Studie zum Zyto-Skandal

Bottroper Krebspatienten erhielten durchschnittlich deutlich mehr Infusionen

Berlin - 14.04.2021, 09:15 Uhr

Im Mittel traten Rezidive bei den Brustkrebspatientinnen, die von der Bottroper „Alten Apotheke“ versorgt wurden, rund 2,5 Monate früher auf als in der Vergleichsgruppe. (Foto: Chanintorn.v / stock.adobe.com)

Im Mittel traten Rezidive bei den Brustkrebspatientinnen, die von der Bottroper „Alten Apotheke“ versorgt wurden, rund 2,5 Monate früher auf als in der Vergleichsgruppe. (Foto: Chanintorn.v / stock.adobe.com)


Whistleblower Porwoll: eindeutige Ergebnisse

„Die Ergebnisse, insbesondere für die Diagnose Brustkrebs, sind eindeutig“, sagt Martin Porwoll gegenüber DAZ.online: Er war kaufmännischer Leiter der Apotheke und hatte als Whistleblower den Fall mit aufgedeckt. Die Schlussfolgerungen aus der Studie legten nahe, dass die Therapien gestreckt wurden – sofern es da überhaupt noch Zweifel gegeben hat. Allerdings sollte die Rolle der Ärzte nun neu beleuchtet werden, sagt Porwoll. 

Das Landgericht Essen hatte den Bottroper Apotheker Peter Stadtmann im Juli 2018 zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt und ein lebenslanges Berufsverbot verhängt, beides wurde zwischenzeitlich vom Bundesgerichtshof bestätigt. Stadtmann hat hiergegen Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht eingelegt, welches in der Sache noch nicht entschieden hat. Außerdem hat Stadtmann beim Verwaltungsgericht Gelsenkirchen Klage gegen den Widerruf seiner Approbation eingelegt, auch dieses Verfahren ist noch anhängig. 

Außerdem versuchen Betroffene, Schadensersatz einzuklagen. Doch die Chancen stehen schlecht, es läuft ein Insolvenzverfahren gegen den Apotheker. Die nordrhein-westfälische Landesregierung will neue staatliche Entschädigungsleistungen für Opfer von Verbrechen und Gewalt einführen, die greifen sollen, wenn Entschädigungen nach dem Opferentschädigungsgesetz des Bundes nicht möglich sind – wie im Bottroper Fall, in dem sich individuelle Schädigungen praktisch nicht nachweisen lassen, da unbekannt ist, welche Patienten unterdosierte Krebsmittel erhalten haben. Laut Teilnehmern der gestrigen Videokonferenz hat Minister Laumann sich dafür ausgesprochen, dass bis zum Ende der aktuellen Legislaturperiode im Mai 2022 ein entsprechender Fonds eingerichtet wird. 



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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