Immunschutz und Delta

Wie sinnvoll sind Booster-Impfungen?

Stuttgart - 05.08.2021, 17:50 Uhr

Booster-Impfungen: Müssen wir fortan wirklich alle sechs Monate nachimpfen? (Foto: gradt / AdobeStock)

Booster-Impfungen: Müssen wir fortan wirklich alle sechs Monate nachimpfen? (Foto: gradt / AdobeStock)


T-Zellen dürften auch gegen Delta Schutz bieten

Zwar kann sich die aktuell kursierende Delta-Variante Antikörpern durch eine Escape-Mutation weitestgehend entziehen. Dagegen erkennen T-Zellen bestimmte Teile der Viren, die auch bei der Delta-Variante vorhanden sind, und dürften somit auch bei einer Infektion mit der Variante einen Schutz bieten.  Für eine Bestimmung des Schutzstatus nach einer Impfung oder Infektion ist eine routinemäßige  T-Zell-Bestimmung jedoch nicht geeignet. Dies liegt neben dem aufwendigen Verfahren auch an einer bisher fehlenden Standardisierung von T-Zelltests. Besser standardisiert sind dagegen Antikörpertests, die zudem deutlich  praktikabler sind. Allerdings fehlen auch hier Daten, die eine mögliche Korrelation des Antikörper-Status und dem Schutz vor einer Infektion festmachen.

Boostern bei geringer Antikörperkonzentration

Laut Prof. Sander, Leiter der Forschungsgruppe Infektionsimmunologie und Impfstoffforschung, Charité – Universitätsmedizin Berlin, sind Antikörpertests jedoch dafür geeignet, den Impfschutz bei bestimmten Risikogruppen wie Organtransplantierten oder älteren Personen zu bestimmen, der generell geringer ausfällt als in der Normalbevölkerung. Sollte dieser nur gering bis gar nicht messbar sein, befürwortet auch er in Hinblick auf die kursierenden Varianten eine dritte Impfung der Betroffenen.

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Durchbruchinfektionen verhindern

Er merkt jedoch an, dass ein Impfschutz von ursprünglich 95 Prozent nach der zweiten Dosis, der laut neuesten Daten innerhalb eines halben Jahres auf etwa 80 Prozent gesunken ist, sich auch in der Allgemeinbevölkerung in den absoluten Patientenzahlen deutlich bemerkbar machen wird. Bevor also der Impfschutz nachlässt, sollte lieber mit einer dritten Dosis geboostert werden, um so mögliche Durchbruchinfektionen zu verhindern. Ein Risiko für verstärkte Nebenwirkungen sieht er dabei nicht, da zum einen die dritte Dosis frühestens sechs Monate nach der zweiten Impfung empfohlen ist. Zum anderen zeigen erste Daten, dass die dritte Impfung gut verträglich ist – wahrscheinlich auch deshalb, da diese aktuell nur für ältere Menschen, die die Impfung im Allgemeinen gut vertragen, empfohlen ist. Alle drei Experten gehen jedoch davon aus, dass nach einer dritten Dosis die Immunantwort ausreichend hoch genug ist, um nicht alle sechs Monate nachgeimpft werden zu müssen.

*Dieser Text wurde am 11.08.2021 um 11:10 Uhr korrigiert: „Vielmehr müssen hier die T-Gedächtniszellen in den Vordergrund rücken, die bei einer Infektion innerhalb kürzester Zeit Antikörper produzieren können“, war falsch, da T-Zellen keine Antikörper produzieren.



Marina Buchheit-Gusmão, Apothekerin
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Gedächtniszellen

von Erik Haaf am 09.08.2021 um 9:56 Uhr

Mein bisheriger Kenntnisstand war, dass Antikörper von Plasmazellen gebildet werden, welche bei Reinfektion aus B-Gedächtniszellen hervorgehen?

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Gedächtniszellen

von Redaktion DAZ am 11.08.2021 um 11:17 Uhr

Vielen Dank für Ihren Hinweis, wir haben die Stelle entsprechend korrigiert.

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