Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

13.06.2021, 07:45 Uhr


8. Juni 2021

Ab kommenden Montag, ab 14. Juni, geht’s los: Apotheken sollen dann die digitalen Impfnachweise ausstellen können. Zumindest werden es dann Apotheken können, die sich bereits beim Internetportal des Deutschen Apothekerverbands (DAV) „mein-apothekenportal.de" registriert haben. Und Verbraucher können sich parallel über www.mein-apothekenmanager.de informieren, welche Apotheken diesen Service anbieten. Ja, wunderbar, mein liebes Tagebuch, wenn das kein Grund ist für alle Apotheken ist, die sich dort noch nicht registriert haben, dies schleunigst nachzuholen. Oh, Moment mal, mein liebes Tagebuch, um sich auf dem DAV-Portal zu registrieren und Impfzertifikate ausstellen zu können, muss man doch Mitglied in einem Apothekerverband sein – wie Hans-Peter Hubmann, Chef des Bayerischen Apothekerverbands, wissen ließ. Er goss sein großes Missfallen über all diejenigen aus, die aus welchen Gründen auch immer keinem Verband beigetreten sind. Hubmann meinte, diese Apothekerinnen und Apotheker seien nun „selber schuld“, es sei nach seiner Ansicht legitim, solche Services wie die Ausstellung digitaler Impfzertifikate nur den Verbandsmitgliedern zur Verfügung zu stellen. Deutlicher O-Ton Hubmann: „Ich möchte keine Trittbrettfahrer, Schmarotzer kann ich nicht brauchen“. Mein liebes Tagebuch, dass hätte er wohl gerne so gehabt. Aber zum Glück gibt es dann doch einige weiter denkende Kammern, wie zum Beispiel die Apothekerkammer Berlin und andere, die der Mentalität des bayerischen Verbandsfürsten ein „So nicht“ entgegenhielten und intervenierten: Das Ausstellen von Impfzertifikaten dürfe nicht von der Mitgliedschaft in einem Apothekerverband abhängig sein. Recht so, mein liebes Tagebuch, selbst die ABDA-Präsidentin entschuldigte sich  für das entstandene Durcheinander bei den Apothekerinnen und Apothekern, die dagegen protestiert hatten, keinen Zugang zum DAV-Portal zu bekommen. Das Fazit: Alle Apotheken können nun diskriminierungsfrei an dem Portal teilnehmen – Nicht-Verbandsmitglieder erhalten einen Gastzugang, so dass auch sie Impfzertifikate ausstellen können. Na also, geht doch. Und, lieber Herr Hubmann, auch die Verbraucher, die sich auf dem DAV-Portal „mein-apothekenmanager,de informieren wollen, müssen kein Mitglied eines Apothekerverbands sein, auch nicht des bayerischen.


Noch eine gute Nachricht: Die Apotheken bekommen mehr Geld für die Anbindung an die Telematikinfrastruktur als geplant. Der Deutsche Apothekerverband und der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung haben sich auf eine Erhöhung der Pauschalen geeinigt. So gibt es also höhere Erstattungspauschalen für einzelne Komponenten, aber auch die Refinanzierung der Heilberufsausweise für angestellte Apothekerinnen und Apotheker wurde geregelt. Mein liebes Tagebuch, die Anbindung an die Telematikinfrastruktur ist teuer genug: neue Hardware, ein Konnektor und Kartenleseterminals, dazu die elektronischen Heilberufsausweise und eine Institutionenkarte – da kommen schnell ein paar 1000 Euro zusammen, bis eine Apotheke auf die Datenautobahn gehen kann und „E-Rezept-ready“ ist. Die nun vereinbarten höheren Pauschalen und Zuschüsse machen den mitunter steinigen Weg ins Digitale doch ein wenig geschmeidiger. Übrigens, die Vereinbarungen gelten nur für inländische öffentliche Apotheken einschließlich ihrer Filialapotheken – die europäischen Arzneimittel-Versandhäuser erhalten keine Zuschüsse.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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3 Kommentare

Rücken stärken

von Dr. Radman am 13.06.2021 um 13:18 Uhr

Ja, Herr Spahn ist nicht perfekt und ja, er hat viele Fehler gemacht, aber er ist noch besser als möglicherweise Herr Lauterbach oder sonstwer von den Grünen. Deshalb sollten wir dem Minister gegenüber Angriffe der Sozis den Rücken stärken.

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AOK Hessen

von Dr.Diefenbach am 13.06.2021 um 10:37 Uhr

..was auch einmal die pharmazeutische Seele froh stimmen dürfte:Die AOK Hessen hat nach vorliegenden Infos ja die Forderung der Nachzahlung angeblich verlorengegangener Herstellerrabatte vergangener Jahre, welche noch eingesammelt werden sollten(2015 bis...)nach entsprechender Rechtssprechung ad acta gelegt.
Das soll ruhig auch mal erwähnt werden, ebenso die Tatsache, dass halt auch die Juristin der AOK Hessen ein klar denkender Zeitgeist ist,
Zu den MASKEN:Das überlagert ja wieder mal die Sauerei mit den Würstchenbudentestzentren.Uns wirft man allerorts massive Geldscheffelei vor,die Betrügerei !! in Testzentren in etlichen Fällen scheint informativ keine Rolle zu spielen??
und die offenbar völlig überzogene Geldgewährung in IMPFZENTREN ,hier sind sicher einige Kollegen jetzt beleidigt, spielt,da Wahlkampf ist,auch keine tragende Rolle.Dass die Systeme bald zugemacht werden,kommt dazu...

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Ist ja toll

von Karl Friedrich Müller am 13.06.2021 um 8:43 Uhr

Dass es uns gut geht. Und das so pauschal rausposaunt wird. Auch wenn es so nicht stimmt. Es stimmt gar nicht. Ohne die Masken wäre das Betriebsergebnis bei vielen zappenduster.
Diese oberflächliche Euphorie in der DAZ macht mir zunehmend Probleme.
Wir haben sehr viel Umsatz und Gewinn an die Versender verloren. Klar, es bleiben einige Apotheken, die sich „dumm und dämlich“ verdienen. Das sind die Ausnahmen.
- Gekürzt wurde auch bei der Botendienstpauschale. Schon vergessen? 2,98€ für einen Botendienst ist zwar besser als nichts, trotzdem eine Unverschämtheit, schon wegen der Denke, die dahinter steckt.

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