Impfabstand

Corona-Impfen unter MS-Therapie: Das Timing muss stimmen

Stuttgart - 15.04.2021, 10:45 Uhr

Ein gutes Timing der Corona-Impfung in Abstimmung mit den MS-Arzneimitteln kann sinnvoll sein. (Foto: Jacob Lund / stock.adobe.com) 

Ein gutes Timing der Corona-Impfung in Abstimmung mit den MS-Arzneimitteln kann sinnvoll sein. (Foto: Jacob Lund / stock.adobe.com) 


COVID-19-Impfschema unter Lemtrada und Mavenclad

Auch für Alemtuzumab (Lemtrada®), ein CD52-Antikörper, der zur Depletion zirkulierender T- und B-Lymphozyten führt, und für Cladribin (Mavenclad®) sollten „wenn möglich“ die Impfungen mindestens vier Wochen vor Beginn einer Behandlung mit einem der beiden Wirkstoffe abgeschlossen sein. Erhalten MS-Patient:innen bereits Alemtuzumab oder Cladribin, sollten die Impfungen erst zwölf Wochen – idealerweise eher 24 Wochen – nach dem MS-Arzneimittel verabreicht werden. Alemtuzumab erhalten MS-Patienten an fünf aufeinanderfolgenden Tagen als intravenöse Infusion und sodann zwölf Monate später die zweite Gabe an drei aufeinanderfolgenden Tagen. Laut Fachinformation treten die niedrigsten Werte an T- und B-Lymphozyten einen Monat nach einer Behandlungsphase auf, die Erholung der B-Zellen ist in der Regel innerhalb von sechs Monaten abgeschlossen.

Cladribin erhalten MS-Patienten in zwei Behandlungsphasen innerhalb von zwei Behandlungsjahren: Eine Behandlungsphase besteht wiederum aus zwei Behandlungswochen (Cladribin-Gabe an vier bis fünf Tagen der Woche), eine zu Beginn des ersten Monats, eine zu Beginn des zweiten Monats des jeweiligen Behandlungsjahres. Nach Abschluss der zwei Behandlungsphasen ist in den Jahren drei und vier keine weitere Behandlung mit Cladribin erforderlich. Laut Fachinformation sollten Impfungen mit Lebend- oder Totimpfstoffen – mRNA-Impfstoffe sind allerdings weder Lebend- noch Totimpfstoffe – vermieden werden, solange die Lymphozyten nicht im Normbereich sind.

Keine Besonderheiten für Aubagio, Tysabri, Tecfidera

Laut dem Neurologen gibt es keine empfohlenen Anpassungen für Patienten unter Behandlung mit Teriflunomid  in Aubagio® (Dosierintervall: täglich), Natalizumab in Tysabri® (Dosierintervall: alle vier Wochen), Dimethylfumarat in Tecfidera® (Dosierintervall: täglich) oder Interferon beta-1a in z. B. Avonex® oder Rebif® (Dosierintervall: wöchentlich).

Coronavirus-Impfverordnung: Wann sind MS-Patienten dran?

Die STIKO hat seit der zweiten Version ihrer Empfehlungen zur COVID-19-Impfung auch Raum für Härte- und Einzelfallentscheidungen geschaffen, der bei Vorerkrankten Impfungen auch in Stufe 2 („hohe Priorität“) ermöglicht: „Personen, bei denen nach individueller ärztlicher Beurteilung aufgrund besonderer Umstände im Einzelfall ein sehr hohes oder hohes Risiko für einen schweren oder tödlichen Krankheitsverlauf nach einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 besteht“, liest man in § 3 der Coronavirus-Impfverordnung, die am 8. Februar in Kraft trat. Wann fällt man unter diese bevorzugte Regelung?

Nach Einschätzung der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) und des Krankheitsbezogenen Kompetenznetzes Multiple Sklerose (KKNMS) genügt bei MS-Patienten für eine vorrangige Impfung eine formlose ärztliche Bescheinigung über „das Bestehen einer entsprechenden Erkrankung im Sinne des Paragrafen x Ziffer y der Coronavirus-Impfverordnung“, je nach Priorisierungsstufe. Fallen MS-Erkrankte altersbedingt in eine der drei Gruppen, genügt ohnehin der Personalausweis.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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3 Kommentare

Gilenya & m-rna Impfung

von Michael am 14.05.2021 um 19:28 Uhr

Bei der 1. umfassenden Studie gab es KEINE Empfehlung für M-rna Impfung unter Gilenya, weil keine Imunantwort ausgelöst wird und folglich keine Antikörper gebildet wurden. Somit hat man einen trügerisch "Schutz", der keiner ist...
(https://journals.sagepub.com/doi/full/10.1177/17562864211012835)
Tja, da müssen wir halt noch warten und brav Maske & Abstand halten.

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Impfen unter Gilenya

von Diana am 10.05.2021 um 20:39 Uhr

Ich bin unschlüssig, was bei einer Corona-Schutzimpfung mit Biontech mit meinem Körper passiert und ob ich überhaupt Impfschutz aufbauen kann oder ob Gilenya das verhindert?
Wievielmal und in welchem Absrand muss ich geimpft werden?

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AW: Impfen unter Gilenya

von Ute Kahl am 11.05.2021 um 10:35 Uhr

Hallo Diana, ich bekomme eine andere Therapie,Ocrelizumsb/Ocrevus, habe mich aber schon so schnell wie möglich impfen lassen. Die Impfung habe ich sehr gut vertragen, in 4 Wochen überprüft mein Arzt die Antikörperbildung.
Ein schwerer COVID Verlauf wäre schlimmer...
LG Ute

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