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Immunschutz und Delta
Wie sinnvoll sind Booster-Impfungen?
Welchen Einfluss hat die Delta-Varianten auf den Immunschutz? Ergibt eine Booster-Impfung überhaupt Sinn? Neuigkeiten dazu berichtete unter anderem Professor Leif Erik Sander von der Berliner Charité bei einer Pressekonferenz zur Booster-Impfung und Delta-Variante am Mittwoch. Wie sollte die Impfstrategie aussehen? Und sollte nun tatsächlich alle sechs Monate nachgeimpft werden?
Vor wenigen Tagen wurde auf der Bundesgesundheitsministerkonferenz eine dritte Impfung für bestimmte Risikogruppen beschlossen. Doch wie sinnvoll ist diese Boosterung überhaupt? Welche neuen Erkenntnisse gibt es zur lang anhaltenden zellulären Immunantwort nach einer doppelten Impfung und welchen Einfluss hat die Delta-Variante auf den Immunschutz? Diesen und weiteren Fragen stellten sich Dr. Christine Dahlke (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, UKE), Dr. Maike Hofmann (Universitätsklinikum Freiburg) und Prof. Dr. Leif Erik Sander (Berliner Charité) bei der virtuellen Presseveranstaltung zum Thema „Booster-Impfung und Delta-Variante – Impfstrategie im Lichte neuer Erkenntnisse zur Immunantwort nach SARS-CoV-2-Impfungen“.
Warum fallen Antikörpertiter so rasch ab?
Auf die Frage, wie man sich das relativ schnelle Absinken der Antikörpertiter bei Genesenen erklären kann, verweist Dahlke, wissenschaftliche Mitarbeiterin, Sektion Infektiologie, Schwerpunkt Emerging Infections, I. Medizinische Klinik und Poliklinik, auf die Erkenntnisse der MERS (Middle East Respiratory Syndrome)-Pandemie 2012. Auch dort konnte ein rascher Abfall der Antikörpertiter nach Infektion und – ähnlich wie bei SARS-CoV-2 – nach Impfungen zunächst ein hoher Titer, der über den Verlauf von sechs Monaten langsam abfiel, gesehen werden. Ursächlich dafür ist die zeitverzögerte Bildung von Plasmazellen, die für eine dauerhafte Generierung von Antikörpern benötigt werden. *Auch bei fehlenden Antikörper-Titern ist jedoch nicht gesagt, dass kein Schutz vor einer Infektion besteht. Vielmehr rücken dann die T-Zellen in den Vordergrund. Diese standen auch im Mittelpunkt des Interesses der Arbeitsgruppe um Frau Hofmann, die die zelluläre Immunantwort nach der ersten sowie zweiten Dosis Comirnaty® untersucht hat.
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Es zeigte sich, dass bereits zehn bis zwölf Tage nach der ersten Dosis T-Gedächtniszellen gebildet werden. Nach der zweiten Dosis war zwar noch einmal ein leichter Anstieg der T-Zell-Titer erkennbar, die aber im Zeitraum von drei bis vier Monaten nach der zweiten Dosis wieder leicht abfielen. Da der Studienendpunkt jedoch noch in der dynamischen Phase lag, in der sich kein Gleichgewicht der T-Zellen eingestellt hatte, kann aus den Studienergebnissen keine Prognose über den längerfristigen Immunschutz gestellt werden. Sicher ist jedoch, dass nach der zweiten Dosis die Titer der neutralisierenden Antikörper, die schnell Viren abfangen, bevor sie eine Zelle befallen, am höchsten waren.
T-Zellen dürften auch gegen Delta Schutz bieten
Zwar kann sich die aktuell kursierende Delta-Variante Antikörpern durch eine Escape-Mutation weitestgehend entziehen. Dagegen erkennen T-Zellen bestimmte Teile der Viren, die auch bei der Delta-Variante vorhanden sind, und dürften somit auch bei einer Infektion mit der Variante einen Schutz bieten. Für eine Bestimmung des Schutzstatus nach einer Impfung oder Infektion ist eine routinemäßige T-Zell-Bestimmung jedoch nicht geeignet. Dies liegt neben dem aufwendigen Verfahren auch an einer bisher fehlenden Standardisierung von T-Zelltests. Besser standardisiert sind dagegen Antikörpertests, die zudem deutlich praktikabler sind. Allerdings fehlen auch hier Daten, die eine mögliche Korrelation des Antikörper-Status und dem Schutz vor einer Infektion festmachen.
Boostern bei geringer Antikörperkonzentration
Laut Prof. Sander, Leiter der Forschungsgruppe Infektionsimmunologie und Impfstoffforschung, Charité – Universitätsmedizin Berlin, sind Antikörpertests jedoch dafür geeignet, den Impfschutz bei bestimmten Risikogruppen wie Organtransplantierten oder älteren Personen zu bestimmen, der generell geringer ausfällt als in der Normalbevölkerung. Sollte dieser nur gering bis gar nicht messbar sein, befürwortet auch er in Hinblick auf die kursierenden Varianten eine dritte Impfung der Betroffenen.
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Er merkt jedoch an, dass ein Impfschutz von ursprünglich 95 Prozent nach der zweiten Dosis, der laut neuesten Daten innerhalb eines halben Jahres auf etwa 80 Prozent gesunken ist, sich auch in der Allgemeinbevölkerung in den absoluten Patientenzahlen deutlich bemerkbar machen wird. Bevor also der Impfschutz nachlässt, sollte lieber mit einer dritten Dosis geboostert werden, um so mögliche Durchbruchinfektionen zu verhindern. Ein Risiko für verstärkte Nebenwirkungen sieht er dabei nicht, da zum einen die dritte Dosis frühestens sechs Monate nach der zweiten Impfung empfohlen ist. Zum anderen zeigen erste Daten, dass die dritte Impfung gut verträglich ist – wahrscheinlich auch deshalb, da diese aktuell nur für ältere Menschen, die die Impfung im Allgemeinen gut vertragen, empfohlen ist. Alle drei Experten gehen jedoch davon aus, dass nach einer dritten Dosis die Immunantwort ausreichend hoch genug ist, um nicht alle sechs Monate nachgeimpft werden zu müssen.
*Dieser Text wurde am 11.08.2021 um 11:10 Uhr korrigiert: „Vielmehr müssen hier die T-Gedächtniszellen in den Vordergrund rücken, die bei einer Infektion innerhalb kürzester Zeit Antikörper produzieren können“, war falsch, da T-Zellen keine Antikörper produzieren.
2 Kommentare
Gedächtniszellen
von Erik Haaf am 09.08.2021 um 9:56 Uhr
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AW: Gedächtniszellen
von Redaktion DAZ am 11.08.2021 um 11:17 Uhr
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