fleisch konsumieren (und verarbeitete Fleischprodukte sind erwiesenermaßen krebserregend, rotes Fleisch wie Lamm und Rind sind wahrscheinlich krebserregend).
Mediterrane Ernährung senkt Krebssterblichkeit um ein Viertel
Wo findet sich nun eine solche Ernährung? Gut vereint findet man diese protektiven Faktoren in einer pflanzenbasierten Ernährung – mit oder ohne Seefisch. Bestimmte Ernährungsmuster zeigten „ganz drastische Effekte“. Eine mediterrane Ernährung senke im Vergleich zur westlichen Ernährung die Krebssterblichkeit um 25 Prozent. Smollich bezieht sich dabei auf Daten der EPIC-Studie (European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition), die den Einfluss der Ernährung auf Krebserkrankungen untersucht. Die Studie wird unter anderem von der Europäischen Kommission finanziert, bis zum Jahr 2000 wurden etwa 520.000 Männer und Frauen aus 23 Studienzentren in zehn europäischen Ländern in die Studie aufgenommen.
Nahrungsergänzungsmittel: keine gute Idee
Ist die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln ein guter Weg, um Krebs vorzubeugen? Eher nicht. Viele große Studien konnten zeigen, dass einzelne Mikronährstoffe sogar zu einem Prävalenzanstieg bei Krebserkrankungen führen können. So zeigte die SELECT-Studie („Vitamin E and the risk of prostate cancer: the Selenium and Vitamin E Cancer Prevention Trial“), veröffentlicht 2011 im JAMA, dass Vitamin E in Dosierungen von 400 IE täglich das Risiko für Prostatakrebs signifikant erhöht. Im „Journal of the National Cancer Institute“ wurde 2014 ein Beitrag veröffentlicht, der ebenfalls ein erhöhtes Risiko für Prostatakrebs durch Vitamin-E- oder Selen-Supplementation fand („Baseline Selenium Status and Effects of Selenium and Vitamin E Supplementation on Prostate Cancer Risk“). Dass Vitamin B6- und B12-Nahrungsergänzungsmittel das Risiko für Lungenkrebs bei Männern erhöhen können, fanden Wissenschaftler um Theodore Brasky („Long-Term, Supplemental, One-Carbon Metabolism–Related Vitamin B Use in Relation to Lung Cancer Risk in the Vitamins and Lifestyle (VITAL) Cohort“, veröffentlicht 2017 im „Journal of Clinical Oncology“). Andere Studien konnten auch für Betacaroten ein erhöhtes Risiko für Magenkrebs und Bronchialkarzinom feststellen.
Was ist nun das Fazit – was essen wir, was lassen wir besser im Supermarkt liegen, wie verhalten wir uns? Smollich fasste zum Abschluss die wichtigsten Punkte zusammen:
Wie wirkt sich Übergewicht auf das Krebsrisiko aus? Das ist das Thema des ersten Teils von „Mit Ernährung Krebs vorbeugen: Wie beeinflusst Übergewicht das Krebsrisiko?“.
Welche Rolle spielen Fleisch, verarbeitete Fleischprodukte und Alkohol bei Krebs? Darum geht es im zweiten Teil von „Mit Ernährung Krebs vorbeugen: Sollte man auf Fleisch und Alkohol verzichten?“
1 Kommentar
Sehr wichtige Infos
von Eine Leserin am 17.03.2021 um 10:52 Uhr
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