Wie hat sich die Prognose bei MS geändert?
Den Leitlinienautoren zufolge hat sich die Prognose der MS-Erkrankung in den letzten Jahren „deutlich“ verbessert. In den 1980er-Jahren erreichten noch 50 Prozent aller Patienten nach 15 Jahren einen Behinderungsgrad (EDSS) von 6, und 50 Prozent aller Patienten mit remittierend schubförmiger MS entwickelten nach 20 Jahren eine sekundär progrediente MS. Das zeigt unter anderem eine Kohortenstudie aus dem Jahr 1989. Nun gebe es „belastbare Hinweise auf eine inzwischen deutlich bessere Prognose“, erklären die Leitlinienautoren: Etwa 90 Prozent aller MS-Patienten hatten 10 bis 16 Jahre nach Erkrankungsbeginn einen EDSS unter 6, das zeigte eine Studie. Ganz aktuelle Daten stammen aus dem Jahr 2020 von der Londoner KIS-Langzeitkohorte: 30 Jahre nach Erkrankungsbeginn blieben 42 Prozent der Patienten unter einem EDSS von 3,5, obwohl nur 10 Prozent der Patienten jemals eine Immuntherapie erhielten, nur 40 Prozent der Patienten hatten einen EDSS von 6 oder höher. Zum Teil seien die Verbesserungen auf bessere therapeutische Möglichkeiten zurückzuführen, allerdings tragen den Wissenschaftlern zufolge auch „Verdünnungseffekte“ durch eine frühere und feinere Diagnosestellung bei. Sie betonen, dass sich diese Richtzahlen nicht für eine individuelle Prognose in der Patientenberatung eigneten. Was sich jedoch gezeigt habe: Es sei prognostisch von Bedeutung, nach welcher Zeit der Patient einen EDSS von 4 erreiche. Ungünstige Faktoren seien ein später und polysymptomatischer Krankheitsbeginn, das männliche Geschlecht, sich unvollständig zurückbildende Schübe und eine hohe Schubrate zu Beginn der Erkrankung.
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.