Die letze Woche

Mein liebes Tagebuch

12.09.2021, 07:30 Uhr

Wir Apothekers können digital – sogar Apothekertage. Und das mit dem E-Rezept kommt auch noch. (Foto: Alex Schelbert)

Wir Apothekers können digital – sogar Apothekertage. Und das mit dem E-Rezept kommt auch noch. (Foto: Alex Schelbert)


9. September 2021

Mehr zum Thema DAV-Portal: Vor Kurzem wurde bekannt, dass der Deutsche Apothekerverband (DAV) eine neue Digitalgesellschaft, die GEDISA, gründen will. Über sie soll u. a. der Betrieb des DAV-Portals laufen, das als notwendige Plattform angesehen wird, um digitale Aufgaben zu bewältigen. Für den DAV als eingetragenem Verein wird es allerdings als problematisch angesehen, so ein Portal zu betreiben, haftungsrechtlich und natürlich auch finanziell, zumal der DAV sein Geld aus dem ABDA-Haushalt bekommt. Was mittlerweile auch bekannt ist: Gesellschafter der GEDISA sollen die 17 Landesapothekerverbände werden. Und welche Kosten kommen da auf die Landesverbände zu? Auf der Mitgliederversammlung des Apothekerverbands Westfalen-Lippe (AVWL) war zu vernehmen, dass auf den AVWL mit einer Beteiligung an der GEDISA „erhebliche finanzielle Verpflichtungen in den kommenden Jahren zukommen“ werden, wie es der frischgebackene AVWL-Chef Thomas Rochell formulierte. In Zahlen: Allein für den AVWL bedeutet das rund 1 Million Euro pro Jahr. Mein liebes Tagebuch, kein Pappenstiel, erst recht nicht, wenn man bedenkt, dass das Gesamthaushaltsvolumen des AVWL 3,7 Mio. Euro beträgt. Für Rochell ist es klar: Die Mitgliederversammlung muss entscheiden, ob sich der Verband als Gesellschafter einbringen will. Allerdings fehlen dafür noch die Entscheidungsgrundlagen wie Business- und Finanzplan sowie Infos zum Personalbedarf und zur Betriebsstätte. Und ja, was bekommt man dann von der GEDISA dafür? Was soll sie leisten? Es gibt noch Informationsbedarf! Was auf der AVWL-Mitgliederversammlung auch zur Sprache kam: die geplanten pharmazeutischen Dienstleistungen. Sie sind für Rochell ein Lichtblick, er ließ aber auch wissen, dass man sich mehr Honorar als die 150 Mio. Euro wünscht und, ja, deutlich mehr Transparenz von der ABDA, was im Dienstleistungspaket enthalten ist. Mein liebes Tagebuch, die liebe Transparenz von Seiten der ABDA – hatte dies nicht auch die neue Präsidentin versprochen?

 

Ab 1. Juli 2021 gibt’s das E-Rezept in Deutschland! Hieß es mal. Aber dann kam gleich der Rückzieher: Aber erstmal nur in der „Fokusregion Berlin-Brandenburg“. Also, die Fokusregion als Testregion. Nun gut, kann ja nicht verkehrt sein: Testen wir mal, ob und wie es läuft. Allerdings sollte man zweieinhalb Monate später schon erwarten können, dass das eine oder andere E-Rezept ausgestellt wurde und dass schon der eine oder andere (Test-)Patient in einer der beteiligten Apotheken seinen Papierausdruck des E-Rezepts vorlegte – an ein E-Rezept auf dem Smartphone wollen wir erstmal gar nicht denken. Mein liebes Tagebuch, die DAZ-Redaktion bemühte sich redlich, eine Apotheke zu finden, die mit einem E-Rezept konfrontiert war: Fehlanzeige. Und auf die Fragen, wie viele E-Rezepte bislang ausgestellt wurden und wie viele Arztpraxen und Apotheken eigentlich mitmachen, wollen oder können die beteiligten Apothekerverbände Berlin und Brandenburg nicht antworten. Die ABDA verweist wiederum auf die Gematik. ebenso die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und die Shop Apotheke, die ebenfalls beteiligt ist. Von der Gematik heißt es, dass die Testphase momentan noch laufe. Diese werde wissenschaftlich begleitet und evaluiert. Mein liebes Tagebuch, irgendwie frustrierend, oder? Wenn selbst von der Gematik nicht zu erfahren ist, wie viele Rezepte ausgestellt wurden und wie viele Ärzte teilnehmen… Und wie war das doch gleich: Ab 1. Januar 2022 soll es bundesweit das E-Rezept geben?

 



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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8 Kommentare

Modellprojekt

von Dr. Radman am 12.09.2021 um 14:12 Uhr

...Ich habe gehört, dass sich nur eine Apotheke und nur eine Praxis an das E-Rezeptmodellprojekt beteiligt haben. Und das ist nach ca. 3 Monaten.

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Gießkanne

von K.Stülcken am 12.09.2021 um 11:15 Uhr

Was spricht eigentlich gegen die Gießkanne? Eine dynamisierte Basishonorierung sollte doch wohl endlich selbstverständlich werden. Das Prinzip der Mischkalkulation sollte den Kassen vielleicht auch nochmal erläutert werden. Danach kann man über zusätzliche Dienstleistungen reden.

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AW: Gießkanne

von Karl Friedrich Müller am 12.09.2021 um 13:19 Uhr

Die Krankenkassen. Die sagen zu allem einfach nein. Weil sie es können und sie uns nicht das Schwarze unter dem Nagel gönnen, Blockadehaltung.,wir sind zu schwach, irgendwas durchzusetzen. Auch Schiedsgerichte helfen da nicht weiter. Es geht vermutlich darum, schon bezahlte Dienstleistungen zuzulassen, aber zu einem unterirdischen Preis. So wie es in allen Beteichen gemacht oder versucht wird. Siehe HiMi. Wenn Rx nicht staatlich festgelegt wäre, hätten wir da den gleichen Zirkus. So versucht man uns durch Zulassen von Versendern zu drücken. Passt alles ins Schema.
Unsere ABDA macht den Wahnsinn mit -geheim- , damit wir erst meckern können, wenn es zu spät ist. Ich glaube nicht, dass noch eine flächendeckende Apothekenlandschaft angestrebt wird. Es heißt ja schon in den Kreisen, dass Versender wunderbar die Lücken füllen können. Den Apotheken wird dann auch noch die Schuld an den Lücken zugeschoben.
Es wäre längst Zeit, die Vergütung für uns allgemein anzuheben. Und nicht ständig noch zu kürzen. Dafür bekommen wir ständig „schon eingepreiste“ Aufgaben dazu. Auch eine Form der Kürzung.,
Die Kassen blockieren, der Politik ist es egal.

Rentabel?

von Ulrich Ströh am 12.09.2021 um 9:07 Uhr

Ob Plattformen oder pharmazeutische Dienstleistungen…

Die Rentierlichkeit der Offizinapotheken für beides ist nicht darstellbar für die pharmazeutische Zukunft!

Warum lassen wir es kommentarlos zu ?

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Pharmazeutische Dienstleistungen

von Karl Friedrich Müller am 12.09.2021 um 8:39 Uhr

Lieber Herr Ditzel,
Sollten von ALLEN Apotheken erbracht werden können.
Das ist nicht Impfen.
Es kommt natürlich darauf an, was man damit erreichen will.
Eine Förderung aller Apotheken (wohl eher dann nicht) oder eine weitere Aufspaltung in Verbünde, Clan Apotheken, Ketten und halt „Buden“, die ausgemerzt werden.
Es ist freilich auch sinnvoll , die paar Euro (umgerechnet auf alle Apotheken) nicht im Gieskannenprinzip zu verteilen. Eine Dienstleistung muss sich auch lohnen! Sonst kann man das Geld gleich in die Notdienstvergütung stecken oder dem Honorar zuschlagen. Bringt halt kein „Imagegewinn“. Geschlossene Apotheken aber auch nicht.
Scheinbar gilt überall das Prinzip: wer schon hat, dem wird gegeben.
Ich finde es krass, dass auch bei der DAZ die normale Apotheke nicht mehr vorkommt, uns dafür Ausnahmeerscheinungen vor die Nase gehalten werden. Es ist halt nicht jeder ein Schittenhelm.

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AW: Pharmazeutische Dienstleistungen

von Karl Friedrich Müller am 12.09.2021 um 9:11 Uhr

PS: ist IMPFEN tatsächlich eine „pharmazeutische“ Dienstleistung? Nein, oder?
Ich sehe ärztliche Handlungen nicht als unseren Kompetenzbereich.

AW: Pharmazeutische Dienstleistungen

von Torben Schreiner am 12.09.2021 um 9:46 Uhr

In unserer Nachbarschaft drohen schon Mitglieder des Hausärzteverbundes denen, an den Modellprojekt-teilnehmenden Apotheken, mit Doc Mo.
Was bringt es uns immer weiter die Ärzteschaft zu erzürnen?
Impfen ist keine pharm. Tätigkeit.

AW: Pharmazeutische Dienstleistungen

von Conny am 12.09.2021 um 10:37 Uhr

@Herrn Schreiner : dummerweise hängen wir am Tropf der Ärzte.Es werden sich noch viele wundern, wo die ganzen Rezepte durch das E-Rezept hinwandern werden

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