Superfoods-Beratungswissen – Teil 19

Spirulina und AFA – die „blauen Wunder“

12.07.2021, 07:00 Uhr

Spirulina und AFA-Algen werden als Pulver, Kapseln oder Tabletten verkauft. Auch wenn beide ein für den Mensche günstiges Proteinmuster bieten, bringt der empfohlene Verzehr von wenigen Gramm pro Tag keinen Nutzen. (Foto: 5second / stock.adobe.com)

Spirulina und AFA-Algen werden als Pulver, Kapseln oder Tabletten verkauft. Auch wenn beide ein für den Mensche günstiges Proteinmuster bieten, bringt der empfohlene Verzehr von wenigen Gramm pro Tag keinen Nutzen. (Foto: 5second / stock.adobe.com)


Mikroalgen aus Aquakultur

Wer Spirulina-Zubereitungen kaufen möchte, die übrigens auch als „natürliche blaue Lebensmittelfarbe“ angeboten werden, sollte wissen: Es gibt in der EU keine Qualitätsstandards und auch keine Produktionsvorschriften für Cyanobakterien und Mikroalgen. Der Ökoverband Naturland hat seine eigenen Richtlinien für die ökologische Aquakultur von Mikroalgen (Chlorella und Spirulina) entwickelt, die für eine verlässliche Qualität sorgen sollen und beim Verbraucher durch das Naturland-Zeichen um Vertrauen werben. Vor zu viel Jod braucht man sich bei in Süßwasser kultivierten Mikroalgen übrigens nicht zu fürchten, es werden gegebenenfalls nur kleine Mengen an Jodsalz zugesetzt. 

AFA-Alge – „blaues Wunder“ gegen ADHS?

Die Grüne Spanalge, nach ihrem lateinische Namen Aphanizomenon flos-aquae auch als AFA-Alge bekannt, ist wie Spirulina eine Cyanobakterien-Art. Sie wird auch als „Uralge“, „Blaues Wunder“, „Blaugrün“ oder „Grünes Manna“ bezeichnet. Anders als Chlorella und Spirulina wird die AFA-Alge nicht in Kulturen gezüchtet, sondern wild aus einem natürlichen Süßwassersee, dem Klamath-See in Oregon, USA, geerntet. Von dort kommen fast alle der im Handel angebotenen AFA-Algen. Sie werden vom Wasser abgefischt, gewaschen, gefiltert und für die Weiterverarbeitung als Nahrungsergänzungsmittel sprüh- oder gefriergetrocknet.

Als Pulver oder Tabletten werden AFA-Algen überwiegend in Internet-Shops vertrieben. Dabei ranken sich zahlreiche Gesundheits- und Heilversprechen um die Mikroalge. Am meisten beworben wird eine angebliche Wirkung als „alternatives Heilmittel“ bei neurologischen Erkrankungen, bei Alzheimer sowie bei Aufmerksamkeitsdefizit- bzw. Hyperaktivitätsstörungen (ADHS). Auch wird es als das „vitalstoffreichste natürliche Lebensmittel“, als „Lebensmittel der Superlative“ oder als „Brainfood“ beschrieben.

AFA-Algen – Fakten, kritisch betrachtet

Getrocknete AFA-Algen bestehen zu 70 Prozent aus Protein, zu 12 bis 20 Prozent aus Kohlenhydraten und zu 2 bis 6 Prozent aus Fett. Weiterhin enthalten sie Beta-Carotin, B-Vitamine und Vitamin E sowie Mineralstoffe und Chlorophyll. Betont wird gerne der hohe Gehalt an essenziellen Fettsäuren sowie Gamma-Linolensäure (GLS), wobei der Hinweis „fast so viel GLS wie Muttermilch“ vermutlich als besonderes Qualitätsmerkmal gilt. Grundsätzlich ist das Proteinmuster für die menschliche Ernährung wertvoll, alle essenziellen Aminosäuren sind enthalten. Doch für die Makronährstoffe Eiweiß und Fett gilt: Wie die Zufuhr von täglich 1,5 bis 2,5 Gramm AFA-Algen pro Tag (empfohlene Dosis) hier einen Nutzen bringen soll, bleibt fraglich. Kritisch zu betrachten ist auch der Hinweis, dass AFA-Algen Vegetariern und Veganern eine gute Quelle für Vitamin B12 böten. Die in den Cyanobakterien enthaltene Form des Vitamin B12 ist für den Menschen nicht nutzbar, auch wenn die Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln die angeblich gute Bioverfügbarkeit aller Inhaltsstoffe betonen.



Reinhild Berger, Apothekerin
redaktion@daz.online


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